Schrobenhausen
Wenn Herz und Geist aufgehen

Festlicher Patroziniumsgottesdienst in der voll besetzten Stadtpfarrkirche St. Jakob bewegte die Gäste

24.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr
Musik zur höheren Ehre Gottes: Chordirektor Wolfgang Hiltner leitet Kirchenchor und ein Instrumentalensemble in Mozarts „Spatzenmesse“. Obwohl das Stück schon so alt ist, ist es gewissermaßen ein Evergreen, der immer wieder bewegt und begeistert. −Foto: Erdle

Schrobenhausen (SZ) Mit Pauken, Trompeten und Mozarts „Spatzenmesse“ zeigte der Festgottesdienst zum Patrozinium von Sankt Jakob eindrucksvoll, wie Kirchenmusik weitaus mehr als nur schmückendes Sonntagsbeiwerk bildet.

Auch angesichts des zum Pfarrfest voll besetzten Kirchenschiffes stellte Stadtpfarrer Josef Beyrer, ausgehend von der Bitte des Jakobus, dauerhaft an Jesu Seite zu sitzen, die Schwierigkeit bei der Wahl von besten und festen Plätzen in den Mittelpunkt seiner Predigt.

Der feste Platz der Kirche in der Gesellschaft könne bei aller nötigen Öffnung nicht zum Anpassungszwang an den jeweiligen Zeitgeist führen, bei dem die Kirche nur noch als „Serviceinstitution“ gälte, in deren Feiern sich die „Kunden“ etwa Musikuntermalung ohne spirituellen Bezug wie hitparadentaugliche „Liebesschnulzen“ aussuchen sollten.

„Ich werde Schrobenhausen vermissen.“

Donatus Uzoagwa

Dafür bestand bei diesem von Kirchenmusiker Wolfgang Hiltner musikalisch betreuten Festgottesdienst selbstverständlich keine Gefahr, nicht zuletzt durch Mozarts „Spatzenmesse“, ein seit fast 250 Jahren in ihrer Verbindung aus Klangschönheit, technischer Machbarkeit und liturgischer Verwendbarkeit dankbares kirchenmusikalisches Immergrün. Die 1776 entstandene „Missa brevis et solemnis KV 220“ ist bei nur wenig mehr als einer Viertelstunde Dauer eine echte missa brevis, also eine „kurze Messe“, wie sie Mozarts damaliger Dienstherr, der Fürsterzbischof Colloredo, verlangte; mit nur 360 Takten Musik bleibt sie auch unter Mozarts insgesamt 18 Messvertonungen eine der kürzesten. In der Besetzung, die das Orchester mit dem sogenannten Wiener Kirchentrio (also zwei Violinstimmen und Bassgruppe) um zwei Trompeten und Pauken erweitert, weist sie Merkmale einer feierlichen „Missa solemnis“ auf, ist also kurz und festlich zugleich.

Neben der instrumentalen Qualität der so kleinen wie ansprechenden Streicherbesetzung samt Pauken verdienen die sehr sauberen Trompetenstimmen eigene Erwähnung. Der immer weiter wachsende Kirchenchor von St. Jakob, für den die rechte Emporenseite gerade ausreicht, war schwungvoll und mit merklicher Begeisterung bei der Sache, präzise im Einsatz und mit homogenem Chorklang. Hervorragend fügte sich das gut gemischte Solistenquartett mit Karin Law Robinson-Riedl, Christine Hiltner, Clemens Reichl und Marcus Weigl ein, auch wenn Mozart die Solisten bis auf kurze Einwürfe in Gloria, Credo und Agnus Dei wenig fordert; umso ausdrucksvoller folgte dann das von den Unterstimmen klangvoll begleitete Benedictus des Solosoprans. Chordirektor Wolfgang Hiltner sorgte mit ansteckend-prägnantem Dirigat für anhaltende Spannung und bot eine so zügige wie feierliche Lesart der Messe, die noch für genügend Abstufungen Raum ließ.

Zum Schluss nutzte Stadtpfarrer Beyrer im Dank an alle Unterstützer des Pfarrfestes zum Jakobstag auch die willkommene Gelegenheit, Kaplan Donatus Uzoagwa, der Anfang September nach Erkheim-Günztal wechselt, sozusagen vor „größtmöglichem Haus“ mit herzlichen Worten zu verabschieden.

„Ich werde Schrobenhausen vermissen“, war sich der scheidende Kaplan in seiner liebenswerten Dankansprache schon jetzt sicher, nehme er doch eine Vielzahl schöner Erinnerungen an hilfsbereite Menschen und erfreuliche Ereignisse mit; sein Wunsch, angesichts des guten Essens auch die Pfarrhaushälterin ins Schwäbische mitzunehmen, dürfte angesichts der spontanen Reaktion des Stadtpfarrers „Da geht gar nix!“ aber unerfüllt bleiben. Mit einem Segenslied aus seiner nigerianischen Heimat trug Kaplan Donatus zur musikalischen Gestaltung der Messe bei, die durch das 2006 für den Papstbesuch in Regensburg komponierte „Wer glaubt, ist nie allein“, das mit Chor gesetzte majestätische Trumpet Voluntary des Jeremiah Clarke und Karl Norbert Schmids enorm wirksamen Überchorsatz zum „Großer Gott, wir loben Dich“ gekrönt wurde.

Angesichts derart festlich-feierlicher Messgestaltungen, bei denen den Anwesenden Geist und Herz aufgehen, bleibt zu hoffen, dass unter den „festen Plätzen“ auch die Kirchenmusik in St. Jakob weiterhin einen festen Platz behält und ihr Aufschwung der vergangenen Jahre, tatkräftig unterstützt durch den Förderverein, so erfolgreich weitergeführt wird.