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Ein runder Geburtstag

Die Stadt feiert Franz von Lenbachs 180. ungewohnt ausgiebig

29.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Der Franz ist jetzt 180. Die Stadt feiert den runden Geburtstag des großen Sohnes mit einer Sanierung des Geburtshauses, mit einer Sonderausstellung und mit zwei Festakten. - Foto: SZ-Archiv

Von Mathias Petry

 

Wenn es einen Makel am Innenverhältnis zwischen Schrobenhausen und Franz von Lenbach gibt, dann den, dass außerhalb der Geburtsstadt die meisten glauben, Lenbach wäre Münchner. Bloß weil der Lenbachplatz und das Lenbachhaus dort größer sind als die Schrobenhausener Pendants. Dabei ist es eine Binsenweisheit, dass Größe nicht alles ist.

In Schrobenhausen ist man dessen ungeachtet angemessen stolz auf den berühmten Sohn, dass die selbsterkorene "Spargel- und Lenbachstadt" den 180. Geburtstag Lenbachs weit größer feiert als den 100. des Spargels. Beim Gemüse blieb bekanntlich die Küche kalt, bei Lenbach wurde zunächst die Ausstellung im Geburtshaus generalüberholt, dann eine Sonderausstellung in Kooperation mit dem letzten lebenden Lenbach-Enkel, Reinhold Neven-DuMont, konzipiert. Und als dann der Geburtstag - übrigens am 13. Dezember - gekommen ist, gibt es am Sonntag drauf einen wunderbaren Festakt obendrein.

Und überall wird gelobt, wie mit dem Erbe des berühmten Sohnes umgegangen wird, der inzwischen in der überregionalen Wahrnehmung auf das reduziert wird, das ihm den Reichtum und den Ruhm verschaffte: seine berühmten Porträts. Dass der gute Herr von Lenbach aber eben auch ein Malergenie war, das die Möglichkeiten der Kunst in seiner Zeit erweiterte, gerät heute mehr und mehr in Vergessenheit. Nicht in Schrobenhausen. Hier wird hochgehalten, dass Franz von Lenbach wegweisend war, dass er neue Techniken wagte, dass er Grenzen auslotete. Bilder wie "Der rote Schirm" sind davon Zeugnis,

Möglicherweise brach er sogar mit Tabus. Noch immer steht die These unwidersprochen im Raum, dass von Franz von Lenbach der erste lächelnde Akt der Kunstgeschichte stammt. Jenes Bildnis der Julia Virginia Scheuermann, das im Lenbachsaal und als Kopie in der Schrobenhausener Kneipe "Lindenkeller" prangt, könnte aber ein Meilenstein der Malerei sein - außer jemand findet einen älteren lächelnden Akt.

So oder so spielt "der Franz", wie ihn mittlerweile viele nennen (die Schrobenhausener Zeitung ist daran nicht ganz unschuldig), in der Stadt weiterhin eine Rolle.