Da hilft nur Geduld

Der ADAC kommt bei der momentan Kälte mit den Panneneinsätzen kaum noch hinterher

06.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:51 Uhr

Ingolstadt (DK) Wenn das Thermometer so wie im Moment Temperaturen von weit weniger als 20 Grad minus anzeigt, springen morgens die Autos reihenweise nicht mehr an – oder bleiben mitten auf der Strecke einfach liegen. Vor allem Diesel-Fahrzeuge sind gefährdet. Der ADAC spricht von „Ausnahmezustand“ und bittet um Verständnis für lange Wartezeiten.

Beim ADAC steht seit gut einer Woche das Telefon nicht mehr still. Seit die extreme Kälte eingesetzt hat, sei das Pannenaufkommen doppelt bis dreifach so hoch, wie an einem normalen Wintertag, berichtet Maxi Hartung, Sprecherin des Automobilclubs. In der Region Süddeutschland war der Höhepunkt der vergangene Freitag mit 6203 Einsätzen. Im Schnitt rufen 9000 Menschen pro Stunde an. Die Leitungen sind vor allem morgens völlig überlastet. „Bei uns herrscht Ausnahmezustand. Wir haben alles was verfügbar ist, auf der Straße“, sagt Hartung. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals so heftig war.“

Dass es da zu längeren Wartezeiten kommt, ist naheliegend. Zuerst versuchen die ADAC-Helfer die „schlimmsten“ Fälle abzuarbeiten, sprich, wenn ein Fahrzeug mitten auf der Autobahn liegen bleibt oder Kinder mit an Bord sind. Diejenigen, die Zuhause oder in der Arbeit im Warmen warten können, müssen sich gedulden. Doch es gibt auch besonders dreiste Anrufer: „Manche melden sich bei uns, weil sie kein Frostschutzmittel mehr im Scheibenwaschwasser haben“, erzählt Hartung. „Das ist natürlich keine Panne.“ Viele seien dann tatsächlich beleidigt, wenn in so einem Fall kein Helfer komme.

Die Extrem-Kälte setzt vor allem Dieselfahrzeugen zu. Bei weniger als 20 Grad unter Null bilden sich im Dieseltreibstoff Paraffinkristalle, die dann den Kraftstofffilter verstopfen – Experten sagen: der Motor „versulzt“. Zwar gibt es in Deutschland von Mitte November bis Ende Februar an den Tankstellen nur so genannten Winterdiesel zu kaufen, der bis mindestens minus 20 Grad frostsicher sein muss. Doch bei den momentanen Ausnahme-Temperaturen hilft auch der nicht mehr. So genannter Polardiesel, der bis zu minus 40 Grad frostsicher ist, ist bei uns in Deutschland in der Regel nicht zu bekommen.

Ist der Motor erst einmal versulzt, kann auch der ADAC nicht mehr helfen. Dann muss der Wagen entweder zum Auftauen in eine warme Garage oder sogar in die Werkstatt geschleppt werden. Experten raten übrigens dringend davon ab, dem Diesel als Frostschutz Benzin beizumischen. Früher war dies durchaus eine gängige Methode. Doch bei modernen Motoren kann der Zusatz von Benzin einen schwerwiegenden Schaden verursachen.

Aber auch Elektronik und Batterien machen bei diesen Extrem-Temperaturen Probleme. Laut ADAC-Sprecherin Hartung ist es sinnvoll, bei Batterien, die älter als vier Jahre sind, den Fachmann anzusteuern und einen Check machen zu lassen. Sonst kann es sein, dass am Morgen die Kraft für den Anlasser nicht mehr ausreicht.

Der ADAC rät bei solch extremer Kälte, das Auto frühzeitig aufzutanken, um beispielsweise in einem Stau nicht den Motor abstellen zu müssen. Bei längeren Fahrten sollten Decken und warme Getränke eingepackt werden. Türgummis sollten mit Silikon behandelt werden, damit sie nicht zufrieren. Ein Enteisungsspray kann bei vereisten Schlössern helfen. Den Motor sollte man nicht warmlaufen lassen. Das sei nicht nur verboten, sondern bringe auch nichts.