Stadträte sollten auch an die Stromrechnung der Bürger denken

05.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr

Zu "Keine Windkraft im Wald" (SZ vom 1. Februar):

Wer in Ergänzung zur SZ gelegentlich den Fernseher einschaltet, um sich zu informieren, bekommt ein genaues Bild der Lage in der Republik. Beispiel eins: die ZDF-Sendung "WISO" vom 29. Januar zum Thema "Verschenkter Strom". 7 von 13 Stadträten hätte es gut angestanden, sich folgende Zahlen zu Gemüte zu führen, wenn ihnen nicht nur das Stadtsäckel, sondern auch die Stromrechnung ihrer Bürger am Herzen läge. An 19 Tagen im Jahr 2016, 24 Tagen im Jahr 2017 und bereits 8 Tagen zum Stichtag 20. Januar 2018 musste Deutschland wegen Überproduktion durch Windkraft und Solarenergie Strom ins Ausland verschenken. Nicht nur das, der ausländische Stromabnehmer wird dafür noch pro abgenommener Kilowattstunde entlohnt. Das brachte dem Ausland 2017 nicht weniger als 180 Millionen Euro zusätzlich zur Schenkung ein. Und nicht zuletzt: Die Erzeuger müssen für den verschenkten Strom zusätzlich noch entlohnt werden, da ihnen das über die EEG-Umlage garantiert ist. Wer alle Kosten der Überproduktion bezahlt: der deutsche Stromkunde mit derzeit 6,8 Prozent pro Kilowattstunde EEG, was je nach zusätzlicher Windkraftanlage natürlich weiter steigt. Experten sagen 8 Prozent für 2021 voraus.

Und die Anlagen schießen vor allem Off-Shore wie Spargel im Mai aus der Nordsee. In puncto Effektivität dieser Anlagen im Meer wären die paar Hagenauer in einer Schwachwindregion Peanuts gewesen. Eine Stunde Diskussion im Stadtrat, die man sich hätte sparen können.

Frankreich, Belgien, Tschechei, Polen et cetera. halten an ihren AKWs fest. In Englands Süden werden derzeit zwei neue Blöcke zu Hinkley Point dazu gebaut. Kann ja sein, dass den Deutschen mal die Erneuerbare ausgeht; wenn mal kein Wind weht, keine Sonne scheint und alle Kraftwerke vom Netz sind. Diese Hilfsenergie aus dem Ausland wird es dann aber nicht umsonst geben. Debatten und Pro- und Contra-Argumente wiederholen sich leider in gewissen Zeitintervallen immer wieder, weil erneut jemand meint, den Stein der Weisen gefunden zu haben.

Beispiel zwei: Die BR-Sendung "Jetzt red i" vom 31. Januar. Hier ging es um Flächenfraß beziehungsweise Flächenversiegelung im Freistaat. Die bayerischen Grünen bringen gerade ein diesbezügliches Volksbegehren ein. Die Unterschriftslisten sind bereits komplett. Im Schrobenhausener Raum wäre da sicher auch etliches zu holen gewesen, vor allem wenn man sich die Situation im Süden von Schrobenhausen ansieht.

Das Baugebiet südlich der Karlsbader Straße: O.K., wohnen muss der Mensch. Aber zusätzlich noch die geplante(n) Halle(n) auf halbem Weg zwischen Aresing und Schrobenhausen? Wo eine Halle steht, stehen daneben bald immer mehr, und so wachsen früher oder später die beiden Orte über ein weiteres zugeteertes oder anderweitig versiegeltes Industriegebiet nahtlos zusammen. Der einst idyllische Spazier- und Radlweg ist dann Geschichte. Lebensräume für Vögel und Insekten - egal, Hauptsache die Kohle stimmt.

Wäre schön, wenn das Volksbegehren demnächst von mindestens 10 Prozent der Wahlberechtigten abgesegnet wird.

Richie Stöcker,

Schrobenhausen