Beim
Wild geworden

Ein 400 PS starker Fünfzylindermotor macht aus dem Audi A3 eine kleine Bestie: den RS3

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Perfekte Verarbeitung: Leder-Sportsitze mit dem Audi-RS-Logo, abgeflachtes Lenkrad mit Alcantara-Teilbezug.

Beim Wort "exotisch" denken die meisten wohl an Obst oder Reisen. Dass es auch eine ganz seltene Art von Motoren gibt, dürfte dagegen den wenigsten in den Sinn kommen. Doch diese Spezies existiert tatsächlich. Und zwar ausgerechnet bei Audi - einer Marke aus dem Volkswagen-Reich. Eigentlich schauen die Herrscher dort streng auf die Rendite, weshalb viele Teile aus irgendwelchen Baukastensystemen kommen. Doch beim Sahnestück einer Baureihe kann man ja einmal eine Ausnahme machen. Das RS-Label tragen nur die Audis der höchsten Leistungsstufe. Deshalb haben die Ingolstädter dem RS3 nicht einfach irgendeinen Motor eingepflanzt - sondern einen Fünfzylinder. Den gibt es bei keiner anderen Marke mehr.

Fünfzylinder? Der Laie mag da mit den Achseln zucken - dem Liebhaber läuft das Wasser im Mund zusammen. Und zwar nicht nur weil Audi den 2,5-Liter-TFSI überarbeitet und auf satte 400 PS aufgebohrt hat - das sind 33 PS mehr als beim Vorgängermodell. Sondern vor allem wegen des unorthodoxen, rauen Sounds. Das Geheimnis dahinter lautet: 1-2-4-5-3. Das ist die Zündreihenfolge - was bedeutet, dass zweimal zwei direkt nebeneinander liegende Zylinder zünden, zum Schluss folgt der in der Mitte. "Das bringt einen speziellen Rhythmus und Klang mit sich", sagt Stephan Reil, Entwicklungschef von Audi Sport. Es wird sozusagen das "Unrunde" nochmal betont.

Den gleichen Motor wie der RS3 trägt bereits seit einem halben Jahr der TTRS in sich. Dort klingt er nach unserem Empfinden noch eine Schippe kräftiger - auch wenn Reil betont, dass der Motor für den RS3 kein bisschen modifiziert wurde. Wie auch immer. Schon beim Anlassen wandern die Mundwinkel nach oben, denn der RS3 rotzt erst mal frech einen Gasstoß raus. Und wenn die Hände dann langsam feucht werden, freut sich der Fahrer über das teils mit Alcantara bezogene Sportlenkrad, das erstklassig in der Hand liegt.

Den Druck aufs Gaspedal quittiert der RS3 mit gewaltigem Vortrieb, das maximale Drehmoment liegt bei 480 Newtonmetern. In gerade einmal 4,1 Sekunden spurtet der Audi auf 100 km/h. Dank permanentem Allradantrieb bringt der RS3 seine Leistung problemlos auf die Straße. Für maximalen Grip in den Kurven sorgt eine elektrohydraulische Lamellenkupplung - sie verteilt die Antriebsmomente variabel zwischen den Achsen.

Das Bang & Olufsen Soundsystem kann man sich getrost sparen. Der kernige Fünfzylindersound, begleitet von einem zarten Turboladerpfeifen im Hintergrund, ist Musik genug. Wer's sportlich mag, schaltet am besten mit den Paddels am Lenkrad - dann kann man die Nadel des Drehzahlmessers bis zu 7000 Umdrehungen hochjagen, bevor sie in den Begrenzer läuft. Bei so viel Power hat auch die Konkurrenz das Nachsehen: der BMW M2 leistet 370 PS, der Mercedes A 45 AMG bringt es nach dem Facelift auf 380 PS.

Erstmals gibt es den RS3 nicht nur als Sportback, sondern auch als Limousine. Die ist vor allem für die Märkte in den USA und China wichtig, die mit den bei uns so beliebten "Kombi-artigen" Karosserieformen so überhaupt nichts anfangen können.

Das besondere ist am RS3 der Gegensatz zwischen innen und außen. Während innen viel Leder, schlichtes Design und die perfekte Verarbeitung eine stolze Ruhe ausstrahlen, dominiert außen der Krawall. Und damit ist nicht nur der Sound gemeint. Die Lichter gucken jetzt noch grimmiger drein, der riesige Kühlergrill mit den schwarzen Waben und dem unten groß aufgedruckten "quattro"-Schriftzug lassen kaum noch Fragen offen. Besonders wild kommt der RS3 in Vipergrün.

Die Preise beginnen bei 54 600 Euro für den Sportback und bei 55 900 Euro für die Limousine. Nach oben ist da sicher noch viel Luft. Aber für etwas Exotisches greift man ja gerne mal tiefer in die Tasche. ‹ŒDK