Schrobenhausen
Leserbrief: Die Kehrseite der Energiewende

27.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Leserbrief zum Bericht "Die Mehrfach-Selbstversorger" (SZ vom 1. Juli), in dem es um die Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen im Gerolsbacher Gemeindegebiet ging.

Eigentlich eine lobenswerte Angelegenheit, die Energiebilanz der Gemeinde Gerolsbach in Bezug auf den Beitrag zur Energiewende. So wie Gerolsbach rühmen sich viele Gemeinden in der Bundesrepublik derzeit, die ihr Gemeindegebiet mit gigantischen Windkraftanlagen übersät haben. Aber es gibt auch eine Kehrseite der ausgelobten Energiewende. Leider übersieht Bürgermeister Martin Seitz die technischen und umweltbelastenden Probleme, die diese Form der Energieerzeugung mit sich bringt. Zum einen sind es die Bürger auf dem Lande, die Schatten- und Lärmemission zu ertragen haben. Die bedrohten Greifvogelarten und viele weitere Vogelarten finden sich eher wenig berücksichtigt bei den Baugenehmigungen und werden der Energiewende geopfert.

Es sind unbequeme Tatsachen, sie müssen aber öffentlich angesprochen werden. Hierzu zählen auch die technischen Herausforderungen und Probleme, die sich dem Laien nicht so schnell erschließen. Das resultiert daher, dass die technische Realisierbarkeit der langfristigen und jederzeit verfügbaren Stromversorgung keineswegs durch die erneuerbaren Energien sichergestellt werden kann. Somit sind weiterhin konventionelle Back-up-Kraftwerke nötig, um die Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen. Ferner wird es auf absehbare Zeit keine effektiven Energiespeicher geben, die erforderlich wären, um 24 Stunden bei Dunkelflaute unsere Bundesrepublik mit Energie zu versorgen.

Fakt ist, dass 2016 der Anteil der erneuerbaren Energien gerade einmal 15 Prozent des gesamten Primärenergieverbrauchs ausmachte. Hierfür war eine EEG-Umlage von 30 Milliarden Euro von den Stromkunden aufzubringen (Veröffentlichung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie). Diese Tendenz ist steigend mit jeder zusätzlichen Windkraftanlage. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten erschließen sich niemandem Dinge wie negative Strombörsenpreise und Bezahlung von Phantomstrom (mehr als 250 Millionen Euro pro Jahr). Die von Jürgen Trittin veranschlagte "Kugel Eis" als Kostensteigerung für den Endverbraucher ist eine Verhöhnung der Gesamtsituation.

Eine aus dem Windpark Gerolsbach erzeugte Megawattstunde (1000 Kilowattstunden) wird mit zirka 89 Euro EEG-Umlage vergütet. Die an den Netzbetreiber weitergeleitete Megawattstunde wird an der Strombörse im Durchschnitt für 30 Euro verkauft. Somit wird eine Kernumlage von 60 Euro pro Megawattstunde den Endverbrauchern über das EEG auferlegt. Beim derzeitigen Verlauf führen diese Tatsachen die Energiewende ins Nichts.

 

Horst Arlt

Emmerthal