Verschobener Maßstab und Fehlinformationen

29.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Zum Leserbrief „Göbelsbach – vom Golddorf zum Industriegebiet“ (SZ vom 27. März), in dem es um die Auswirkungen der Englmannsberger Windräder auf Göbelsbach geht:

Dem Leserbrief beigefügt war eine zwar imposante, aber leider falsche und stark verzerrte Fotomontage. Auf dem Foto war die 26 Meter hohe Göbelsbacher Kirche genau 17 Millimeter hoch. Das Windrad daneben war 18 Zentimeter hoch. Das ist mehr als das Zehnfache der Kirche und damit wäre das Windrad mehr als 260 Meter hoch und damit viel höher als der Münchener Fernsehturm. Eine starke Übertreibung sozusagen. Auf der Zeichnung stand das Windrad auch gleich neben der Kirche und nicht einen Kilometer entfernt wie in Wirklichkeit. Hätte man alles maßstabsgetreu gezeichnet, stände das Windrad weit weg von der Kirche, außerhalb der Zeitungsseite.

Doch dies ist nicht die einzige Fehlinformation. Der Verfasser des Leserbriefs schreibt, dass laut Norm ein Windrad maximal 45 Dezibel Lärm erzeugen dürfe. Dazu ist zu sagen, dass die TA Lärm für Dorfgebiete tagsüber 60 Dezibel zulässt. Nach der Bundesimmissionsschutzverordnung gelten 64 Dezibel tagsüber. Nachts gelten für Dorfgebiete 45 beziehungsweise 54 Dezibel nach Bundesimmissionsschutzverordnung.

Ich habe die Einladung des Verfassers angenommen und habe den Geräuschpegel des Windrades zusammen mit anderen Personen direkt am Windrad selbst angehört. Wir waren erstaunt, dass fast nichts zu hören war, nur ein Hauchen, nicht lauter als der eigene Atem. Viel, viel leiser als ein Gespräch oder der Vogelgesang oder ein hoch fliegendes Flugzeug.

Dieses Windrad erzeugt sogar am Standort weniger als 45 Dezibel, und in Göbelsbach ist demnach nach menschlichem Ermessen vom Windrad nichts zu hören. Man darf die zulässigen Grenzwerte nicht mit den tatsächlichen Gegebenheiten verwechseln. Doch manche Menschen mit entsprechender Disposition stört eben alles, und wenn es ein kleines Blinklicht hoch oben auf einem Turm ist. Andere empfinden das sich gleichmäßig drehende Windrad als beruhigend.

Hartmut Giehl

Mühlried