Ohne Augenmaß

07.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Zum Bericht "Mehr Augenmaß" (SZ vom 25. November):

Zu Recht verweisen Medien wie die Schrobenhausener Zeitung auf die wachsende Aggressivität gegenüber Beamten und Angestellten von Staat und Kommune. Es scheint ein Phänomen unserer Zeit zu sein, dass sich viele Menschen in einer merkwürdigen Blase bewegen, in der sie glauben, ihre eigenen Interessen und Regeln ohne Rücksicht durchsetzen zu können, während sie auf der anderen Seite lautstark Recht und Ordnung fordern. Gut zu beobachten auch bei den grölenden und hetzenden Umzügen sogenannter Pegida-Bürger. Anstatt diesem Trend klare Grenzen zu setzen und entgegenzusteuern, kocht die Schrobenhausener Zeitung das Thema "angeblich entrechteter Bürger kämpft gegen Stadtwillkür" hoch. Dabei wäre das Thema mit zwei bis drei Sätzen erledigt. Es gibt Gesetze und Vorschriften, an die hat sich jeder zu halten. Übrigens die Grundlage jedes zivilisierten Zusammenlebens.

Stattdessen erlaubt sich ein erboster Bürger, die kommunale Verkehrsaufsicht grob zu beleidigen, indem er ihr vorwirft, ihre Arbeit zu 80 Prozent nicht ordnungsgemäß zu erledigen. Alleine mal einfach so zu behaupten, jemand würde seine Arbeit zu 80 Prozent schlampig erledigen, finde ich äußerst gewagt. Zudem ist es genau das, was dazu führt, dass die eh nicht zu beneidenden Angestellten der Verkehrsaufsicht zukünftig wohl mit noch mehr Anfeindungen und Beleidigungen zu rechnen haben. Zumal die unglückliche Forderung, mal ein Auge zuzudrücken, zweifellos dazu führt, dass ab jetzt jeder Falschparker der Meinung ist, dass er der Fall sei, bei dem ein Auge zuzudrücken ist, und dies bei endlosen Diskussionen kundtun wird.

Nur um klarzustellen, auch ich wurde des Öfteren aufgeschrieben, auch ich habe schon genügend Bußgelder bezahlt, und ich habe es deshalb ohne Murren getan, weil ich einen Fehler gemacht habe. Die Schrobenhausener Verkehrsüberwachung war und ist aber immer schon kulant. Ich habe es schon oft beobachtet und mir selber ging es auch schon so, dass man nicht aufgeschrieben wird, wenn man sofort wegfährt, und dass auch handgeschriebene Ankunftszeitzettel statt der vorgeschriebenen Parkscheibe akzeptiert werden. Gerade die Alten und Kranken sollten froh sein, dass die Straßen nicht zugestellt sind von Falschparkern, sodass Krankenwagen und Notarzt nicht durchkommen. Außerdem kann man wohl von jedem Autofahrer verlangen, dass er sein Auto von einem Bekannten oder Freund wegfahren lässt, wenn er selber nicht mehr fahren kann. Alleine die Vorstellung, man könnte dem einen oder anderen kein Knöllchen verpassen, weil man ihn ja kennt, ist so absurd, dass es keines Kommentars hierzu bedarf.

Alfred Holzer

Beim Gritschenkeller

Schrobenhausen