Augsburg
Gerangel um Speicherkarte

Prostituierte sagen gegen Ex-Abgeordneten Linus Förster aus

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Seit Dezember sitzt Linus Förster in U-Haft. Ein Polizist nimmt ihm zum Prozessbeginn am Montag die Handschellen ab. −Foto: Puchner/dpa

Augsburg (DK) Wenig Prozess, viele Unterbrechungen - so verlief der dritte Verhandlungstag im Fall Linus Förster, der sich derzeit wegen Missbrauchs widerstandsunfähiger Frauen und des Besitzes von Kinderpornos vor dem Augsburger Landgericht verantworten muss.

Zu Wort kam am Freitag vor allem die Ex-Prostituierte, die den ehemaligen Landtagsabgeordneten im Herbst 2016 angezeigt hatte.

Eigentlich hätte die Frau, ebenso wie eine ihrer früheren Kolleginnen, bereits am Donnerstag vor dem Augsburger Landgericht aussagen sollen. Doch die beiden kamen nicht. Ihre Begründung: Die Fahrt aus dem Taunus sei zu weit und zu teuer. Das Landgericht verhängte daraufhin gegen beide ein Ordnungsgeld von 500 Euro und erließ einen Vorführbefehl. Damit wären die Frauen am Freitag notfalls von der Polizei zur Verhandlung gebracht worden.

Die ehemalige Prostituierte hatte die Ermittlungen gegen Förster mit ihrer Anzeige erst ins Rollen gebracht. Vor dem Landgericht sollte sie am Freitag schildern, was am 9. September 2016 passiert war. Da die Asiatin nur schlecht Deutsch spricht, gestaltete sich ihre Aussage allerdings etwas schwierig. Richter Lenart Hoesch musste beinahe jede Frage mehrfach umformulieren. Im Wesentlichen bestätigte sie jedoch, was bereits in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft steht.

Demnach hat Förster versucht, den Geschlechtsverkehr mit einer Kamera festzuhalten. Die Frau bemerkte dies, nahm die Kamera an sich und lief damit in einen Nebenraum zu ihrer Kollegin. Förster sei das gar nicht recht gewesen, erinnert sich die Asiatin vor Gericht, er habe immer wieder gesagt, wie teuer die Kamera gewesen sei. Sie habe ihm das Gerät zurückgegeben, die Speicherkarte jedoch behalten. Daraufhin sei es zu einem Gerangel um die Karte gekommen, bei dem der Angeklagte die Prostituierte aufs Bett geworfen und am Finger verletzt habe. "Ich habe gesagt, ich rufe die Polizei und dann hat er sich angezogen und ist gegangen", sagte die Frau dem Richter. "Aber er wollte am nächsten Tag wiederkommen und die Karte holen."

Sie habe nach diesem Vorfall zunächst nicht mehr gearbeitet. Der 52-Jährige habe ihr mit seiner lauten Stimme und der Androhung, zurückzukommen, Angst gemacht. Mittlerweile hat die Frau die Tätigkeit als Prostituierte aufgegeben und arbeitet in einem China-Restaurant. Ihre frühere Kollegin, die ähnlich wenig Deutsch spricht, bestätigte ihre Aussage. Die Verhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt, ein Urteil wird dann am Freitag erwartet. ‹Œ Foto: Puchner/dpa