Einzigartiges Ereignis im Leben

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Zu "Den Babyboom bewältigen" (SZ vom 19. Oktober):

Den Beitrag über die steigenden Geburtenzahlen in den Kliniken St. Elisabeth in Neuburg habe ich mit großem Interesse gelesen, denn ich finde es sehr wichtig, dass die veränderte Situation in der Geburtshilfe in der Öffentlichkeit mehr Bewusstsein erhält. Deshalb finde ich es super, dass die Zeitung solche aktuellen Themen aufgreift und damit den werdenden Müttern und Familien eine Stimme gibt. Die haarsträubende Situation, dass Gebärende in den Wehen von Kliniken abgewiesen werden müssen, ist ein phänomenales Armutszeugnis unseres Gesundheitssystems und der Politik. Für einen guten Start ins Leben - und den wünschen wir uns ja alle für unsere Kinder und Enkelkinder - sollten wir umdenken und nachhaltig investieren!

Leider bleiben die Ursachen für die zahlreichen Schließungen der Geburtshilfestationen, nämlich die sinkende Zahl von Hebammen, die in der Geburtshilfe tätig sind, in Ihrem Artikel weitgehend unerwähnt. Dass dies insbesondere auf die drastisch gestiegenen Haftpflichtprämien und weitere Schwierigkeiten für freiberufliche (Beleg-)Hebammen zurückzuführen ist, kommt leider nicht deutlich zur Geltung.

Die Schließung in Schrobenhausen ist ja kein Einzelfall, denn seit 2015 sind 64(!) Kreißsäle deutschlandweit aufgegeben worden beziehungsweise stehen vor dem Aus!

Eine Geburt ist ein einzigartiges Ereignis im Leben jeder Frau und jedes Paares. Damit dieses Wunder des Lebens seinen Glanz bewahren kann und die Risiken für Mutter und Kind gering bleiben, kommt es auf eine individuelle Betreuung -- im Idealfall eine 1:1-Betreuung durch eine Hebamme - an, die den Bedürfnissen der gebärenden Frau gerecht wird und damit Geburtskomplikationen wie etwa einen ungeplanten Kaiserschnitt minimiert. Ob immer größere Geburtsstationen im engen Korsett der Klinikfinanzierung diese Bedingungen erfüllen können?

Darf man damit rechnen, dass uns als Gesellschaft die wohnortnahe, qualitätsvolle und individuelle Geburtsbegleitung mindestens so viel wert ist wie die millionenschwere Rettung von Banken?

Anna Kurzhals

Schrobenhausen