Schrobenhausen
Leserbrief: Testfall für weitere Kürzungen?

27.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Leserbrief zum Bericht "Bald keine Sprechstunden mehr" (SZ vom 15. Juli) zur Abschaffung des ärztlichen Notdienstes.

Mit ziemlichem Missmut las ich von den Plänen der kassenärztlichen Vereinigung, dass ab nächstem Jahr in Schrobenhausen die ärztlichen Notdienste an den Wochenenden und an Sonn- und Feiertagen wegfallen sollen. Besonders wütend macht mich die Begründung, dass es in einigen Jahren in einigen Gebieten Engpässe geben könnte und man deshalb reagieren müsse. Da stellen sich mir zwei Fragen: 1. Warum jetzt die Streichung, wenn das Problem erst in einigen Jahren auftreten könnte? 2. Warum gerade in Schrobenhausen, wo meines Wissens die Wartezimmer beim Notdienst voll sind und es sehr viele Ärzte gibt, die den Notdienst abwechselnd machen können?

Ich habe gehört, dass dann Schrobenhausener Ärzte nach Neuburg fahren sollen, um dort Notdienst zu machen. Es sollen also die Ärzte und die Patienten fahren. Was soll dieser Unfug?

Besonders ärgerlich sind die Kürzungspläne, weil die Krankenkassen derzeit im Geld schwimmen und auf die Patienten Zusatzkosten für das Auto oder Taxi zukommen. Unser Bürgermeister bemüht sich um die Wiederöffnung der Geburtsstation im Krankenhaus. Das ist ein nobles Unterfangen, aber noch wichtiger ist die Erhaltung des ärztlichen Wochenenddienstes, denn diesen braucht jeder Bürger öfters als eine Geburtsstation. Auch unsere Landtagsabgeordneten einschließlich Horst Seehofer sind hier in der Pflicht. Wo bleibt der ärztliche Versorgungsauftrag? Wieder soll Schrobenhausen etwas weggenommen werden und die Stadt wird unattraktiver, obwohl die Bevölkerungszahl wächst.

Ich weiß, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine bin. Viele Mitbürger sind erbost. Es muss eine Protestwelle in Schrobenhausen geben, um Volkes Wille zu zeigen und politischen Druck aufzubauen. Schreiben Sie Ihre Meinung an die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB), an die bayerische Regierung und unsere Abgeordneten. Unterschreiben Sie die ausliegenden Protestlisten! Vielleicht ist die Vorankündigung nur ein Test, wie die Reaktion der Bevölkerung ist und wo Streichungs- und Kürzungspläne leicht durchsetzbar sind.

 

Hartmut Giehl

Schrobenhausen