Ingolstadt
Schnörkellose Schönheit

Mit dem neuen A7 hat Audi-Chefdesigner Marc Lichte ein gelungenes Auto abgeliefert

24.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr

Breiter Grill, Scheinwerfer in Zebra-Optik: Von vorne wirkt der A7 sehr dynamisch. Der Innenraum ähnelt dem des A8, allerdings neigen sich die Touchscreens zum Fahrer.

Keine Revolution, aber ein Schritt nach vorn: Mit dem neuen A7 hat Audi-Chefdesigner Marc Lichte ein gelungenes Auto abgeliefert. Besonders erfreulich ist, dass sich Modelle aus Ingolstadt künftig offenbar wieder besser voneinander unterscheiden lassen.

Kaum haben die Ingolstädter die ersten neuen A8 auf die Straße gebracht, da kommen sie schon mit der nächsten Neuheit ums Eck: der zweiten Generation des Audi A7. Mit dem viertürigen Gran Turismo war dem Autobauer im Jahr 2010 ein großer Wurf gelungen. Das mächtige und dennoch elegante viertürige Coupé war selbst am Ende seines Lebenszyklus noch immer ein Hingucker im Straßenbild. Die nun vergangene Woche in Ingolstadt präsentierte Neuauflage gehört zu den ersten Autos, die unter der Führung von Audi-Designchef Marc Lichte entstanden sind. Auch wenn die Revolution ausgeblieben ist, so hat sich das Design doch endlich wieder weiterentwickelt. Und ein Vergleich zum A8 zeigt: Die einzelnen Modelle lassen sich nun wieder besser unterscheiden.

 

Wie wichtig das ist, beweist ein kurzer Rückblick: Auf der IAA 2013 ist Audi designtechnisch am Tiefpunkt angekommen. Gezeigt wird eine Studie namens Nanuk. "Nanu", mag sich da so mancher gefragt haben. "Was soll das denn sein" Zu sehen war eine Art aufgebockter Sportwagen, dessen tieferer Sinn sich bis heute so wirklich nicht erschließen will. Zu diesem Zeitpunkt hat Audi schon einige Jahre der Kritik hinter sich. Geblendet vom Erfolg, hatte man beim Design nur noch Nuancen verändert. Das Ergebnis: Die meisten Modelle sahen irgendwie gleich aus. Man hatte sich zwar den Ruf erarbeitet, reduzierte, sportlich-elegante und zeitlose Autos zu gestalten - aber am Ende herrschte die große Langeweile. In exakt jener Sackgasse hat sich übrigens mittlerweile der Münchner Konkurrent BMW festgefahren.

Die Rettung sollte schließlich Marc Lichte bringen, der im Februar 2014 seinen Dienst in Ingolstadt antrat. Lichte musste zügig liefern und zauberte schon im November in Los Angeles die Studie Prologue aus dem Hut. Ein Coupé, das zwar nicht alles Gekannte über den Haufen warf, aber ein deutlich geschärftes Design versprach. Die Studie kam gut an - die Frage war aber wie immer: Was wird daraus?

Inzwischen ist klar, das Konzeptauto war der Wegweiser für drei Fahrzeuge: A8, A7 und den im nächsten Jahr kommenden A6. Der A7 hat allerdings am meisten vom Prologue abbekommen. Auch, wenn man sich vielleicht noch etwas mehr Progressivität hätte wünschen können. Fairerweise muss man den Designern aber zugutehalten, dass sie inzwischen mit einem ziemlich dicken Paket an Vorgaben in die Designphase starten. Da sind zum einen die strengen Crashtest-Vorschriften, zum anderen sind da die Kollegen der technischen Entwicklung, die auf jeden Fall dieses und jenes im Auto unterbringen wollen - Platz soll aber für die Passagiere auch noch reichlich sein. Die Sache mit dem "weißen Blatt Papier" auf dem angeblich oft begonnen wird, ist eher eine Mär.

Der Grill des A7 ist nun deutlich flacher und breiter, die Scheinwerfer haben eine neue Lichtsignatur bekommen, die auf die hohe Digitalisierungsstufe des Autos hinweisen soll. Die Lichtstreifen stehen für die Basis eines jeden Computersystems: 1 und 0, sprich: an und aus. Das "digitale Auge" nennen sie das bei Audi. Ob diese Zebra-Optik nun der ganz große Wurf ist, muss jeder für sich entscheiden. Ein Unterscheidungsmerkmal ist sie auf jeden Fall.

Der größte Hingucker des Autos ist das Heck, das Chefdesigner Lichte als "mein Lieblingsdetail" beschreibt. "Das Leuchtenband in Kombination mit den vertikalen Segmenten, die die Front wiederholen, ist einzigartig." Die wilde Lichtorgie, die sich am Heck abspielt, wenn sich das Auto öffnet oder schließt, lässt sogar Knight Rider ziemlich alt aussehen.

Im Innenraum gleicht der A7 weitgehend dem A8, allerdings neigen sich die Touchscreens leicht zum Fahrer - das soll laut den Audi-Designern die Sportlichkeit betonen. Das schicke Display für den Beifahrer oberhalb des Handschuhfachs hat es leider aus der Studie nicht in die Serie geschafft, vermutlich zu teuer. Trotzdem strahlt das Auto innen die gleiche Wertigkeit aus wie von außen.

Ab Februar kommt der neue A7 Sportback zu den Händlern. Die Preise beginnen bei 67 800 Euro. Zum Start gibt es die in Neckarsulm gebaute Fließhecklimousine nur mit einem 340 PS starken 3,0-Liter-Benziner, Allradantrieb und Automatik. ‹ŒDK