Nicht perfekt, aber wunderschön

Nur Kleinigkeiten stören am Alfa Romeo Giulia, als Veloce gewinnt er viele Sympathien

24.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Foto: DK

Na also. Es geht doch auch richtig sportlich bei Alfa Romeo. Der Giulia sei dank. 510 PS sind natürlich der Hammer (als Quadrifoglio kostet der Italiener mit Maserati-Sechszylinder aber mindestens 72 800 Euro), doch der Veloce klingt auch gut - im wahrsten Sinne des Wortes. Den außergewöhnlichen A4-, 3er-, C-Klasse- und S60-Wettbewerber gibt es mit kräftigem 280-PS-Turbo-Vierzylinder ab 47 800 Euro.

Voreil des Veloce: Ihn gibt es nur mit permanentem Allradantrieb. Q4 nennt sich dieser, er verteilt die Antriebskraft nach Bedarf auf die Räder und entpuppt sich so bei 280 PS und 400 Nm Drehmoment als freundlicher Helfer im Kampf um die maximale Traktion. Wer den Heckantrieb schätzt (schön, dass die Italiener ihn nicht sterben lassen), bekommt maximal 200 PS (ab 38 500 Euro). Übrigens hat der Veloce als zweitstärkste Giulia immer noch mehr PS als die stärkste A4-Limousine, da es ihn nicht mehr als S4 gibt. 252 Benzin- und 272 Diesel-PS sind das Maximum. Der A5 wuchtet als RS5 immerhin 450 PS auf die Räder (für 80 900 Euro). Alfa kontert wie gesagt mit dem Bi-Turbo-Quadrifoglio.

Beim Veloce haben die 280 Pferde leichtes Spiel. Mit 1605 Kilogramm (75 Kilogramm für den Fahrer schon inklusive) zählt diese Giulia zu den Leichtgewichten in der Mittelklasse - dank viel Alu an Türen, Stoßfängern, Bremsen, Radaufhängungen oder Motoren.

Die Verarbeitung ist tadellos, auch die Materialqualität ist bis auf ein, zwei Kunststoffteile super, die Anmutung ebenso. Der Fahrer findet einen perfekten Arbeitsplatz samt Sportsitz vor, die Rundinstrumente informieren super. Das Lenkrad (samt Startknopf links unten) liegt schön in der Hand, die Schaltwippen der serienmäßigen, wunderschön abgestuften Achtgang-Automatik braucht man eigentlich nicht (zumal eine den Blinkerhebel verdeckt). Der Kofferraum ist ausreichend groß, die Ladeluke für manches Transportgut dagegen nicht.

Die windschnittige Giulia ist als Veloce vor allem eines: eine Fahrmaschine. Direkte Lenkung, agiles Handling, Sitze mit Seitenhalt, munterer Vierzylinder-Turbomotor, ordentlich Dampf in allen Drehzahlbereichen, tolle Straßenlage, straffes Fahrwerk und Allradantrieb. Da steht das Fahren im Mittelpunkt. Erst recht mit DNA- Fahrdynamikregelung. Der 4,64 Meter lange, fünfsitzige Viertürer (nur der Quadrifoglio ist ein Viersitzer) gibt aber auch das Familienmobil. Der Veloce kann auch langsam und leise in der Stadt. Er schafft einen überzeugenden Spagat zwischen Sportgerät und - mit ein paar Abstrichen - Citycruiser (zum Beispiel dank des kleinen Wendekreises).

Der Veloce ist super ausgestattet, Wünsche werden erst beim Studium der Extras und der durchaus schönen Pakete wach. Also weg mit den Preistreibern, hin zum puren Fahrvergnügen. Wobei: Die dunkel lackiert 19-Zöller mit dem Namen Classico haben schon was. . .

Fazit: Der Veloce macht mehr Sinn als der Quadrifoglio. Exakt 25 000 Euro Preisunterschied sind extrem - trotz 230 PS mehr. Wer aber RS5 und M4 in Schach halten will, braucht natürlich die 510-PS-Giulia. ‹Œ DK