Es
Hoffnungsträger aus Mexiko

Mit dem neuen Q5 will Audi in die Erfolgsspur des Vorgängers finden das könnte gelingen

11.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Schottererprobt: Der Q5 ist mit Luftfederung erhältlich. - Foto: Audi

Es war keine einfache Aufgabe für die Audi-Entwickler. 1,6 Millionen Mal verkaufte sich der Q5 weltweit und lieferte damit eine Bilanz ab, die sogar manchen Ingolstädter Manager überrascht haben soll. Man kann den kleinen Bruder des Q7 also getrost als den erfolgreichsten SUV der Mittelklasse feiern.

Der Erfolg ist verlockend. Die Messlatte für den Nachfolger liegt dementsprechend hoch. Und im Sog der Abgas-Krise kommen positive Nachrichten überdies sehr gelegen. Nach einer ersten Ausfahrt in Mexiko vom Pazifik zur Sea of Cortez abseits des Highway One sind die Hoffnungen in den neuen Q5 berechtigt.

Dabei sind es vor allem die inneren Werte, die die neue Generation attraktiv machen. Das neue Design eröffnet sich erst auf den zweiten Blick, was aber dem Erfolg des SUV nicht hinderlich sein sollte. "Wir wollten keine Experimente eingehen", heißt es in Entwicklerkreisen. Deshalb ist die Schulterlinie etwas schärfer geworden, und ein paar neue Lichteinheiten sind dazugekommen. Der Q5 kommt so etwas dynamischer und moderner daher.

Dazu hat der Geländewagen 90 Kilogramm an Gewicht verloren, die Rückbank bietet etwas mehr Platz als beim Vorgänger, und die optionale Luftfederung (2000 Euro Aufpreis) lässt den Wagen auch auf der Schotterstrecke dahingleiten. Der Federungskomfort ist beachtlich. Infotainment und bis zu 30 Assistenzsysteme lassen sich mit den gewohnten Tasten und dem Dreh-Drück-Steller steuern. Ein Touchscreen wird wohl erst im neuen A8 zu finden sein. Der Q5 bietet dafür die aus Q7 und A4 gewohnten Annehmlichkeiten. Das selbst lernende Navigationsgerät überzeugt genauso sehr, wie der geringe Lärmpegel während der Fahrt beeindruckt und den Komfort auf der Fahrt in den Urlaub steigert.

Keine Überraschung bietet der Blick auf die Motorenpalette. Die 150-PS-Variante (Benziner) mit Handschaltung und Frontantrieb für rund 37 000 Euro geht höchstens als Lockangebot durch. Ein angemessenes Fahrvergnügen bietet der Q5 2.0 TDI quattro, der mit 163 PS (ab 45 100 Euro) und auch 190 PS zu kaufen ist. Der Q5 wird jetzt aber nicht mehr permanent auf vier Rädern angetrieben. Der Heckantrieb wird nur noch bei Bedarf zugeschaltet, im Normalfall läuft er mit Frontantrieb. Der Umschaltvorgang geht allerdings so fix, dass er absolut nicht zu spüren ist. "Quattro ultra" heißt die Technik, die vor allem Sprit sparen soll.

Und dennoch gibt es ein paar Risiken, die nicht zu unterschätzen sind. Neues Auto, neues Werk, neue Mannschaft und auch teilweise neue Zulieferer. In weniger als vier Jahren hat Audi in San José Chiapa ein Werk gebaut, das zu den modernsten weltweit zählt. Damit haben die Ingolstädter als erster Premiumhersteller das boomende Autoproduktionsland Mexiko für die Premiumklasse entdeckt. BMW und Mercedes werden folgen.

Nach seinem Abschied aus Ingolstadt wird der Q5 von Mexiko aus in die ganze Welt geliefert (Ausnahme China und Indien). Die Kapazitäten des neuen Werks sind zuerst einmal auf 150 000 Stück pro Jahr ausgelegt. Wenn es nach den ersten Eindrücken geht, dann dürfte es der Q5 spielerisch vom Hoffnungsträger zum Erfolgsmobil schaffen - vorausgesetzt die Qualität im neuen Werk stimmt. Die erste Ausfahrt gibt keinen Grund, daran zu zweifeln.
 
Stefan König