Regensburg
Auf Schienen in die Zukunft?

Regensburg könnte eine Stadtbahn bekommen - Im Mai will der Stadtrat eine Grundsatzentscheidung treffen

25.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:01 Uhr

Regensburg (DK) Regensburg war schon immer eine ehrgeizige Stadt. Im Mittelalter stand sie im Zentrum europäischer Machtgefüge. In den 1970er-Jahren schwang sie sich erfolgreich zur Universitätsstadt auf. Jetzt will der Grünen-Bürgermeister Jürgen Huber die stetig wachsende Stadt auch verkehrstechnisch in die Zukunft führen: Regensburg soll eine Stadtbahn bekommen.

Bürgermeister Jürgen Huber vom Bündnis 90/die Grünen meint es ernst, Regensburg brauche eine Stadtbahn. Seit Jahren wird diskutiert, gerechnet und verworfen. "Dabei kann die Stadt schon jetzt kaum mehr Straßen bauen", sagt Huber im Gespräch mit unserer Zeitung. Und schon jetzt erstickt die Stadt in Verkehrs-Chaos, Luftverschmutzung und erheblichem Verkehrslärm. Die Stadtbahn wäre also kein Prestigeobjekt, sondern eine Notwendigkeit. "Das sehen jetzt viele ein", sagt Huber. Im Mai will der Regensburger Stadtrat eine Grundsatzentscheidung treffen: Spurbusse oder Stadtbahn. Und es wird, glaubt man Huber, "keine ideologische Entscheidung werden, sondern eine einmütige." Den Spurbussen räumen auch Experten wenig Zukunft ein.

2006 war die Wiedereinführung der Regensburger Tram erst einmal vom Tisch. Zu teuer, nicht förderbar, hieß es damals aus dem Rathaus. Huber erklärt die damalige Entscheidung mit einem falschen Ansatz. Man ging von einer Straßenbahn aus, die das gesamte Stadtgebiet erfasst. "Das war natürlich nicht finanzierbar für eine Stadt wie Regensburg." Inzwischen ist nur noch von einer Nord-Süd-Trasse die Rede. Sie soll an die Grenze zum Landkreis führen und dort zu Bahnhöfen. Das käme auch vielen Pendlern aus der Region zugute. Von Wutzelhofen im Norden bis runter in den Süden zur Uniklinik und nach Burgweinting.

Huber spricht von der "Dienstleistungsbanane". Die Strecke verbindet das Einkaufszentrum mit dem Hauptbahnhof und führt auch über einen Bogen zur Altstadt. Große Teile des Busverkehrs könnten ersetzt werden. Was nicht nur den Verkehr in der zunehmend enger werdenden Stadt entzerren würde, sondern den ÖPNV auch umwelttechnisch aufwertet. Selbstverständlich soll am Ende alles mit Ökostrom betrieben werden.

Das überaus ehrgeizige Projekt liegt dem Regensburger Umweltreferent schon lange am Herzen. Schätzungen zufolge könnte es rund 450 Millionen Euro kosten. Huber rechnet mit rund 80 bis 90 Prozent Förderung durch den Bund und den Freistaat. Eine Utopie sei die Stadtbahn deshalb längst nicht mehr, so Huber. Das liege auch daran, das die neue Trassenführung laut einem Gutachten "förderfähig im Sinne des Gemeindefinanzierungsgesetzes" sei.

In der Bevölkerung kommt die Stadtbahn gut an. Allerdings rechnet der langjährige Bürgermeister auch mit Widerstand. "Wenn dann die erste Schraube für eine Oberleitung irgendwo in eine Häuserwand geschraubt werden soll, werden sich die ersten melden", sagt er. Bis dahin werden aber wohl noch einige Jahre ins Land gehen. Sollte der Stadtrat im Mai die Stadtbahn beschließen, wäre der nächste Schritt eine konkrete Planung.

Bisher steht nur fest, dass es ein modernes umweltfreundliches Verkehrssystem sein soll, mit einer eigenen Trasse. Aus diesem Grund spricht Huber ungern von einer Renaissance der Tram, die zwischen 1903 und 1964 durch die Altstadt kurvte. Der Unterschied zur geplanten Stadtbahn ist nicht unerheblich. Eine Straßenbahn würde per Definition auch auf der Straße fahren, an jeder Ampel halten und die gleichen Probleme verursachen wie ein Bus, erklärt er. Eine echte Verbesserung ist daher nur mit der eigenen Trasse möglich.

Flora Jädicke