Augsburg
Ist der Nachbar der Doppelmörder?

31-Jähriger soll zwei Frauen getötet haben: Prozess in Augsburg beginnt im Oktober

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Augsburg (DK) Wird er reden? Das ist eine der großen Fragen, wenn am 4. Oktober vor dem Landgericht Augsburg der Prozess gegen den mutmaßlichen Doppelmörder beginnt. Der 31-Jährige, der seine beiden Nachbarinnen brutal erstochen haben soll, schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Nach zehn Tagen bangen Wartens bedeuteten fünf Worte schreckliche Gewissheit: "Die beiden Frauen sind tot." Gerhard Zintl beendete damit endgültig jedwede Hoffnung, dass die beiden vermissten Frauen, die 50-jährige Beate N. und ihre 49-jährige Lebensgefährtin Elke W., aus Hirblingen im Landkreis Augsburg noch lebend gefunden werden.

Zintl, der zwei Tage vor Heilig Abend die Nachricht übermittelte, ist Leiter der 35-köpfigen Soko Hirblingen. Sie wurde kurz nach dem 11. Dezember 2016 eingerichtet, als das lesbische Pärchen als vermisst gemeldet worden war. Bereits zwei Tage lang hatten die Frauen zu niemandem mehr Kontakt. Schließlich stand für die Ermittler fest: Ein Verbrechen ist passiert. Denn einfach zu verschwinden sei für die beiden "untypisch" gewesen, Details in der Wohnung hätten die Beamten "nicht mit den Opfern in Einklang bringen können". Zumal diese penibel sauber gewesen sei. Dennoch machte die Spurensicherung Blutrückstände sichtbar. Für die Polizei war klar: Die Wohnung ist der Tatort.

Der Mann, dem ab dem 4. Oktober vor dem Landgericht Augsburg der Prozess gemacht wird, ist der Nachbar der beiden. Bald sah die Polizei in ihm den Hauptverdächtigen. Er sei während der Ermittlungen als Einziger aus dem direkten Umfeld des Paares "nicht greifbar" gewesen, erörterte Zintl damals. Als der als Fahrzeugführer tätige Mann schließlich zu einer Befragung auf der Wache erschien, sei es "undurchsichtig" gewesen, wie er die Tage zuvor verbracht hat. "Deshalb haben wir ihn festgenommen."

Wenig später, am 13. Tag nach dem Verschwinden der vermissten Frauen, gruben Beamte ihre beiden Leichen aus. 2,5 Kilometer von deren Wohnhaus entfernt in der Nähe einer Kläranlage. Bei der Obduktion habe man zahlreiche Stichverletzungen festgestellt.

16 Verhandlungstermine sind im Fall Hirblingen angesetzt. Zahlreiche Indizien führt die Staatsanwaltschaft gegen den Angeklagten vor. Am stärksten wiegt, dass der 31-Jährige nach dem 9. Dezember, der Todestag der Frauen, offenbar mit zwei von drei EC-Karten der Opfer Geld abgehoben hat. Mehr als 5000 Euro in verschiedenen Banken in Bayern und Tschechien. Auf Raubmord aus Habgier klagt daher die Staatsanwaltschaft.