Zu
Neuer "Stadtwall" für Schrobenhausen?

23.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr

Zu „Stopp wäre ein Schildbürgerstreich“ (SZ vom 21. Januar):

Straßen sind die Verbindung zur weiten Welt. Das galt für mich, als ich in den 60er, 70er Jahren in einem kleinen Dorf im Jura aufgewachsen bin. Autos waren das Mittel, um aus der dörflichen Enge auszubrechen. Wenn mein Sohn (Ende 20) heute einen Ort nach seiner Wohnqualität beurteilt, ist die erste Frage die nach der vorhandenen Internetkapazität, also der Datenautobahn.

Das ist heute das Tor zur Welt. Ansonsten ist ein ausreichendes Angebot an Versorgung und Kultur von Interesse sowie gute Erholungsmöglichkeiten. Die proSob und anscheinend eine Mehrheit im Stadtrat wollen weiterhin vor allem Straßen bauen.

Wie soll dann Schrobenhausen in Zukunft aussehen? Eingezwängt in einen Ring aus Schnellstraßen beziehungsweise abgeschirmt vor der wilden Natur der Paarauen durch einen neuen „Stadtwall“, der mit seinen sieben Metern Höhe den mittelalterlichen Wall um einiges überragen wird. Innerhalb dieses Schnellstraßenrings gesellen sich dann zu den alten Brauerei- und Kaufhaus-Ruinen noch eine zerfallende Stadthalle, ein zerbröselndes Rathaus und diverse weitere marode städtische Immobilien.

Und da geht mir als Bauernsohn noch dieser, wenn auch erfundene, Spruch des Häuptlings Seatle im Kopf um: „Und wenn ihr den letzten Acker betoniert habt, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

Eine Horrorvision; ich weiß ich bin unsachlich und übertreibe. Aber die Paarauen (das Goachat und die Aumühlenlandschaft) sind mir in den gut dreißig Jahren, in denen ich hier lebe, zu sehr ans Herzen gewachsen, als dass ich sie ohne Protest zubetonieren lassen kann.

Fragt sich auch: Wozu? Die meisten Verkehrsexperten gehen davon aus, dass der Autoverkehr seinen Zenit bereits erreicht hat. Der Verkehr nimmt kaum mehr zu. Im Übrigen scheint sich bei der CSU-Führung die Erkenntnis durchzusetzen, dass es wenig stimmenträchtig ist, auf Wahlkampfprospekten zwar die Schönheit der bayerischen Landschaft quasi als Parteischöpfung zu preisen, um diese Landschaft anschließend mit überdimensionierten Verkehrsprojekten zu zerstören. Nach dem Donauausbau wurde jetzt auch die „B 15 neu“ gestoppt.

Bleibt zu hoffen, dass diese neue Erkenntnis noch rechtzeitig auch zu den örtlichen Ablegern der großen Staatspartei durchsickert.

Alois Forster, Mühlried

Kreisvorstand von

Bündnis 90/Die Grünen