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In den Startlöchern

Die Neugestaltung der Schrobenhausener Altstadt wird um ein Jahr aufgeschoben

29.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Von Mathias Petry

 

Eigentlich steht die Ampel auf grün: Die überfällige Altstadtsanierung kann kommen. In Rekordzeit hat das Bauamt um Stadtbaumeister Axel Westermair das Projekt zusammen mit Emil Lehners Planungsbüro zur Beschlussreife geboxt, am Ende ist es ein Angebot innerhalb des vorgeschriebenen Ausschreibungsverfahrens, das den Baubeginn kippt: Ein besonders schlauer Anbieter hat Waren ins Spiel gebracht, die nicht gefragt, angeblich aber gleichwertig sein sollen - und damit den vorhandenen Schwung ausgebremst.

Dabei war es mustergültig, wie die Stadt den Bürgerbeteiligungsprozess durchgezogen hat. Während der gesamten Planungsphase hatte es immer wieder öffentliche Veranstaltungen gegeben, bei denen es für Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit gab, sich einzubringen, dem Planer Impulse mitzugeben, Bedenken einzubringen.

Teilweise an die 100 Bürger waren mit dabei, nur Mitglieder des Schrobenhausener Stadtrats waren kaum zu sehen. Die wunderten sich dann, dass der Planungsprozess an ihnen vorbeigerauscht war.

Es ist halt in Schrobenhausen für viele Stadträte üblich, sich nicht am öffentlichen Leben, das sie mitgestalten sollen, zu beteiligen. Dass sie dann auch bei dem Projekt, das sie mit am meisten angeht, so verfuhren - Pech gehabt. Am Ende blieb ihnen nichts anderes als zähneknirschend dem zuzustimmen, was sie selbstverschuldet selbst nicht mitgeplant hatten.

Dieses neue Konzept, das Emil Lehner zusammen mit vielen engagierten Bürgern ausgetüftelt hat, ist jedenfalls bestechend: Im Sommer, wenn das Wetter zum Verweilen im Freien einlädt, wird es viel Grün - große Bäume in riesigen transportablen Trögen - geben, viele Aufenthaltsflächen. Da ist es dann auch zumutbar, sein Auto etwas weiter draußen zu parken und ein paar Schritte zu laufen. Sobald das Wetter schlechter wird, kommen die Bäume raus - und um die 30 bis 50 zusätzliche Parkplätze entstehen. Denn zwischen Oktober und April ist der Raum für kahle Bäume in einer belebten Altstadt verlorener Raum.

Was noch dazu kommt: Die Schrobenhausener Altstadt wird barrierefrei und erfüllt damit schon im Jahr 2020 Standards, die in anderen bayerischen Städten erst nach und nach eingeführt werden. Das bedeutet auch: Schrobenhausen hechelt nicht anderen hinterher, sondern verhält sich wegweisend.

Und: Die Stadt wird urbaner. Das schadet vielleicht nicht und wird, wenn der Umbau mit entsprechendem Aufwand marketingmäßig begleitet wird, dem Mittelzentrum wieder neuen Glanz verleihen. Das wiederum wäre hilfreich, wenn man sieht, dass Schrobenhausen mehrere Weltunternehmen beherbergt - als einzige Nicht-Kreisstadt umgeben von lauter Kreisstädten mit bedeutenden Einrichtungen, die Kraft Amtes schon für Wahrnehmung sorgen.

Eigentlich verläuft also in Sachen Altstadtsanierung alles nach Plan. Und alle Beteiligten sind guter Dinge, zumal sich die Prognosen von Städteplaner Lehner auch in Sachen Kosten bewahrheiten: Die Ausschreibung ergibt, dass seine Leute gut gerechnet haben, der kalkulierte Preis von gut neun Millionen Euro scheint realistisch - damit könnte der städtische Anteil für das Projekt, das auf vier Jahre verteilt realisiert werden soll, am Ende bei unter vier Millionen Euro bleiben. Außer natürlich, die Preise am Bau steigen in diesem Zeitraum unkalkulierbar in ungeahnte Dimensionen.

Eigentlich wäre es also 2016 losgegangen, wären nicht die vermaledeiten Pflastersteine, die in Schrobenhausen niemand haben will, von einem Anbieter ins Spiel gebracht worden. Es gibt Vorschriften, wie mit solchen Situationen umzugehen ist. Und das dauert.