Augsburg
Neues Vertrauen durch Offenheit

Ehemaliger Vatikanbank-Chef Ernst von Freyberg sieht Geldinstitut wieder auf gutem Weg

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Ernst von Freyberg beim Herbstgespräch der Arbeitgeber in Augsburg - Foto: Wenisch

Augsburg (DK) Nach Ansicht des früheren Präsidenten der Vatikanbank, Ernst von Freyberg, hat sich das Geldhaus von den zahlreichen Skandalen der vergangenen Jahre gut erholt. „In den Jahren 2012/2013 war die Vatikanbank auf dem Tiefpunkt ihrer Geschichte“, sagte von Freyberg am Dienstagabend beim Herbstgespräch der schwäbischen Arbeitgeberverbände in Augsburg.

Seitdem habe die Bank es aber geschafft, durch Offenheit viel Vertrauen zurückzugewinnen.

Papst Benedikt XVI. hatte von Freyberg im Februar 2013 kurz vor seinem Rücktritt als Pontifex zum Chef der Vatikanbank ernannt, die zu dieser Zeit immer wieder mit Geldwäsche und Steuerhinterziehung in Verbindung gebracht wurde. Nach dem Papstwechsel wurde er im Juli 2014 vom Franzosen Jean-Baptiste de Franssu an der Spitze der Bank abgelöst. Inzwischen ist von Freyberg Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger Schiffswerft Blohm+Voss und Mitglied des Aufsichtsrats der Malteser Deutschland.

In den rund eineinhalb Jahren seiner Amtszeit habe er es geschafft, die Bank mit einer Null-Toleranz-Politik gegen kriminelle Machenschaften „auszumisten“, sagte Freyberg. Hunderte Konten seien geschlossen worden, das Geldinstitut des Heiligen Stuhls konzentriere sich nun wieder auf seine Kernaufgaben. Statt Firmenkredite zu vergeben, stehe es nun wieder ausschließlich den Werken der Religion zur Verfügung.

Die Rehabilitierung sei nur mit einer großen Transparenzoffensive möglich gewesen. Die Bank sei aufgrund einer Mischung aus erschreckenden Wahrheiten, Gerüchten und vor allem miserabler Kommunikation stark unter Druck geraten. „Und diese Kommunikation bestand in Schweigen“, kritisierte von Freyberg. Er habe Offenheit daher zur Devise gemacht, Zahlen veröffentlicht und Berichte von unabhängiger Seite überprüfen lassen. Zudem sei ein offener Umgang mit der Presse von besonderer Bedeutung: „Dann bekommt man auch eine faire Berichterstattung.“ Auch in anderen Bereichen rief er die katholische Kirche zu mehr Transparenz auf. So sagte er mit Blick auf den umstrittenen früheren Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und die Missbrauchsskandale, dass ein offener Umgang mit Problemen für die Kirche von herausragender Bedeutung sei. „Jeder Christ hat das Recht zu erfahren, was in seiner Kirche passiert“, mahnte von Freyberg.

Zuvor hatte der Vorsitzende der schwäbischen Bezirksgruppe der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Philipp Erwein Prinz von der Leyen, die Unternehmer aufgerufen, auch weiterhin soziale Verantwortung zu übernehmen. Er lobte, dass die Konzerne bereits zahlreiche freiwillige Projekte unter anderem zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, zur Integration Behinderter oder im Bereich Umweltschutz vorantrieben.

Ex-Vatikanbankchef von Freyberg betonte, dass soziale Verantwortung für die Kirche als Unternehmen keine freiwillige Aufgabe, sondern die Mission sei. Mit 1,2 Millionen Mitarbeitern seien die katholische und die evangelische Kirche nach dem öffentlichen Dienst der zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland. Auch deshalb sei Transparenz von besonderer Wichtigkeit und viel entscheidender als für einen Privatunternehmer. Besonders die Diözesen und die Werke müssten versuchen, sich möglichst offen zu zeigen, um das Vertrauen der Gläubigen nicht zu verspielen.