Was
Drache im Aufwind

Automesse Schanghai

25.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Scharfe Kurven: Qiantu Motor zeigt in Schanghai die Studie eines Elektro-Roadsters. Der wenig klangvolle Name: K50.

Was haben wir gelacht. Noch vor einigen Jahren waren die Stände der heimischen Hersteller auf einer Automesse in China - zumindest aus europäischer Sicht - eine Art großes Kuriositätenkabinett. Entweder sah man dort Plagiate oder Design-Unfälle der schlimmsten Sorte.

Doch Zeiten ändern sich. Und das zeigt sich heuer in Schanghai deutlich. Sicher: Einige recht dreiste Kopien finden sich immer noch. Doch die gerne belächelten "China-Knaller" sind verschwunden. Genauso wie die unzähligen gesichtslosen Limousinen. Auch im Reich der Mitte geht der Trend zum SUV. Und die Geländewagen "made in China" sehen inzwischen durchaus ordentlich aus.

Leider ähnelt das Design bestimmter Fahrzeugpartien teils immer noch Modellen alteingesessener Hersteller. Trotzdem entwickeln die Chinesen mittlerweile eine gewisse Eigenständigkeit. Meist sind ihre Modelle etwas schwülstiger als die der europäischen Konkurrenz - eben so, wie es die Chinesen mögen. Doch die Qualität ist deutlich besser geworden. Vor allem auch von innen können sich die Autos aus dem Reich der Mitte inzwischen sehen lassen. Wo gespart wird, merkt man allerdings, wenn man sich hineinsetzt: Es riecht oft ziemlich übel nach Kunststoffen und Chemikalien. Auch über die Langzeitqualität kann man schwer etwas sagen.

Vor allem in Sachen E-Mobilität lassen die Chinesen aufhorchen. Mehr als 500 000 E-Autos wurden 2016 laut einer Studie des Center of Automotive Management (CAM) dort verkauft. Denn im Reich der Mitte gibt es einen erhöhten Druck auf die Hersteller. In Großstädten wie Schanghai bekommt man für ein herkömmliches Verbrenner-Fahrzeug kaum noch ein Kennzeichen - man muss sich dafür an einer Art Lotterie beteiligen. Die Chancen auf Erfolg sind gering, außerdem kostet so ein Kennzeichen umgerechnet mehr als 10 000 Euro. Ein Kennzeichen für ein E-Auto bekommt man dagegen problemlos. Außerdem soll es bereits ab 2018 festgelegte Produktionsquoten für Hybrid- und E-Autos für die Hersteller geben.

 

Auf der Automesse in Schanghai steht neben auffällig vielen China-Modellen eine Ladesäule. Großen Wirbel gibt es derzeit um das chinesische Start-up Nio, das in Schanghai die Studie eines siebensitzigen Elektro-SUV namens ES8 präsentierte, dessen Produktion noch in diesem Jahr beginnen soll. Auch das Konzept eines schnittigen E-Sportwagens namens EP9 war zu sehen. Ziemlich spektakulär sieht auch die Elektro-Studie X-Pi der brandneuen Marke Yudo aus - 2019 soll der Flügeltürer angeblich auf den Markt kommen. Vor ein paar Jahren hätten wir über so eine Ankündigung vermutlich noch gelacht.