Mit Fallschirm gerettet

05.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:37 Uhr

Mit Sonden suchen der Neuburger Johann Wohlmuth und Rolf Ebnet von der Forschungsgruppe Luftfahrt den Acker, in dem das Flugzeug zerschellte, nach Metallresten im Boden ab. - Foto: Haßfurter

Schrobenhausen (SZ) Einige Hörzhausener haben den Flugzeugabsturz beobachtet. Peter Heigl und Martin Kraus erinnern sich an das dramatische Ereignis.

Am 13. Juni gegen 10.30 Uhr konnten etliche Bewohner Hörzhausens einen Luftkampf in Dorfnähe selbst beobachten, wie etwa der damals siebenjährige Peter Heigl. Ein deutsches Jagdflugzeug, eine Me 109 G, hatte einige Treffer erhalten, sie fing Feuer und flog von Nordwest kommend brennend in Kirchturmhöhe gerade noch über die letzten Gebäude des Dorfes. Etwa 500 Meter nach dem Dorfrand stürzte es schließlich ab und zerschellte am Boden.

Dem Piloten war es noch rechtzeitig gelungen, mit dem Fallschirm die Maschine zu verlassen und er konnte sicher am Dorfrand beim "Hofbauern" neben dem Stadel landen. Dies hatte auch der Hörzhausener Martin Kraus, der als Soldat gerade auf Heimaturlaub zu Hause war, beobachtet. Da er nicht genau erkennen konnte, ob es sich um einen deutschen oder amerikanischen Abschuss gehandelt hatte, nahm er seine Pistole mit und suchte den abgesprungenen Piloten.

Wieder im Dorf zurück bemerkte er, dass er seine Pistole verloren hatte. Ein in der Landwirtschaft arbeitender polnischer Kriegsgefangener hatte das mitbekommen und bot sich an, die Pistole zu suchen. Er fand sie auch tatsächlich und gab sie zurück. Kranz aber stellte fest, dass einige Patronen fehlten, denn der Pole hatte gleich nach dem Auffinden der Waffe zum Spaß einige Schüsse abgegeben.

Der Pilot, der aus Gelsenkirchen stammte und dessen Name leider nicht bekannt ist, war inzwischen vom damaligen Feuerwehrkommandanten Mathias Wanner mit einem Motorrad, einer 100er Sachs, zum Absturzplatz gebracht worden, um sich die Überreste seiner Maschine ansehen zu können. Sie war zum größeren Teil mehrere Meter in den Boden eingedrungen und wäre ihm beinahe zum Grab geworden, wenn er sich nicht noch rechtzeitig und unverletzt mit dem Fallschirm hätte retten können. Er warnte auch die Leute, die den Absturz gesehen hatten, zu nahe heranzugehen, denn die Bordmunition der beiden Maschinengewehre und der Bordkanone könnte jederzeit noch explodieren und sie dadurch in Gefahr bringen.

Einer der Jungen, die im Rahmen der Kinderlandverschickung aus den bombardierten Großstädten aufs Land gebracht worden waren und der in Hörzhausen lebte, soll den Piloten sogar gekannt haben, der mit ihm damals in derselben Stadt und angeblich sogar in derselben Straße gewohnt hatte. Aber bald war die Aufregung, die der Absturz mit sich gebracht hatte, wieder abgeflaut und das Kriegsgeschehen mit weiteren Meldungen über die begonnene Invasion in der Normandie und über gefallene Soldaten der Gemeinde ließ das Ereignis des 13. Juni 1944 in den Hintergrund treten.

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