„Ich
Anrufe annehmen per Handzeichen

Der neue 7er BMW lässt sich mit Gesten bedienen – Auf der IAA im September wird er offiziell vorgestellt

21.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Foto: - -Kein Honorar

„Ich habe das Gefühl, in einem viel kleineren Auto zu sitzen.“ Was für den Laien nicht nach einem Kompliment für eine Oberklasse-Limousine klingt, freut den obersten Fahrwerksentwickler auf dem Beifahrersitz: Vor allem dann, wenn dieser Satz nach einer schnellen Hatz durch enge Kurven und Slalom-Parcours ausgesprochen wird, bei dem weder das rund fünf Meter lange Auto noch der Fahrer ins Schwitzen gekommen sind.

Noch ist der neue 7er BMW in der Feinabstimmung, nach der IAA im September kommt er auf den Markt. Auf der BMW-eigenen Teststrecke in Miramas fahren die Limousinen deshalb getarnt mit schwarz-weißer Beklebung, der Innenraum ist mit Tüchern verhängt. Dass man nicht so viel vom neuen Auto sieht, ist für den Moment nicht so schlimm, geht es doch vor allem darum, was man spürt.

Um das gute Gefühl bei dynamischer Fahrt um die Kurven zum Beispiel, wenn die Hinterräder mitlenken und die Stabilisatoren das Wanken der Karosserie aktiv verhindern. Die weiterentwickelte Allradlenkung kann in der neuen Generation 7er auch mit Allradantrieb kombiniert werden. „Beim Handling kaschieren wir die Größe des Fahrzeugs“, erklärt BMWs oberster Fahrwerksentwickler Peter Langen seine Freude über den eingangs erwähnten Satz. Zur perfekten Handlichkeit hat auch der drastische Leichtbau beigetragen, der dem neuen 7er – unter anderem durch ein Einsatz von Karbon – 130 Kilo einspart und zudem den Schwerpunkt senkt.

Fund 340 000 Exemplare der aktuellen Generation der Chef-Limousine sind seit 2008 verkauft worden, zurzeit geht knapp die Hälfte der Produktion nach China. Dort ist das Münchner Stufenheck Statussymbol für junge Erfolgstypen: Im Schnitt 38 Jahre alt ist der chinesische 7er-Käufer. Das globale Durchschnittsalter liegt bei Mitte/Ende 50, in Deutschland sind die Fans um die 60 Jahre alt.

Eine Bandbreite an kulturellen und altersspezifischen Geschmäckern, die die neue Generation befriedigen muss. Ein Beispiel: Die junge, technikaffine chinesische Kundschaft erwartet eine Bedienung, die sie aus der Unterhaltungselektronik kennt: Touchscreens. Die älteren BMW-Fans haben sich mit Müh und Not an das Scrollen mit dem Dreh-Drück-Steller gewöhnt. Um allen gerecht zu werden, können die Funktionen nun redundant über den Touchscreen oder das Drehrädchen angewählt werden. Ach ja, die Schriftzeicheneingabe funktioniert natürlich auch noch. Nicht zu vergessen die verbesserte Spracheingabe, für die man nun keine Befehle mehr lernen muss, sondern mit der man laut BMW ganz normal reden kann.

Als weitere Bedienoption ist die Gestensteuerung, die auch ohne Übung fast auf Anhieb funktioniert, brandneu: Vier verschiedene Handzeichen gibt es, vor der Mittelkonsole ausgeführt werden sie von der Kamera erkannt. Lässt man beispielsweise den Zeigefinger rechts herum kreisen, dreht man die Musiklautstärke lauter (links rum leiser). Einen Anruf nimmt man mit dem Tippen eines Fingers in die Luft an oder lehnt ihn mit einer Wischbewegung ab. Die vierte Geste – das Tippen mit zwei Fingern in die Luft – lässt sich frei belegen.

Aus der Notwendigkeit, verschiedenste Geschmäcker zu bedienen, haben die BMW-Entwickler auch in anderen Hinsicht eine Tugend gemacht und den Fahrmodus „Adaptive“ am serienmäßigen Fahrerlebnisschalter erfunden. Denn während bei Comfort+ das serienmäßige Luftfahrwerk (in der neuen Generation vorn und hinten) auf dem Holperstück des Testgeländes die Unebenheiten so fein wegbügelt, dass es sich anfühlt, als säße man auf einem Daunenkissen, und auch der Modus Comfort seinem Namen alle Ehre macht, macht „Sport“ zwar einen Heidenspaß, ist aber auf Dauer nichts, wenn die Frisur der Gattin nicht verrutschen soll. Der Kompromiss-Knopf „Adaptive“ reagiert auf Fahrpedal- und Lenkradbewegungen sowie Navidaten und stellt Antriebs- und Fahrwerkssysteme automatisch passend zur Situation ein. SP-X