Scheyern
Die Scheyrer Kandidaten im Rededuell

27.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:53 Uhr

An diesem Sonntag gilt’s: Manfred Sterz (FW, l.) geht als Favorit in die Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Scheyern. Alice Köstler-Hösl (CSU) gibt aber noch nicht auf. Sie glaubt noch an den Sieg - Foto: Straßer

Die Stichwahl steht bevor - deshalb haben wir die beiden Kandidaten Alice Köstler-Hösl (CSU/BB) und Manfred Sterz (Freie Wähler) zu einem gemeinsamen Interview gebeten.

Frau Köstler-Hösl, Herr Sterz, wie steht Scheyern am Ende ihrer Amtszeit im Jahr 2020 da? 

Alice Köstler-Hösl: Scheyern steht da als eine familienfreundliche Gemeinde, in der Jung und Alt gut leben können. Scheyern ist eine Gemeinde, in der das Gewerbe weiter den Platz findet, den es jetzt hat. Und wir haben es auch geschafft, den Ort harmonisch zu entwickeln. Wichtig ist, dass man ein gesundes Wachstum hat, dass die Infrastruktur gut mitkommt und die Lebensbedingungen passen.

Manfred Sterz: Scheyern wird Jahr für Jahr die erforderlichen Aufgaben bewältigen können. Bezüglich der Infrastruktur, bezüglich der Schaffung von neuem Wohnraum. Wir wollen dafür sorgen, dass die Standorte der Kindergärten und Schulen erhalten bleiben. Wir sind bestrebt, das Gemeinschaftsgefühl zu bestärken, neue Familien zu integrieren. Und wir legen auch ein Augenmerk auf die Senioren, vor allem die Mobilität dieser Gruppe. Der Wohnwert Scheyerns muss hoch bleiben.

 

Das sind ja doch sehr ähnliche Themen, die sie beide angesprochen haben. Was ist denn das Argument, das mich als Wähler überzeugen soll, Manfred Sterz zu wählen?

Sterz: Das Argument ist hauptsächlich, dass ich diese Maßnahmen oder Entwicklungen mit einem soliden Finanzhaushalt darstellen will. Im Vordergrund steht immer das Geld. Das bestimmt die Maßnahmen. Ich will dafür Sorge tragen, dass wir eins nach dem anderen abhandeln. Wir sollten Förder- und Zuschussgelder, die uns als Kommune zur Verfügung stehen, alle ausschöpfen. Erst dann sollten wir neue Projekte in Angriff nehmen, Schritt für Schritt.

 

Ihre Argumente für das Kreuzchen hinter Köstler-Hösl?

Köstler-Hösl: Ich weiß vor allem durch meine berufliche Erfahrung in Regionalentwicklungsthemen, wie man einen guten Maßnahmenplan macht und priorisiert. Und bei der Priorisierung ist es auch wichtig, auf die Machbarkeit zu achten. Da gehören für mich so Sachen wie Finanzierbarkeit und Konsolidierung des Haushalts dazu. Und bei der Gemeindeentwicklung geht es immer darum, die verschiedensten Interessen herauszuarbeiten und auszugleichen.

 

Dann kommen wir zu spezifischen Scheyerer Themen. Es hat einen Gemeinderatsbeschluss zum Bauen im Ortskern gegeben, um die bauliche Entwicklung besser steuern zu können. Was halten Sie davon?

Köstler-Hösl: Diesen Beschluss halte ich für total wichtig, weil viele Bebauungspläne bei uns noch davon ausgehen, dass jeder bei uns nur Einfamilienhäuser bauen möchte. Wir müssen einen Interessenausgleich schaffen. Einmal ist da natürlich das berechtigte Interesse der Grundstückseigentümer, ihre Grundstücke zu nutzen. Zum anderen müssen wir auch das Ortsbild schützen und die Infrastruktur schonen.
 

Was wären denn dafür konkrete Maßnahmen?

