Die Stadt nicht den Rechten überlassen

12.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:57 Uhr

Zum Artikel „Lautstarke Parolen“ über die Demonstrationen in der Schrobenhausener Altstadt (SZ vom 10. März):

Stellen Sie sich vor, es brennt – und die Feuerwehr rückt erst am nächsten Tag an. Das war mein erster Gedanke, als ich erfahren habe, dass die Initiatoren die Aktion „Schrobenhausen ist bunt“ am Sonntag, also einen Tag nach der Demonstration gegen den Moscheeneubau angesetzt hatten. Auch wenn die Gegendemonstration mindestens doppelt so viele Teilnehmer hatte wie die Seite der rechten Organisation Pro Bayern geht doch ein klares Signal vom Samstag aus:

Dem Großteil der Schrobenhausener Bevölkerung ist es offensichtlich egal, wenn eine rechte Gruppierung den Neubau einer Moschee zur Hetze gegen Ausländer und Andersgläubige missbraucht. Auf jeden Fall konnte so die geradezu lächerliche Truppe um die von weit her angereisten Redner (die ständig von „unserem Schrobenhausen“ sprachen), geschützt von einer sehr aggressiv agierenden Polizei, den Marsch durch die Innenstadt durchführen. Dabei richtete sich die Aggressivität der Polizei ausnahmslos gegen den Umzug begleitende Gegendemonstranten, die versuchten, den rechten Mob durch friedliche Mittel am menschenverachtenden Spaziergang durch die Innenstadt zu hindern.

Dies war umso einfacher, da sich nur sehr wenige Teilnehmer der Gegendemonstration den Rechten in den Weg stellten beziehungsweise setzten – um sofort mit Gewalt von den Beamten „entfernt“ zu werden. Wäre es auch so gelaufen, wenn sich die 500 bis 600 Teilnehmer der Veranstaltung am Sonntag den Extremisten in den Weg gestellt hätten? In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, dass auch der damalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse sich am 1. Mai 2010 in Berlin marschierenden Neonazis in Form einer Sitzblockade in den Weg gestellt hat.

Ebenso haben die wiederholten Störaktionen und Blockaden gegen den alljährlichen Aufmarsch der Rechten in Dresden dazu geführt, dass dieses Jahr am 13. Februar zum ersten Mal seit der Wende der Aufmarsch der Neonazis zum Gedenken an die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg abgesagt wurde. Ich bin der Meinung, dass die am Wochenende praktizierte Strategie nicht den gewünschten Effekt hatte, die Rechtsextremen zu marginalisieren – sondern diese in ihrer Haltung eher noch bestärkt beziehungsweise deren Selbstvertrauen gestärkt hat. Dies würde sich mit der Information decken, dass die Gruppe Pro Bayern Ende März eine weitere Kundgebung in Schrobenhausen plant.

Wollen wir Schrobenhausener dann wieder den Rechten unsere Innenstadt überlassen? Oder wollen wir uns gemeinsam und entschieden diesen Ewiggestrigen in den Weg stellen, um ein für alle Mal zu zeigen, dass Intoleranz und Hass in Schrobenhausen keine Chance hat.

Nikola Kovacevic

Schrobenhausen