Wenn
Der Kleine wird erwachsen

16.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:14 Uhr

Mehr Platz im Fond: Die Knie der Passagiere stoßen nicht an den Vordersitzen an, die Rückbank ist umklappbar.

Wenn der Original-Mini von 1959 das kleine, kultige Baby aus Großbritannien war, dann ist der Wagen mit der Übernahme durch BMW seit 2001 definitiv in die Pubertät gekommen. Er hat gespielt mit seiner Optik – aufzufallen war sein erklärtes Ziel. Vielleicht sogar ein wenig zu provozieren. Das Dach mal weiß, mal schwarz, mal kariert. Farbig abgesetzte Streifen auf der Motorhaube. Größer ist er geworden, und stärker. Mit knalligen Farben hat er den anderen Autos im Straßenverkehr signalisiert: Hier komme ich! Laut, bunt, modern, trendy.

Und jetzt, 55 Jahre nachdem der erste Mini vom Band gerollt ist, wird er tatsächlich erwachsen. Es ist nichts anderes als eine kleine Revolution im Hause Mini, dass dem Wagen nun fünf Türen verpasst wurden – sieht man vom so gar nicht mini-mäßigen Countryman mal ab. Die Marke stand bis jetzt für einen jugendlichen Flitzer – und eben für drei Türen. Damit ist jetzt Schluss. Das Wichtigste vorweg: Den Designern ist es gelungen, den Charakter des Minis zu bewahren. Der neue Fünftürer kommt genauso sportlich und trendig daher wie der Dreitürer. Das liegt hauptsächlich daran, dass die typischen Mini-Eigenschaften nicht verändert wurden: Der Neue passt ins alte Design-Schema, die alten, britischen Gene schlagen immer noch durch.

Die Scheinwerfer sind immer noch rund und chromumrahmt, Blau heißt bei Mini nicht Blau, sondern „Electric blue metallic“, Rot nennt man „Chili red“ – in der Mini-Welt haben eben selbst die Farben coole Namen. Dach und Außenspiegel sind nach wie vor ohne Aufpreis farblich absetzbar. Vor allem bleibt der Fünftürer ein Kleinwagen, im Vergleich zum Dreitürer ist er nur um 16 Zentimeter gewachsen. Gut investierte 16 Zentimeter, denn der Neue wird dadurch um ein Vielfaches praktischer – ohne, dass er an Attraktivität verliert. Aufpreis für zwei Türen mehr: 900 Euro. Was das Gewicht angeht, hat er je nach Motorisierung zwischen 60 und 100 Kilogramm zugelegt.

Der Kofferraum bietet ein Drittel mehr Platz und kommt nun auf 278 Liter, außerdem bietet der Wagen eine geteilt umlegbare Rücksitzbank samt höhenverstellbarem Ladeboden. Er ist familien- und alltagstauglich geworden, der Kleine. Die Kinder können bequem hinten einsteigen und haben fünf Zentimeter mehr Beinfreiheit als im Dreitürer – wobei man auf den mittleren Platz eigentlich nicht unbedingt jemanden zwängen will, zu zweit jedoch reicht der Platz vollkommen aus.

Wer den Mini kaufen will, muss allerdings weiterhin relativ tief in die Tasche greifen. Das günstigste Modell, der dreizylindrige Mini One, kostet gute 18 000 Euro – ohne Schnickschnack. Und von Letzterem gibt es jede Menge Auswahl: Das erweiterte Lichtpaket, zu dem unter anderem beleuchtete Schminkspiegel zählen, kostet 150 Euro, das Head-Up-Display, das nicht in der Frontscheibe integriert ist, sondern hinter dem Lenkrad ausfährt, ist für 500 Euro zu haben. Das wiederum bringt eigentlich nur etwas, wenn man auch das Navigationssystem für 800 Euro ordert. Im Grunde kann man sich, wenn der Geldbeutel groß genug ist, jede denkbare Annehmlichkeit auf den Wunschzettel schreiben. Für die jüngere Zielgruppe ist es nun einmal wichtig, dass sich das Smartphone mit dem Auto koppeln lässt – die Bedienung des Navigations- und Infotainment-Systems ist relativ unkompliziert.

Optisch bleibt der komplette Interieur-Bereich vor allem eines: schick. Das gehört zum Mini-Universum dazu. Wo früher in der Mitte der übergroße Tacho platziert war, ist jetzt der kreisrunde Bildschirm zu finden. Die Geschwindigkeit liest man nun hinter dem Lenkrad ab. Die Schalter für die Fensterheber sind auch nicht mehr in der Mitte, sondern praktischerweise in den Türen.

Technik und Motoren hat der Fünftürer vom Dreitürer übernommen, die meisten Modelle werden von einem Dreizylinder-Motor von BMW betrieben. Wer Vierzylinder fahren will, muss zu den Cooper-S-Varianten greifen: Der Diesel hat 170 PS, der Benziner 192 PS.

Fazit: Der Mini bleibt trotz familiengerechter fünf Türen ein nicht ganz günstiges, dafür trendiges Lifestyle-Auto. DK