Köstler-Hösl: Wir müssen jetzt die Änderung des Bebauungsplans im Ortskern in Angriff nehmen und maßvolle Verdichtungsräume festlegen. Ich denke, dass durch diesen Bebauungsplan der Interessenausgleich möglich ist. Es wird Möglichkeiten für Bauträger geben, Grundstücke eventuell sogar intensiver zu nutzen, als man das bisher gemacht hat. Aber nur wenn die Infrastruktur vorhanden ist, das Ortsbild nicht zerstört wird und die Verkehrsbelastung erträglich bleibt.

 

Wie werden sich die Grundstückspreise entwickeln? Kann es nicht passieren, dass durch den Beschluss gerade die Preise für Grundstücke, die sich für Einfamilienhäuser eignen, durch die Decke gehen?

Köstler-Hösl: Ganz bestimmt nicht. Der Siedlungsdruck auf Scheyern ist jetzt schon da, das Interesse ist groß, wir sind eine wunderschöne Wohngemeinde, die Strukturen außenrum passen. Die Nachfrage bestimmt den Preis.

 

Wie stehen Sie zu dem Beschluss, Herr Sterz?

Sterz: Scheyern soll seinen ländlichen Charakter bewahren. Deshalb ist der Beschluss vollkommen richtig. Diese Baulücken, die doch vielerorts vorhanden sind, sollen dazu genutzt werden, Wohnräume zu schaffen. Die Häuser sollen aber nicht überdimensioniert sein, um das Ortsbild nicht zu verschandeln. Die Innerortsverdichtung ist für Scheyern eine komfortable Chance, Wohnraum mit Maß und Ziel zu schaffen.

 

Was die Leute in Scheyern immer noch bewegt ist der Badeweiher. Sehen sie eine Möglichkeit, dass es dort bald wieder einen Badebetrieb gibt?

Köstler-Hösl: Ich würde, wenn ich Bürgermeisterin wäre, schlichtweg noch mal die ganzen Sachen anschauen. Vielleicht kann man mit einem anderen Blickwinkel rangehen und das Gespräch mit dem Kloster suchen. Ich denke, Gesprächsbereitschaft ist sicher vorhanden. Aber versprechen kann man da nichts. Vom Haftungsrechtlichen her hat sich einfach in den letzten 30 Jahren viel geändert. Da kommen wir nicht dran vorbei.

Sterz: Ich würde auch den Blickwinkel ändern. Ein Gespräch mit dem Kloster ist unablässlich, es ist der Eigentümer des Weihers. Ich stelle mir vor, den Blick dahin gehend zu nutzen, die Allgemeinheit mit ins Boot zu nehmen. Man kann nicht nur fordern: Wir wollen einen Weiher. Wenn sich wieder was tun soll, ist eine Gemeinschaft erforderlich. Ein Denkansatz wäre ein Badeverein, der den Betrieb organisiert. Man könnte mithilfe von Bademeistern oder Übungsleitern Öffnungszeiten schaffen .

Köstler-Hösl: Die Frage ist halt, was denn hinsichtlich Aufsichtspflicht und Öffnungszeiten genau zu organisieren ist und wer sich da engagieren könnte.

 

Letztes Thema: Wie kann die Gemeinde die Dorferneuerung Euernbach unterstützen?

Sterz: Die Dorferneuerung ist für die kleinen Orte eine gute Gelegenheit, ihre Dörfer nach eigenen Vorstellungen umzugestalten. Die Gemeinde kann und wird zunächst nur begleitend unterstützen. Ich denke, dass Euernbach ein wunderschöner Ort ist. Durch die Dorferneuerung wird er mit Sicherheit an positiven Punkten dazugewinnen.

Köstler-Hösl: Ich sehe es ähnlich, wie Herr Sterz es beschrieben hat. Das ist ein Projekt der Euernbacher. Es ist eine tolle Sache. Sie wissen genau, was ihnen fehlt und was sie gerne hätten. Dorferneuerung ist Bürgerbeteiligung pur. Wenn mal klar ist, was gewünscht ist, muss man schauen, was die Dorfgemeinschaft selber leisten kann und wo eine Hilfestellung notwendig ist. Aber man sollte die Euernbacher unterstützen und auch einen Rahmen bieten. Es könnte auch ein Modellprojekt für andere Ortsteile sein.

 

Das Gespräch führte

Severin Straßer