Altomünster
Gekommen, um zu bleiben

Birgittenkloster in Altomünster soll aufgelöst werden, doch Schwester Apollonia wehrt sich

26.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Gute Miene zum bösen Spiel: Schwester Apollonia ist sauer, weil das Auflösungsverfahren des Birgittenklosters ihrer Meinung nach rechtswidrig ist. - Foto: Huber

Altomünster (AK) Das riecht nach Ärger: Das Birgittenkloster in Altomünster steht kurz vor der Schließung, man wartet nur noch auf die offizielle Bestätigung aus Rom. Schwester Apollonia hält das Auflösungsverfahren für rechtswidrig. Sie wehrt sich dagegen.

Die Zukunft des Birgitten-klosters in Altomünster ist weiter unklar. Zumindest hat die Schönbrunner Generalvikarin und apostolische Kommissarin, Schwester Gabriele Konrad, inzwischen ihren "Inventurbericht" abgeschlossen und an den Vatikan geschickt. Das Ergebnis ist eindeutig, demnächst wird mit dem offiziellen Auflösungs-Dekret aus Rom gerechnet. Was dann mit dem ortsbildprägenden Gemäuer passiert, vermag derzeit niemand einzuschätzen. Am allerwenigsten Priorin Schwester Apollonia, die alles andere als gut auf das Erzbistum München-Freising zu sprechen ist: "Das ganze Verfahren ist rechtswidrig", erklärte die 61-Jährige.

"Ich verstehe, dass ihr dieser schmerzvolle Prozess weh tut. Es gilt, die Realität zu betrachten", meint dazu Schwester Gabriele Konrad. Sie war im Dezember vergangenen Jahres von der vatikanischen Ordenskongregation zur apostolischen Kommissarin des St.-Birgitta-Klosters ernannt worden mit der Aufgabe, "die Gemeinschaft auf dem Weg zur unvermeidlichen Auflösung des Klosters zu leiten". Die konkrete Auflösung war damit noch nicht beschlossen, sie ist aber unausweichlich. Zu diesem Ergebnis kommt Schwester Gabriele Konrad in ihrem jetzigen Bericht, für den sie die aktuelle Situation genau analysiert habe.

Es krankt insbesondere bei der personellen Situation. Eine klösterliche Gemeinschaft muss aus mindestens drei Schwestern bestehen, zum Kloster Altomünster gehören aus Sicht der Generalvikarin aber nur noch die Priorin und eine weitere Schwester, die außerhalb des Klosters lebt. "Falsch", sagt dazu Schwester Apollonia und spricht von "drei bis vier" Bewohnerinnen, darunter eine Postulantin. "Falsch", erwidert dazu Schwester Gabriele Konrad. Als Postulantinnen werden Frauen bezeichnet, die in einem gewissen Zeitraum auf ein Leben in einer klösterlichen Gemeinschaft vorbereitet werden. "Doch wie soll man auf eine klösterliche Gemeinschaft vorbereitet werden, die es nicht mehr gibt", so Schwester Gabriele Konrad.

Die Generalvikarin hat auch bei den baulichen Gegebenheiten einen Mängel festgestellt. In den zurückliegenden Jahrzehnten sei nicht einmal das Notwendigste unternommen worden, um die Bausubstanz zu erhalten. Schwester Gabriele Konrad rechnet mit einer baldigen Entscheidung des Vatikans, sprich der offiziellen Auflösung der eigenständigen Klosterniederlassung. In dem Dekret werde dann auch bestimmt, wer die Rechtsnachfolge antritt. Das ist insbesondere für die Gemeinde Altomünster wichtig, die ein großes Interesse daran hat, dass es für das Klostergebäude inmitten des Marktes eine Zukunft gibt. Bürgermeister Anton Kerle will gleich nach der Sommerpause im Gemeinderat Ideen sammeln. Zumindest ein Teil des Klosters, so die Hoffnung, kann als geistliches Zentrum erhalten werden. Zu den offenen Fragen gehört nicht zuletzt die Zukunft von Schwester Apollonia. Wie die Schönbrunner Generalvikarin dazu erklärte, werde man gemeinsam mit der Priorin eine Vereinbarung treffen, in welchem Kloster sie künftig eine neue Heimat finden wird.

Die Betroffene selbst hat dazu klare Vorstellungen. Sie habe 25 Jahre lang ihre ganze Kraft dem Kloster in Altomünster gewidmet. "Da will ich jetzt auch anständig behandelt werden und lasse ich mich nicht mittellos irgendwohin schicken", sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Klar sei, dass sie nicht im Erzbistum München-Freising wohnen wolle, "mit denen will ich nichts mehr zu tun haben". Das komplette Verfahren sei rechtswidrig. "Das Kloster besitzt einiges, das die Augen des Ordinariats begierig macht", unterstrich sie mit überraschend klaren Worten. Als "Gottes letzte Hausbesetzerin", so wie dieser Tage eine Boulevardzeitung titelte, will die 61-Jährige nicht bezeichnet werden. Dieser Widerstand habe auch gar nichts mit ihrem Gehorsamsgelübde als Ordensfrau zu tun.

Den Beitrag in der Boulevardzeitung, in dem Schwester Apollonia beklagt, ihr sei das Konto gesperrt worden und sie werde behandelt wie ein Terrorist, hat auch Schwester Gabriele Konrad gelesen. Das stimme sie sehr traurig, von der verheerenden Außenwirkung ganz abgesehen. Schwester Apollonia bestätigt derweil weitgehend ihre im Boulevardblatt zitierten Aussagen. Richtig sei auch, dass sie gerne "Asterix und Obelix" schaut, jene Comic-Helden, die sich der römischen Besatzung überaus erfolgreich widersetzten.