Risiko am Stadtwall

14.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Zur Berichterstattung über den umgefallenen Baum am Stadtwall:

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich! Eine "gesunde" Eiche kippt einfach um. Herzinfarkt? Nein Wurzelfäule. Unter "Wurzelfäule" versteht man den Befall des Wurzelraums durch Pilze (am bekanntesten ist die ja bei Kartoffeln). Diese Pilzart liebt Staunässe und verdichtete Böden, sie befällt vor allem Bäume, deren Wurzeln bereits geschädigt sind, zum Beispiel durch Streusalze. Für einen Gutachter sind diese Schäden an alten Bäumen nur schwer zu erkennen. Wenn ein Gutachter die Verantwortung für die Sicherheit am Stadtwall übernehmen wollte, müsste er empfehlen, alle Bäume über 30 Jahre zu entfernen. Das Risiko ist einfach zu groß, dass immer etwas passieren könnte. Vielleicht empfiehlt er auch, über dem Gehweg in etwa drei Metern Höhe ein Stahlnetz zu spannen. Aber ob das dann eine alte Eiche auffangen kann? Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit! Was ist also zu tun? Die halbjährliche Begutachtung, die Baumsanierung, das Entfernen der Laubmassen im Herbst sind erhebliche finanzielle Aufwendungen. Und dann noch das Risiko, dass jemand zu Schaden kommt.

Aus dieser Sicht kann sich die Stadt den Baumbestand am Stadtwall gar nicht leisten. Gott sei Dank zieht aber niemand eine solche Schlussfolgerung. Mein Vorschlag wäre: Eine Bürgerbefragung klärt die Frage, ob jeder Spaziergänger am Stadtwall auf eigenes Risiko den Wall umrunden will. Für Gäste werden durch Hinweistafeln an mehreren Stellen die "Gefahren durch herabfallende Äste" - besonders bei Sturm und Unwetter - deutlich gemacht und auf das eigene Risiko hingewiesen. Diese "Versicherung" ist billig und macht deutlich, ob den Schrobenhausenern der Baumbestand am Wall das Risiko wert ist. Falls die Schrobenhausener Bürger das Risiko für Leib und Leben so hoch einschätzen, wird eine Reduzierung des Baumbestands kaum Proteste hervorrufen.

Herwig Laabs

Mühlried