Umweltschutz bleibt auf der Strecke

19.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Zu "Ganz schön was los am Himmel" (SZ vom 14. Dezember):

Meinem Empfinden nach ist der Fluglärm bis jetzt in Schrobenhausen erträglich. Er ist zwar hörbar, aber weniger störend als der Kfz-Lärm. Man hat sich daran gewöhnt, dass ständig einige Flugzeuge in der Luft sind. Mit dem Bau der dritten Startbahn wird sich das Bild ändern, denn dann wird sich die Zahl der Flugbewegungen auf irrsinnige 120 Starts und Landungen pro Stunde erhöhen, das heißt, in jeder Minute startet und landet ein Flugzeug, in der Nacht weniger, am Tag noch mehr, und damit wird sich der Fluglärm deutlich erhöhen. Die Zahl der Passagiere wird von jetzt über 40 Millionen jährlich in einigen Jahren auf zirka 60 Millionen prognostiziert, auf täglich zirka 200 000 Passagiere. Dazu werden noch einige 100 000 Tonnen Luftfracht jährlich transportiert, wenn nicht gegengesteuert wird.

Das Hauptproblem ist Folgendes: Unsere wirtschaftshörige Politik fördert diese Pläne und der Umweltschutz bleibt wieder einmal auf der Strecke. Flugzeuge verbrauchen irrsinnig viel Benzin und verbrennen es in der Atmosphäre in den oberen Luftschichten, wo es klimaschädlich wirkt.

Am Flugplatz München gibt es deswegen einen Tank mit 300 000 Kubikmetern Kerosin und dazu eine spezielle Pipeline, die dafür sorgt, dass der Treibstoff nicht ausgeht. Der ganz normale Wahnsinn.

Kein Wunder, dass Deutschland seine Klimaziele nicht erreicht. Und außerdem gibt es in Bayern ja noch Flugplätze in Nürnberg, in Augsburg und Memmingen. Ich frage mich: Muss es wirklich sein, dass jeder Durchschnittsbayer einmal im Jahr nach Mallorca fliegt und die Großkopferten fünfmal nach China, Amerika, Südafrika oder Australien, während bei uns zehn Prozent der Bevölkerung und Kinder in Armut leben und es allein in München viele Tausend Obdachlose gibt?

Hartmut Giehl

Schrobenhausen