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29.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

Blick in die Zukunft: Der Audi RS 5 TDI Concept wird in dieser Form wohl zunächst nicht in Serie gehen. Sein 385 PS starker TDI-Motor mit E-Lader hat dagegen Zukunft – etwa im nächsten Q7 - Foto: Audi

Richtig schnell fahren geht nur mit einem Benziner? Wirklich sparsam ist nur ein reines Elektroauto? Alles Unsinn, sagt man sich bei Audi. Schließlich sind die Ingolstädter schon seit Jahren mit turboaufgeladenen Dieselmotoren bei den 24 Stunden von Le Mans erfolgreich.

Und um zu untermauern, dass der Dieselmotor durchaus Zukunftspotenzial hat, haben die Ingenieure sich zum 25-jährigen Bestehen der TDI-Technologie ein besonderes Geschenk gemacht: den RS 5 TDI Concept. Ein Geschoss, das mit seinen 385 PS in knapp über vier Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt.

Der Clou dabei: Die sogenannte E-Lader-Technik, die das Turboloch des V6-TDI praktisch vollkommen ausschaltet. Dabei wird dem Biturbo ein weiterer – elektrischer – Turbolader vorgeschaltet. Bei niedriger Drehzahl und dementsprechend niedriger Abgasenergie schließt eine Bypassklappe, die die Luft vom Ladeluftkühler direkt in den elektrischen Verdichter leitet. Das Verdichterrad wird statt durch ein Turbinenrad mit einer kleinen E-Maschine innerhalb von 250 Millisekunden auf maximale Drehzahl beschleunigt. Somit steht sofort genügend Ladedruck bereit, während der abgasbetriebene Biturbo noch Ladedruck aufbaut.

Die Folge: brachiale – und vor allem ansatzlose – Beschleunigung vom Start weg. Die 750 Nm Drehmoment stehen bereits ab 1250 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Nach jedem Schaltvorgang schöpft der Lenker sofort wieder aus dem Vollen, was die Kraft angeht. Um das zu demonstrieren, treten die Audi-Ingenieure auf der Teststrecke mit dem 560 PS starken RS 6 gegen den Über-TDI an. Und tatsächlich: Auf den ersten 50 Metern kann der Diesel-Bolide mithalten, dann allerdings zieht der RS 6 aufgrund seiner überlegenen Leistung davon. Bei 280 km/h ist das TDI-Concept abgeregelt.

Eine beeindruckende Vorstellung – von einem Selbstzünder. Noch bis vor wenigen Jahren galt der Diesel zwar als sparsam, aber unsportlich und emotionslos. Solche Vorurteile werden von diesem Konzeptfahrzeug pulverisiert. Und weil auch die Soundingenieure kräftig ihre Finger im Spiel hatten, kommt beim Gasgeben sogar richtig Freude auf.

Die elektrische Energie, die der E-Lader für seinen Antrieb braucht, ist allerdings nicht aus dem vorhandenen Bordnetz zu gewinnen. Seinen Strom zieht er aus einem separaten 48-Volt-Stromnetz samt eigener Lithium-Ionen-Batterie im Gepäckraum. Die für den E-Lader eingesetzte Energie soll laut Audi zum großen Teil verbrauchsneutral durch Rekuperation in den Schubphasen gewonnen werden.

In der aktuellen RS 5-Generation wird dieser besondere Motor allerdings wohl nicht mehr in Serie gehen. Zukunftschancen hat das 385-PS-Aggregat aber in der nächsten Generation des Q7 und des A6. Denn der neue Motor findet überall dort Platz, wo auch der bisherige V6-TDI eingebaut wird. Der Vorteil der E-Lader-Technik beschränkt sich nämlich nicht nur auf Beschleunigungsrennen – auch beim Anfahren mit einem angekoppelten Hänger oder Wohnwagen dürften sich die Fahrer über die ansatzlose Leistung freuen. sep