Schrobenhausen
Weg von Atom und Kohle

Gymnasiasten lernen mit dem Energiespardorf fürs Leben

25.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr
Kräftig strampeln, um Wasser zu erhitzen: Wie schwer es ist, Energie herzustellen, erfuhren die Schrobenhausener Gymnasiasten von Edgar Heck vom Bund Naturschutz. −Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Wie genau funktioniert eigentlich eine Gemeinde in puncto Energie? Schrobenhausener Gymnasiasten experimentierten dazu am Energiespardorf.

Das und jede Menge weiterer Infos sowie Tipps rund ums Thema Energiesparen hatte ihnen Edgar Heck vom Bund Naturschutz mitgebracht.

Ein Dorf. Irgendwo in Bayern. 8000 Einwohner. Häuser. Kirche. Fabrik. Wäsche waschen, Haare föhnen, Essen kochen, alles rund ums Thema Medien, Beleuchtung – ohne Energie läuft hier gar nichts. Das veranschaulicht mit dem Energiespardorf ein realistisches Modelldorf. Was in der Simulationsanlage, die die Schüler selbst bedienen dürfen, energietechnisch passiert und welche Auswirkungen das alles hat, wird auf eine Leinwand projiziert. Wie schnell der Stromverbrauch tatsächlich nach oben klettert, sobald Edgar Heck vom Bund Naturschutz die Anlage einschaltet, entlockt dem einen oder anderen Schüler dann durchaus ein Staunen. Selbstständig planen und testen die Achtklässler auch, wie sich Energie einsparen lässt und welche Arten der Energieerzeugung klimafreundlich und sinnvoll sind.

Zuvor hatte Edgar Heck etwas weiter ausgeholt, um die Schüler ans Thema heranzuführen, hatte er auch einen Blick zurück auf die Ursachen des Klimawandels seit Beginn der Industrialisierung geworfen.

Uninformiert sind die Schüler nicht. Die Auswirkungen der Klimaveränderungen sowie Worte wie Erderwärmung oder Treibhauseffekt sind ihnen ein Begriff. Schrobenhausen werde es zwar „nicht ans Meer schaffen“, beantwortet Heck die Frage eines Schülers. Andernorts, etwa in vielen Gebieten Afrikas, dürften die Klimaveränderungen jedoch zu Völkerwanderungen führen, versucht er ihnen die weitreichenden Folgen näherzubringen. Der Anstieg des Meeresspiegels werde die Welt verändern, „die Welt wird kleiner werden“, so Heck. Logische Schlussfolgerung: „Wir müssen gegensteuern.“ Also weg von Atom und Kohle, hin zu regenerativen Energien. Und das ziemlich schnell. Schließlich dürfte der Prozess unumkehrbar werden, „wenn wir in den nächsten 15 Jahren so weitermachen wie jetzt“, legt Heck den Schülern ans Herz.

Am eigenen Leib erfahren – oder besser erstrampeln sich – die Schüler in dieser ganz speziellen Unterrichtsstunde, wie viel Energie nötig ist, um Strom zu erzeugen. „Ihr seid hier sozusagen die Turbine im Kohlekraftwerk“, veranschaulicht ihnen Heck, bevor sie versuchen, mithilfe eines Hometrainers Wasser in einem Wasserkocher zu erwärmen. Auch, wie das Ganze finanziell aussieht, erklärt Heck den Schülern. Dass in einem Vier-Personen-Haushalt durchschnittlich 80 Euro an monatlichen Stromkosten anfallen, und es somit nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den eigenen Geldbeutel sinnvoll ist, Strom zu sparen, leuchtet den Achtklässlern ein. Wie sehr jeder von ihnen dazu beitragen kann, auch dazu liefert Heck den Schülern beeindruckendes Zahlenmaterial. Etwa dieses: „1 bis 1,5 Atomkraftwerke könnte man abschalten, wenn es keinen Stand-by-Betrieb an Geräten gäbe.“

Weil die Stadt den Schrobenhausener Schulen finanziell unter die Arme greift, um am Energiespardorf des Bund Naturschutzes zu forschen, schauen auch Bürgermeister Karlheinz Stephan und Klimaschutzbeauftragte Tanja Jenter sowie Schulleiter Edmund Speiseder den Achtklässlern über die Schulter. „Das Sponsoring für das Energiespardorf kostet bissl was“, gesteht Stephan, „aber es ist uns wichtig, ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen.“