Erheblich erleichtert

19.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:17 Uhr

Großes Kino: Das Interieur des neuen Audi Q7 setzt optisch und haptisch Maßstäbe. Für die Fondpassagiere hat Audi erstmals das hauseigene Tablet im Angebot – zwei Stück kosten 2170 Euro - Foto: Audi

Wer abnehmen will, sollte nicht zu Sahnetorte und Schoko-shake greifen. Und wer ein leichtes Auto will, sollte am besten kein SUV kaufen. Eigentlich ganz einfach.

Doch weil die Lust der Käufer auf sportliche Geländewagen ähnlich schwer zu zügeln ist wie die von Naschkatzen auf Süßigkeiten, müssen die Hersteller reagieren – und die Autos auf Diät setzen. Nicht zum Selbstzweck, es geht vor allem um die Einhaltung der CO2-Grenzwerte. Audi hat die neue Generation des Q7 deshalb ordentlich erleichtert: Um bis zu 325 Kilogramm wiegt der Nachfolger weniger. Alutüren sparen etwa 24 Kilogramm, die neue 5-Lenker-Vorderachse bringt gar 27 Kilo weniger auf die Waage. Auch optisch ist der Q7 deutlich erschlankt, obwohl er nur minimal kürzer ist als der Vorgänger. Das ist ein kleines Kunststück der Designer. Ansonsten ist das Ingolstädter SUV optisch eher eine graue Maus. Das Auto wirkt insgesamt sehr reduziert, von vorne betrachtet strahlt es dank des riesigen 3D-Grills – einer Art Alu-Schnute, die die Q-Reihe vom Rest der Modellpalette abheben soll – aber eine gewisse Bulligkeit aus. Auf der Testfahrt dreht sich jedoch kaum ein Passant nach dem neuen Q7 um. Schade, denn die Ingolstädter haben jede Menge Technik ins Auto gepackt.

So ist etwa eine Unmenge an Assistenzsystemen erhältlich. Zum Beispiel der Abbiegeassistent: Übersieht man beim Abbiegen ein entgegenkommendes Fahrzeug, so bremst der Q7 blitzschnell ab und kommt noch auf der eigenen Spur zum Stehen. Beeindruckend auch die Fußgängererkennung, die der Q7 mit nur einer einzigen Kamera hinter der Windschutzscheibe meistert: Bei einem Test auf abgesperrter Strecke, kommt das SUV vor der fahrbaren Dummy-Puppe immer rechtzeitig zum Stillstand. Auch das Staufolgefahren – wie es die Mercedes S-Klasse bereits seit zwei Jahren beherrscht – kann mit dem Q7 nun auch ein Audi. Und ähnlich wie im VW Passat gibt es nun einen Assistenten, der das Rangieren mit Hänger erleichtert.

Dass die Ingolstädter gerne mit ihrer Premium-Qualität trommeln ist bekannt – doch beim Interieur des neuen Q7 hängen sie die Konkurrenz tatsächlich um Welten ab. Hier stimmt wirklich alles: Anfassqualität, Optik und – auch wenn es komisch klingt – sogar der Geruch. Die optionale digitale Tachoanzeige, bei Audi als Virtual Cockpit bezeichnet, wurde aus dem TT übernommen. Dank exzellenter Helligkeitswerte ist sie auch bei grellem Sonnenlicht stets bestens ablesbar. Zusätzlich gibt es im Q7 einen schlanken Navi-Bildschirm, der beim Start fix aus dem Armaturenbrett ausfährt.

Erstmals gibt es im Q7 optional die Audi-eigenen Tablets. Wieso eigentlich, wo es doch iPads gibt? Zum einen handelt es sich um speziell auf den Automotive-Bereich ausgelegte Technik. Die Geräte funktionieren im selben extremen Temperaturspektrum wie etwa das Navi. Außerdem ist das hauseigene Tablet crashsicher – das heißt, bei einem etwaigen Einschlag des Kopfes des Heckpassagiers, splittert das Tablet nicht. Und das matte Display lässt sich bei Sonnenlicht gut ablesen. Der Aufpreis für zwei Tablets liegt bei 2170 Euro.

Der Nachteil der Technikfülle: Das Fahrzeug wird in der Bedienung immer komplizierter. Auch wenn sie sich bei Audi viel Mühe in Sachen einfacher Strukturen gegeben haben: Weniger technik-affine Menschen dürften um eine längere Einweisung in dieses Auto nicht herumkommen.

Clever gelöst haben die Audi-Techniker den Einstieg in die optionale dritte Sitzreihe. Denn die Sitze der zweiten Reihe lassen sich so platzsparend in Richtung Vordersitze wegklappen, dass der Weg ins Heck relativ einfach zu meistern ist. Ebenfalls technisch gelungen ist die Allradlenkung, bei der die Hinterräder mitlenken (Aufpreis 1150 Euro). Damit wird unter anderem der Wendekreis des Dickschiffs spürbar geringer.

Zum Marktstart im Juni gibt es zwei Motorisierungen: Den 3.0 TDI mit 272 PS (ab 60 900 Euro) sowie den 3.0 TFSI mit 333 PS – dieser beginnt bei 62 900 Euro. Bei beiden Motoren handelt es sich um Sechszylinder, beide Modelle sind serienmäßig mit Allradantrieb und einer 8-Stufen-Automatik ausgestattet. Wer’s sportlicher mag, sollte zum Benziner greifen.

Beim Basispreis dürfte es allerdings bei kaum einem Q7-Käufer bleiben, zu groß die Verlockungen der schier endlosen Aufpreisliste. Wer den vollen Luxus will, kommt schnell in den sechsstelligen Bereich. Auch das ist eben Premium. Leider.