Neuburg
Schafkopf mit Gerd Müller, Zelten mit der Freundin

27.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Vielleicht besucht sie ihn mal in den Ferien: Linda Werner (11) und ihr Opa Fritz Goschenhofer (73). - Foto: Belzer

Neuburg (DK) 60 Jahre ist es her, dass Fritz Goschenhofer Schüler war. Seine Enkeltochter Linda Werner kommt bald in die sechste Klasse. Zum Start in den Sommer berichten sie von den großen Ferien damals und heute.

Sie hat sich viel vorgenommen für die großen Ferien, aber so richtig glücklich ist sie trotzdem nicht: Heute ist Lindas letzter Schultag in der fünften Klasse des Neuburger Descartes-Gymnasiums - und wenn die kommenden sechs Wochen vorbei sind, dann werden sie und ihre beste Freundin Sophie nicht mehr in einer Klasse sein. Linda hat als zweite Fremdsprache Französisch gewählt, Sophie Latein.

Aber die Sommerferien haben die beiden Mädchen noch zusammen - und wollen die Zeit, so gut es geht, nutzen. Gleich morgen starten die Elfjährigen ins Zeltlager. Mit der Katholischen Landjugendbewegung geht es für eine knappe Woche ins Altmühltal. Lagerfeuer, Sportwettkämpfe, Wandern: Es ist das erste Mal, dass Linda so lange allein von daheim weg ist. Ihr Zuhause, das ist Neuburg. Hier wohnt sie mit ihrem älteren Bruder Dominique und ihren Eltern in einem schmucken Einfamilienhaus. Opa Fritz Goschenhofer ist auch regelmäßig da - wenn er nicht gerade unterwegs ist. Der 73-Jährige ist in Kreistag und Stadtrat aktiv und Kreisvorsitzender des Bayerischen Landes-Sportverbandes.

Und auch wenn Opa und Enkeltochter ihre Sommerferien unter komplett anderen Vorzeichen verbracht haben, beziehungsweise verbringen, sind ihre Interessen doch ähnlich. Denn auch Opa Fritz war in den 1950er-Jahren mit seinen Freunden gerne beim Zelten. "Nur sind wir da nicht mit dem Auto oder Bus hingefahren, sondern mit dem Radl", erzählt der 73-Jährige. Damals, in seiner Kindheit und Jugend in Nördlingen im Landkreis Donau-Ries, etwa zehn Jahre nach Kriegsende, da gab es fast keine Autos. "Und wenn ich mich recht erinnere, haben wir sogar am Anfang die Fahrräder ausgeliehen." Seine Eltern waren nicht wohlhabend, aber auch nicht in großen finanziellen Nöten. Trotzdem war Fritz Goschenhofer froh, wenn er sich als kleiner Bursche ein paar Groschen dazuverdienen konnte - und das ging ausgezeichnet als Ministrant auf Hochzeiten. "Dafür musste ich allerdings die ganzen Gebete auf Latein auswendig lernen", erzählt er und lacht verschmitzt. Aber es hat sich gelohnt: Mit dem verdienten Geld konnte er sich das eine oder andere Mal eine Breze oder kleine Süßigkeiten kaufen. "Daheim gab es immer nur Brot", erinnert er sich.

Enkeltochter Linda hat auch ein bisschen von ihrem Taschengeld gespart. Sie möchte mit ihren Freundinnen in den Ferien einen Tag in den Westpark nach Ingolstadt zum Shoppen fahren - mal ohne die Eltern. "Und dann essen wir noch ein Eis", erzählt sie von ihren Plänen. Die eine oder andere Übernachtungsparty mit den Klassenkameradinnen ist auch schon organisiert. Mit ihrem Bruder und Mama und Papa besucht sie außerdem einen Tag lang das weltberühmte Schloss Neuschwanstein - das hat sie sich gewünscht. "Da würde ich auch gerne wohnen", schwärmt die Elfjährige. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, möchte sie auch noch ein paar Tage auf einem Reiterhof verbringen. Sport spielt in Lindas Leben sowieso eine große Rolle: Drei- bis viermal wöchentlich trainiert sie bei den Donaunixen das Synchronschwimmen, außerdem ist sie in der Städtischen Schule für Tanztheater beim Ballettunterricht. Die Leidenschaft für den Sport teilt sie übrigens auch mit ihrem Opa Fritz. Der hat früher in Nördlingen Handball gespielt - und sich nach dem Training mit dem wohl berühmtesten Nördlinger zum Schafkopfspielen getroffen: Fußballlegende Gerd Müller.

"Grundsätzlich hat es damals natürlich all die Annehmlichkeiten nicht gegeben, die Linda heute hat", sagt Fritz Goschenhofer. "Unser Schwimmbad war ein abgetrennter Bereich des Bachs Eger, der war total dreckig. Und andere Schüler mussten ihren Eltern auf den Feldern bei der Ernte helfen. Das war Kinderarbeit." Es waren andere Zeiten. Aber keine schlechten Zeiten. In den Ferien war der junge Fritz Goschenhofer mit Schwester und Cousin auch regelmäßig bei seinem Opa, der hatte 25 Hasen, die später im Kochtopf gelandet sind. Und Linda, besucht die ihren Opa auch mal in den nächsten sechs Wochen? "Vielleicht", sagt die Elfjährige. "Wenn ich Zeit hab', dann fahr' ich mal zu ihm." Die Sommerferien sind nun mal nicht ewig lang, da müssen Prioritäten gesetzt werden.