Am
Sonne in der Nacht

Laserlicht, OLED-Leuchten und Scheinwerfer-Drohnen – wie Audi an der Zukunft der Lichttechnik forscht

24.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

 

Am Anfang war das Licht. Genauer gesagt: das „einfache“ Licht. Die gute alte Glühlampe leuchtete jahrzehntelang Generationen von Fahrzeugen den Weg durch die Dunkelheit – bis das Xenon-Licht kam.

Doch auch diese Technik ist inzwischen überholt: Moderne Autos haben LED-Scheinwerfer an Bord. Die neuesten Modelle erlauben das An- und Abschalten einzelner LED-Segmente, wodurch sich entgegenkommende Fahrzeuge aus dem Fernlichtkegel ausblenden lassen – bei Audi nennt sich diese Technik Matrix-Licht und kostet gut 2000 Euro Aufpreis. Auch andere Hersteller haben so etwas inzwischen im Angebot. In den nächsten Jahren wird sich die Zahl der verbauten LEDs vervielfachen – so lassen sich andere Autos immer präziser ausblenden. Längst sind die Scheinwerfer mit dem GPS vernetzt. Das entlastet den Fahrer, der praktisch permanent mit Fernlicht unterwegs sein kann – weil das Licht von alleine erkennt, wann es sich an- und abschalten oder verändern muss. Die Scheinwerfer werden intelligent – und vor allem werden sie immer mehr zum Designobjekt. 

Laserlicht heißt der neueste Trend – bei dem Audi und BMW sich ein heißes Rennen lieferten, wer die Technik ein paar Wochen zuerst auf den Markt bringt. Audi im R8 LMX oder BMW im i8. Wer bei Laser im Auto aber nun an an rote oder grüne Strahlen denkt, mit denen sich notfalls auch mal schnell der Schlagbaum im Parkhaus durchtrennen lässt, liegt falsch. Das Auto-Laserlicht ist ungefährlich – auch für die Augen. Denn es tritt kein Laserstrahl aus. Vielmehr wird ein blauer Laserstrahl auf eine Phosphorscheibe gelenkt, die den Laser in weißes Licht umwandelt und etwas auffächert.

Wobei man in der Euphorie um das Laserlicht zumindest etwas auf die Bremse treten muss: Das Laserlicht wird – zumindest in naher Zukunft – kein Ersatz für das LED-Licht sein. Es ist im Moment vielmehr eine Ergänzung – und zwar im Fernlichtmodus. Dann kann zusätzlich zum LED-Licht ein Laserspot eingeschaltet werden, der einen bestimmten Bereich in der Ferne noch heller erscheinen lässt. Stephan Berlitz, Leiter der Audi-Lichtforschung, demonstriert die Wirkung seines Laserlichts gerne im nagelneuen LAZ – dem Lichtassistenzzentrum. Am Ende des 120 Meter langen Tunnels hat er Rudi postiert – ein Wildschwein aus Pappe. Und tatsächlich lässt sich Rudi mit dem Zusatz-Spot um einiges besser erkennen.

Jetzt geht es darum, neue Anwendungsszenarien für die noch junge Technik zu finden. Ein nächster Schritt wird sein, mit dem Laserlicht Markierungen auf die Fahrbahn zu projizieren. In einer Baustelle etwa könnten zwei Lichtbalken anzeigen, ob das eigene Fahrzeug durch die Engstelle passt oder ob es zu knapp wird.

Ein weiteres Projekt nennt sich DMD – Digital Micromirror Device. Kurz zusammengefasst handelt es sich dabei um ein Laserlicht mit unglaublichen 420 000 Pixeln. Ein erster Prototyp zeigt Beeindruckendes: Wie mit einem Beamer lassen sich auch aufwendige Animationen auf der Straße abspielen. Doch bis diese Technik serienreif ist, dürften noch einige Jahre ins Land gehen.

Dabei liegt es nicht immer nur an den Ingenieuren, wann eine Technik auf den Markt kommt. Oft steht auch die Bürokratie im Weg. So haben sie bei Audi ein Laserschlusslicht entwickelt, das bei schlechter Sicht eine Art Warndreieck auf die Straße projiziert, um den Hintermann auf Abstand zu halten – das scheitert derzeit allerdings noch am Gesetzgeber.

Längst ist Licht nicht mehr nur ein Sicherheitsaspekt. Vor allem für die Designer wird es immer wichtiger, stoßen sie doch bei der Gestaltung der Karosserie inzwischen an ihre Grenzen. Aus einem regungslosen Antlitz kann mit Licht ein lebendiges Gesicht werden. Das demonstrieren die Audi-Lichtdesigner an der Studie Prologue. An dem Auto geht das Licht nicht einfach an – beim Aufsperren wandert eine Leuchtgrafik am Heck entlang. Beim Zusperren läuft die gleiche Animation rückwärts. Auch das Rückfahrlicht besteht aus einer LED-Lichtleiste – wird der Rückwärtsgang eingelegt, öffnet sich das Licht fließend von der Mitte nach links und rechts – wie wenn Luke Skywalker ein Laserschwert einschaltet. Sicher ist das mehr eine Spielerei. Sieht aber toll aus.

Bei den Heckleuchten wird sich einiges tun. Hier soll die OLED-Technologie für neue Gestaltungsmöglichkeiten sorgen. Eine Technik, die die Entwickler vor große Probleme gestellt hat – denn OLEDs sind extrem anfällig für Witterungsverhältnisse. Mittlerweile habe man es aber geschafft OLED-Leuchten herzustellen, die ein komplettes Autoleben durchhalten, erklärt Berlitz. OLEDs eignen sich wegen ihrer geringen Einbautiefe von nur einem Millimeter für ganz neue Szenarien. Damit ließe sich etwa der Weg am Auto entlang zur Tür weisen, wenn sich der Fahrer auf einem dunklen Parkplatz dem Auto nähert.

Manche Gedankenspiele der Audi-Lichtforscher klingen dagegen noch ziemlich nach Science-Fiction: Etwa die Idee, die Scheinwerfer komplett vom Fahrzeug zu entkoppeln und in eine Drohne zu integrieren, die über dem Auto schwebt und den Weg weist. Die Technik zu entwickeln dürfte hier wohl leichter sein, als den Gesetzgeber davon zu überzeugen. DK