Kein Knattern und kein Gestank

07.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:36 Uhr

Bislang lässt sich Elektromobilität kaum günstiger erfahren als auf Rollern der Mopedklasse. Mit ihren Preisen und Fahrleistungen spielen sie in einer Liga mit herkömmlichen 50-Kubikzentimeter-Scootern, für die ein Autoführerschein (Klasse B) reicht.

 Die Anschaffungskosten für die wendigen Zweiräder mit maximal 4 kW/5,4 PS und einem Spitzentempo von 45 km/h beginnen bei rund 1600 Euro. Allerdings sollten Kaufinteressenten gut das doppelte Budget einplanen, um ein qualitativ überzeugendes Stadtgefährt zu erhalten.

Auf der Motorradmesse Intermot in Köln (bis 10. Oktober) begegnen die Besucher zum Beispiel dem E-Sprit Silenzio, der ab 2995 Euro angeboten wird. Äußerlich ist der Scooter von einem klassischen Benziner kaum zu unterscheiden. Unter der Kunststoffschale fließt allerdings Strom statt Sprit durch die Leitungen – so lange, bis dem Lithium-Eisen-Phosphat-Akku laut dem Hersteller nach 60 Kilometern Vollgasfahrt der Saft ausgeht.

Ein Stück weiter präsentiert Innoscooter das Modell EM2500-Lithium mit rund 70 Kilometern Reichweite. Dafür verlangt der Hersteller einen stolzen Preis: Bei 3690 Euro geht es los. Beide Modelle hat der ADAC im Praxistest für "gut" befunden. "Diese und weitere fünf Fahrzeuge, die wir getestet haben, sind technisch in Ordnung", urteilt Ruprecht Müller vom ADAC Technik-Zentrum in Landsberg/Lech.

Unter den breiten Sitzpolstern und Fußablagen der Elektroscooter ist die Antriebstechnik weit gereift. Dort finden sich bezahlbare Batterien, die häufig mit wenigen Handgriffen ausgebaut und zum Aufladen in die Wohnung mitgenommen werden können. Die neuesten Akkus sollen den Herstellern zufolge 90 Kilometer oder mehr durchhalten – etwa im E-Max 110 S (ab 3195 Euro) aus Oberhaching.

Zum Standard bei E-Scootern gehören getriebelose Radnabenmotoren in der Hinterachse. Sie gelten wegen ihrer geringen Reibungsverluste als hocheffizient und sind aus dem Stand weg durchzugsstark. Einziger Wermutstropfen: "Wie die Akkus haben die Motoren noch ein hohes Gewicht, was sich negativ auf die Fahreigenschaften der Roller auswirkt", erläutert Müller.

Eine positive Wirkung dürften die E-Scooter für das Öko-Gewissen und auf den Geldbeutel haben: Im Schnitt verbrauchten die vom ADAC getesteten Kleinroller Strom für 80 Cent je 100 Kilometer. Benziner mit vergleichbarer Leistung schlucken im Mittel rund drei Liter – bei einem Spritpreis um die 1,40 Euro also mehr als das Fünffache.

Zu den Elektro-Neuheiten in der Mopedsparte zählt auch der e-Vivacity von Peugeot. Den Marktstart haben die Franzosen für 2011 angekündigt, die Preise sollen bei rund 3600 Euro beginnen. Aus Taiwan stammen die neuen SYM-Modelle E-woo und der kompakte Symmetry.

Mehr Motorleistung als die 4 kW/5,4 PS der kleinen Scooter bieten die wenigsten E-Roller. Und außerhalb des Rollersegments herrscht Leere an der Ladestation: Batteriebetriebene Tourenmotorräder oder Supersportler sind von der Serienreife noch vergleichsweise weit entfernt. ? tmn