Schnell
Eine Messe der anderen Art

Auf der Los Angeles Auto Show geht es entspannter zu als in Genf oder Detroit – doch das könnte sich bald ändern

25.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Nanu, was ist das denn? Die Marke Lincoln ist in Deutschland nahezu unbekannt – daher ruft auch das Showcar namens MKX Concept (links) beim Bundesbürger wohl meist Schulterzucken hervor. Auch Musclecars wie der Dodge Challenger (rechts oben) oder Giga-Pick-ups wie der RAM 2500 Longhorn Mega Cab (rechts unten) mit den riesen Riesen-Außenspiegeln haben bei uns Seltenheitswert - Fotos: Oppenheimer

Schnell muss es bei den Amerikanern eigentlich nur beim Essen gehen – deswegen sind Burger, Hotdogs und Tacos hier so beliebt wie wohl nirgendwo sonst auf der Welt. Ansonsten sind die US-Bürger ein recht entspanntes Völkchen – „gechillt“ würden heutige Jugendliche wohl sagen.

Das mag vielleicht an der Weite des Landes liegen. Jedenfalls überträgt sich diese Gelassenheit auch auf die Automesse in Los Angeles. Wo man in Genf oder Peking fast zertrampelt wird, kann man sich hier entspannt bewegen, ohne eine Kamera an den Kopf geknallt zu bekommen.

Die Los Angeles Auto Show gehört nicht zu den ganz großen Messen. Noch nicht. Als von Detroit in den vergangenen Jahren zunehmend der Putz abbröckelte, war der Profiteur die L.A. Auto Show. Die Messe ist inzwischen auf jeden Fall nicht mehr als Randerscheinung abzuhaken – auch wenn man die echten Premieren an einer Hand abzählen kann. Umso mehr bietet sich hier die gute Gelegenheit, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – siehe Audi. Die meisten präsentieren hier bislang nämlich (nur) aufgemotzte Modelle mit mehr PS, neuen Anbauteilen oder frischen Farben.

Mercedes etwa hatte den S 600 Maybach im Gepäck. Nachdem die Nobel-Marke zuletzt still und leise beerdigt worden war, darf sie nun im Namenszusatz der längsten S-Klasse eine kleine Wiederauferstehung feiern. Ein Modell, das vor allem für den nach Luxus gierenden chinesischen Markt interessant ist. Der Münchner Konkurrent BMW präsentierte die bärenstark motorisierten SUV-Brummer X5 M und X6 M.

Mehr Platz und mehr PS sind in L.A. nicht die schlechteste Taktik. Denn: Klimawandel hin, Ressourcenknappheit her – die Amerikaner mögen es nach wie vor gerne eine Nummer größer. Die Mega-Schiene bedienen vor allem US-Hersteller, die bei uns nur eine Nischenrolle einnehmen: Dogde, Lincoln und GMC etwa haben hier in Los Angeles riesige Stände. Die Besucher erfreuen sich an PS-starken Muscle-Cars sowie an mächtigen SUVs und Pick-up-Trucks, die hierzulande in kaum eine Garage passen dürften. Neben einem RAM 2500 Mega Cab wirkt selbst ein Audi Q7 fast schon zierlich.

Doch die Macho-Schlitten sind nur die eine Seite. L.A. hat noch eine andere: Denn der Bundesstaat Kalifornien gilt in den USA als Vorreiter in Sachen Öko-Bewegung. Ein Toyota Prius gehört hier zum Straßenbild: Wer ein Taxi heranwinkt, hat gefühlt eine 95-prozentige Chance, dass ein japanischer Plugin-Hybrid anhält. Selbst den Nissan Leaf und den Chevy Volt (der bei uns als Opel Ampera floppte) sieht man hier relativ häufig. Und so bilden die zweite große Gruppe der Aussteller die Asiaten. Honda, Kia und Toyota präsentieren die hierzulande beliebten Limousinen – teilweise eben auch mit alternativen Antrieben. DK