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"Wie in fantastischem Film"

30.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Nationalkaderschützin Silvia Rachl und ihr persönliches WM-Märchen in Katar.

 

Der Befehl wird in beeindruckender Weise ausgeführt: Oberfeldwebel Silvia Rachl nimmt an den Militär-Weltmeisterschaften im November nicht nur teil, sondern avanciert auch gleich zur erfolgreichsten Schützin in den Kleinkaliberkonkurrenzen. "Ich fühle mich wie in einem fantastischen Film", so die 30-Jährige aus Singenbach (Gemeinde Gerolsbach) - während der Tage in Doha.

Der Trip nach Katar, für Rachl ist's in der Tat ein kleines Märchen aus Tausendundeiner Nacht - allerdings immer wieder auch versehen mit Ereignissen, die sie schmerzhaft auf den harten Boden der Realität plumpsen lassen. Nehmen wir nur den Teamwettbewerb "KK liegend, 60 Schuss": 1861 Ringe bringt die Singenbacherin hier gemeinsam mit Jolyn Beer (Hannover) sowie Lisa Müller (Weingarten) zustande, der bisherige Militär-Weltrekord für Damenvertretungen wird hierdurch geknackt - und trotzdem reicht es am Ende "nur" zu Silber, weil die Auswahl Chinas das gleiche Resultat und zudem die bessere Endserie vorweist. Rachl fair: "Natürlich ist's saublöd, dass wir so knapp am Titel vorbeischrammten - aber so ist eben der Sport."

24 Stunden später: der Einzelwettbewerb "KK liegend, 60 Schuss" - und damit ein regelrechtes Déjà-vu-Erlebnis für die Singenbacherin. Wieder bringt niemand ein besseres Ergebnis als sie zustande - und erneut muss sich mit Platz zwei begnügen. Diesmal hat Rachl 624,8 Ringe auf dem Konto - ebenso wie die Thailänderin Sununta Majchacheep - und wieder gibt die Endserie den Ausschlag zu Ungunsten der Dame aus dem Altlandkreis Schrobenhausen. "Als ich das erfuhr, sind mir natürlich zunächst einmal die Gesichtszüge entglitten", erinnert sich Rachl mittlerweile lachend.

Zumal es im Teamwettbewerb "KK 3x20 Schuss" ja doch noch ihr großes Happy End gibt: Zusammen mit Beer und Müller ist sie nun endgültig nicht mehr zu schlagen, der erste Weltmeistertitel in ihrer sowieso schon tollen Karriere ist dadurch unter Dach und Fach. Und wie nimmt es die Singenbacherin auf? Zunächst einmal extrem selbstkritisch ("Ich bin aus irgendwelchen Gründen hypernervös an diesem Tag gewesen, ich habe schlichtweg eine Menge Mist gemacht") - dann allerdings doch überglücklich ("Natürlich freue mich tierisch über diese Goldmedaille").

Endlich darf sich Rachl nun also als Weltmeisterin bezeichnen. Und garniert wird Ganze mit der Auszeichnung als "Best Shooter of Event" bei dieser Militär-WM: Hierfür bekommt die 30-Jährige neben ihren drei Medaillen auch noch eine sehenswerte Trophäe - überreicht durch Shaheen Al-Ghanem, dem "Chief of Staff of the Quatar Armed Forces", höchstpersönlich.

"Ich habe die Zeit in Doha in vollen Zügen genossen, durfte eine neue Kultur kennenlernen und habe zudem meine sportlichen Ziele erreicht", so Rachl. Anders ausgedrückt: Besser habe es kaum laufen können. Das macht Lust auf 2017.