Augsburg
Empörung über Bischof Zdarsa

07.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:51 Uhr
Plant eine umfangreiche Strukturreform im Bistum Augsburg: Bischof Konrad Zdarsa. −Foto: Stark

Augsburg (DK) Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa gerät unter Druck: nicht von Kirchenfeinden, sondern Katholiken. Nach dem verheerenden Echo, das die Pläne für die Neuordnung des Bistums ausgelöst haben, sorgt jetzt das Verbot einer Lesung des ehemaligen bayerischen Kultusministers Hans Maier für großen Unmut in der Diözese.

Vor einer Woche waren die Eckpunkte für die künftige Gestaltung des Bistums Augsburg bekannt geworden: Vor allem die Laien fühlen sich vor den Kopf gestoßen, sehen die Pläne doch unter anderem die Auflösung der Pfarrgemeinderäte vor. Derzeit warten viele Katholiken auf den ersten Fastensonntag, an dem Zdarsa zum ersten Mal selbst Stellung zu dem umstrittenen Vorhaben nehmen will.  Zusätzlich verunsichert sind die Katholiken in der Diözese wegen der Affäre um eine Lesung des früheren Kultusministers Maier. Auf Einladung der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) Schwaben sollte er am 30. März im katholischen Tagungszentrum Sankt Ulrich in Augsburg aus seiner Biografie lesen. In einer kurzen Passage geht es darin auch um die Schwangerenkonfliktberatung „Donum Vitae“, die Maier seit vielen Jahren unterstützt. In einem Brief an die KEG hatte Zdarsa darum gebeten, von der Veranstaltung in Sankt Ulrich abzusehen. „Bischof Dr. Konrad Zdarsa möchte nicht, dass in kirchlichen Räumen eine Buchvorstellung und Lesung stattfindet, in der die Arbeit von ,Donum Vitae’ befürwortet wird“, sagte ein Sprecher gestern. Katholiken hatten die Organisation gegründet, nachdem die deutschen Bischöfe auf Weisung des Papstes aus der Beratung abtreibungswilliger Schwangerer ausgestiegen waren.
 
Vertreter der KEG reagierten mit Unmut auf die Weisung Zdarsas. „Bei uns herrscht Bedauern, Enttäuschung und auch eine gewisse Empörung“, sagte Pressesprecher Karl Landherr auf Anfrage. Er könne nicht nachvollziehen, wie der Bischof „einer solchen Persönlichkeit“ den Auftritt in einem katholischen Haus verwehren könne. Der 80 Jahre alte Politikprofessor Maier war von 1970 bis 1986 bayerischer Kultusminister. Zudem war er von 1976 an zwölf Jahre lang Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken. Für sein Wirken erhielt er etliche Auszeichnungen.
 
Auch Maier selbst reagierte mit Unverständnis auf Zdarsas Vorgehen. „Mich hat die Reaktion verwundert, und sie hat mich auch verletzt“, sagte Maier unserer Zeitung. In einem Brief an den Bischof fordert der ehemalige Minister eine Erklärung.
 Zdarsa ist aber nicht der erste Bischof, der Maier eine Lesung untersagt: Kürzlich hatte der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller eine Lesung Maiers wegen dessen Engagement für „Donum Vitae“ verboten. In einer Krisensitzung entschied der KEG-Bezirksvorstand, die in Augsburg geplante Lesung in die evangelische Gemeinde Sankt Anna zu verlegen. „Es ist schon erstaunlich, dass Evangelische einspringen müssen, wenn Katholiken Katholiken ausschließen“, kommentierte Maier die Entwicklung.