Sachte,
Geschärfter Blick

Neue Lichtgrafiken, verfeinerte Motoren, überarbeitete Bordelektronik: Nach dreieinhalb Jahren bekommt der Audi A6 ein Facelift

21.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Nachgeschliffen: Nach dreieinhalb Jahren bekommt der Audi A6 ein Facelift. Neu sind etwa die Lichtgrafiken in Form eines liegenden „Y“. Die Kombi-Variante namens Avant startet bei 40 900 Euro.

Sachte, sachte: Wenn Audi einem seiner zahlreichen Modelle zur Hälfte des Lebenszyklus ein Facelift spendiert, dann fällt das in aller Regel dezent aus. Bei der Business-Limousine A6 machen die Ingolstädter da keine Ausnahme: Beim Exterieur wurde leicht nachgeschärft, im Innenraum etwas Feinschliff betrieben und das Infotainment aufgemotzt.

Wenn sich so wenig ändert, ist das aber auch immer ein Zeichen, dass ein Auto bei den Kunden gut ankommt. Bestes Gegenbeispiel war im vergangenen Jahr der Klassengegner Mercedes E-Klasse: Für eine Milliarde Euro mussten die Stuttgarter das Modell zum Facelift renovieren, weil es viel Kritik gab.

Und so werden beim A6 wohl eher die Autoexperten gefragt sein, um in freier Wildbahn das „geliftete“ Modell zu erkennen. Wer genau hinschaut, bemerkt die neuen Lichtgrafiken in den Frontscheinwerfern in Form eines liegenden „Y“ und den „Wischblinker“. Im Innenraum ist die größte Änderung gar nicht so groß: Der A6 hat nun einen schickeren Automatikwählhebel, der besser ins Gesamtdesign passt. Viel mehr war auch nicht nötig: Materialien und Verarbeitung waren bereits vor dem Facelift tadellos – so wie man es von Audi gewohnt ist.

Einen großen Schritt gab es bei der Bordelektronik: Der A6 bekam die zweite Ausbaustufe des modularen Infotainmentbaukastens spendiert – der darin verbaute Tegra-30-Prozessor schafft nun die doppelte Rechenleistung. Vor allem im Hinblick auf ein langes Autoleben dürfte sich eine weitere Neuheit bezahlt machen: Erstmalig sind in einem Audi Updates für die Navigationskarten direkt aus dem Auto herunterladbar. Die detaillierte Straßenkarte lässt sich nun nicht mehr nur auf dem Display in der Mittelkonsole ablesen, sondern auf Wunsch auch zwischen Tacho und Drehzahlmesser einblenden.

Außerdem haben die Audi-Ingenieure die Musikdienste von Napster und Aupeo integriert. Diese lassen sich nun ganz einfach im vollen Umfang per MMI bedienen. Bislang konnte man bei per Bluetooth gekoppelten Smartphones beim Musikabspielen mit den genannten Apps nur einfache Funktionen nutzen – etwa einen Titel vor oder zurückspringen. Die Organisation der Playlists musste man auf dem Handy-Display erledigen – was natürlich mehr vom Fahren ablenkte.

Überarbeitet wurde auch die Motorenpalette: Einstiegsmodell ist nun der 1,8-Liter-Benziner mit 190 PS. Statt mit Stahlfedern rollt diese Variante mit Federn aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) vom Band – laut Audi spart das 4,4 Kilo Gewicht. Beim Verbrauch macht sich das allerdings nicht wirklich bemerkbar: Unser Testwagen schluckte auf einer eher gemütlichen Runde bereits über neun Liter Sprit – Werksangabe sind 5,9 Liter.

Vor allem für Vielfahrer empfiehlt sich daher der Griff zum Selbstzünder. Beeindruckend ist vor allem der überarbeitete 3,0-Liter-Dieselmotor, den es in drei Ausführungen gibt. In der stärksten Variante mit Biturbo leistet er 320 PS und ein sattes Drehmoment von 650 Newtonmetern. Schon im Drehzahlkeller schiebt das Aggregat den A6 so druckvoll nach vorne, dass man fast den Eindruck hat, man hätte mehr PS unter der Haube als im sportlichen S6 – der ja immerhin schlappe 450 Pferdestärken vorweisen kann. Und auch der Klang ist äußerst ansprechend: Ein kräftiges Grollen kündigt Fahrer und dazugehörige Karosse an.

Ganz nebenbei hat Audi das stufenlose Getriebe Multitronic aussortiert, das als äußerst defektanfällig galt. Die Trauer der Kunden dürfte sich daher in Grenzen halten. Fast schon verwunderlich dagegen, dass es den A6 immer noch mit Handschaltung gibt, das will irgendwie gar nicht mehr zu diesem mächtigen Auto passen. Die Automatiken verrichten beste Dienste und sparen obendrein noch Sprit. Für den A6 gibt es die achtstufige Wandler-Automatik oder das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe.

So viel Technik und Wohlfühlatmosphäre gibt es natürlich nicht zum Aldi-Tarif: Der Einstieg in die A6-Welt beginnt bei 38 400 Euro – dafür bekommt der Kunde die A6 Limousine mit 190 PS und Handschaltung. Natürlich ist dann noch jede Menge Luft nach oben – auch das ist Audi-typisch. Der S6 kostet in der Basisversion bereits 75 400 Euro. DK