Energiewende beschleunigen

31.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Zu "Die Mehrfach-Selbstversorger" (SZ vom 1. Juli) und "Die Kehrseite der Energiewende" (SZ vom 28. Juli):

Die Gemeinde Gerolsbach ist einfach spitze als Vorreiter der Energiewende und hat es geschafft, mit Windrädern, mit Photovoltaik und Solarthermie viel mehr Energie umweltfreundlich zu erzeugen, als die Bürger selbst verbrauchen. Der Verfasser des genannten Leserbriefes lobt dies auch, versucht dann aber, die Energiewende madigzumachen und endet gar mit der Behauptung, aus Kostengründen führe die Energiewende ins Nichts.

Abgesehen davon, dass es gar keine sinnvolle Alternative zur Energiewende gibt, sprechen die aktuellen Zahlen eine andere Sprache. Die Betreiber einer neuen Photovoltaikanlage erhalten derzeit pro Kilowattstunde zwölf Cent Einspeisevergütung, die Betreiber eines Windrades an Land 8,9 Cent und die Betreiber eines Windrades auf See 3,9 Cent. Damit liefern Sonne und Wind den benötigten Strom um ein Vielfaches günstiger als ein neues Atomkraftwerk das je könnte, und dies ohne die bekannten Risiken, die ein solches Atomkraftwerk bringen würde.

Im Übrigen ist der Strompreis seit 2014 trotz oder gerade wegen der Zunahme der erneuerbaren Energien stabil oder gar rückläufig und er könnte noch geringer sein, wenn die Industrie nicht von der EEG-Umlage befreit wäre und nicht der Fiskus an den Erneuerbaren Milliarden verdienen würde. Dass der Strompreis an der Börse nur wenige Cent beträgt, liegt an der deutschen Überproduktion an Strom, denn leider laufen bei uns noch zu viele gefährliche Atomkraftwerke und schmutzige Kohlekraftwerke.

Die genannten technischen Probleme der Energiewende wie Stromschwankungen lassen sich durch vorhandene Kraftwerke (Wasserkraft, Biogas, Müllverbrennung), durch einen großräumigen Netz-Verbund, durch intelligentes Strommanagement, durch Speicherkraftwerke und Ersatzkraftwerke lösen. Zurzeit liegt das modernste Gaskraftwerk Europas in Irsching zum Beispiel weitgehend still. Auch die Batterie-Speichertechnik und Elektroautos machen rasende Fortschritte, aber mehr im Ausland als bei uns.

Wenn Deutschland die Klimaziele nur annähernd erreichen möchte und in der Zukunft auf dem Weltmarkt noch mitreden möchte, muss man die Energiewende beschleunigen und nicht abbremsen, wie es derzeit einige versuchen.

Zum Thema Umweltbelastung nur ein Zitat einer Bürgerin, die 500 Meter von einem Windrad entfernt wohnt: "Ich höre da nichts und schlafe gut."

Hartmut Giehl

Schrobenhausen