Diese Schule müsste unter Denkmalschutz gestellt werden

23.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Zur Berichterstattung über das Gerolsbacher Schulhaus (SZ vom 22. April):

Seit Monaten reibe ich mir die Augen und wundere mich, wie ich bis zum Jahr 2013 in diesem Schulhaus existieren konnte, das angeblich so aufwendig saniert werden muss, dass sich sogar ein Neubau lohnt, wohlgemerkt ein Haus, das erst 32 Jahre alt ist.

Es gab auch zu meiner Zeit erhebliche Probleme mit der Heizung, die außerdem nicht die notwendige Wärme für die hinteren Klassenzimmer aufbrachte. Dies haben wir mehrmals moniert, geändert wurde allerdings nichts. Ebenso wurden unsere häufigen Hinweise auf marode Außenanlagen (Hartplatz und Laufbahn) immer damit abgetan, dass irgendwann mal eine große Lösung angedacht sei.

Das Heizungsproblem hat jedoch jeder Hausbesitzer ebenso, nach etwa 20 Jahren muss auch dort die Heizung erneuert werden (ohne dass das Haus abgerissen wird). Sanitäranlagen müssen in einem öffentlichen Gebäude immer wieder saniert werden, nicht erst nach 32 Jahren.

Sollte es Schüler mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit geben, zum Beispiel ein gebrochenes Bein, so haben dieses Problem alle Schulen und die wenigsten haben einen Aufzug. Aber auch dieser ließe sich in einem der Treppenhäuser installieren. Die vielen alten Schulhäuser in München, die vor etwa hundert Jahren gebaut wurden, erfüllen immer noch ihren Dienst und sind auch architektonisch oft ein Blickfang.

Nun zu den Argumenten von Herrn Seitz in der Bürgerversammlung:

Dass der Schulstandort derzeit gesichert ist, sagt nichts darüber aus, wie es in 7, 10 oder 20 Jahren aussieht. Zu meiner Zeit gab es vor etwa zehn Jahren einen Jahrgang, der sogar dreizügig geführt wurde, aber es gab auch einige Jahrgänge, die nur eine Klasse bilden konnten.

Wenn das der Fall ist, dürfen die Klassenzimmer keinesfalls kleiner werden, denn eine Klasse mit 26 bis 28 Kindern braucht entsprechend Platz. Auch für Klassen mit geringerer Schülerzahl ist ausreichend Platz notwendig, sei es für einen Sitzkreis, für Projektunterricht, für Gruppenarbeit, für Bereitstellung von Unterrichtsmaterial und so weiter. Die Zimmer in Gerolsbach sind keineswegs überdimensioniert.

Das Problem der feuchten Bodenplatte betrifft nur die Turnhalle, die aber völlig losgelöst vom Schulhaus saniert werden kann.

Nun aber zu dem Schulhausbau als solchem: Alle Besucher, die von außerhalb kamen, haben immer wieder das wunderschöne Schulhaus bewundert. Es wurde oft wesentlich jünger geschätzt und vor allem die vielen architektonischen Besonderheiten ausdrücklich gewürdigt.

Dieser fünfeckige Bau, der auch im Inneren fünfeckige Elemente aufweist, hat ein pädagogisches Konzept, es soll die Zusammengehörigkeit und Geborgenheit der Schulfamilie symbolisieren, ähnlich auch den Bauten in Schweitenkirchen und Scheyern, bei denen niemand, obwohl sie älter sind, von Abriss spricht. Dieses Schulhaus ist ein architektonisches Kleinod, das seinesgleichen im weiten Umkreis suchen muss.

Vor einigen Jahren besuchte der Architekt uns einmal und war erstaunt, wie gut der Bau sich immer noch präsentiert. Allerdings schien er bei der Gemeinde nicht gut angesehen zu sein, denn er wurde nicht einmal zur 25-Jahr-Feier eingeladen (trotz unseres Hinweises). So kann ich den Mitarbeitern seines Büros in ihrem Leserbrief nur Recht geben, dass diese Schule ein erhaltenswertes Zeitzeugnis darstellt und eigentlich unter Denkmalschutz gestellt werden müsste.

Ingrid Hetzler (ehemalige Rektorin der Grundschule Gerolsbach)

Petershausen