Waidhofen
"Ziemlich aufregend"

Der in Waidhofen aufgewachsene Schauspieler Ferdinand Schmidt-Modrow bekommt heute eine Ehrung

29.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Die Schauspieler Werner Dietrich, Ferdinand Schmidt-Modrow und Benno Fürmann (v.l.) in einer Szene des Kinofilms »Der blinde Fleck«. Der Thriller kommt am 23. Januar in die deutschen Kinos. Schmidt-Modrow, der aus Waidhofen stammt, bekommt von seinem Heimatlandkreis heute Abend einen Kunstförderpreis - Foto: dbo

Waidhofen (SZ) „Ich fühle mich wahnsinnig geehrt“, versichert Ferdinand Schmidt-Modrow. Heute Abend bekommt der in Waidhofen aufgewachsene Schauspieler im Neuburger Stadttheater den ersten Kunstförderpreis des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen überreicht.

„Ziemlich aufgeregt“ sei er, gesteht Ferdinand Schmidt-Modrow, „so einen Abend praktisch nur für mich allein – das hatte ich noch nie“. Und das, obwohl er weit über die Grenzen seines Heimatlandkreises hinaus bekannt ist und mit seinen 29 Jahren bereits an so vielen Theater- und Filmprojekten mitgewirkt hat: den Rosenheim-Cops etwa, „Eine ganz heiße Nummer“ oder „Die Welle“. Und natürlich an jener liebevoll-humorigen Trilogie über das Erwachsenwerden in der tiefsten bayerischen Provinz, die in diesem Jahr mit „Beste Chance“ endete – zumindest vorläufig. Denn es gebe durchaus Pläne für eine Fortsetzung, verrät Schmidt-Modrow. Der Rocky sei auch eine jener Rollen, die ihm ganz besonders ans Herz gewachsen sind, gesteht er. „Mit dem hab ich mich sehr angefreundet.“

Schwer zu glauben: Mit dem bayerischen Dialekt hatte Ferdinand Schmidt-Modrow früher so seine Probleme. „Da meine Eltern beide kein Bayerisch sprechen und ich das daher nicht von klein auf gelernt habe, dachte ich immer, ich kann das nicht“, erzählt er. Und das, obwohl er mitten im oberbayerischen Waidhofen aufgewachsen ist. „Erst als ich beim Casting zu meinem ersten Film gebeten wurde, bayerisch zu sprechen, merkte ich, dass das gar nicht so schlecht klingt.“ Womöglich auch durch seine Klassenkameraden am Schrobenhausener Gymnasium habe er wohl mehr vom Dialekt mitbekommen als er dachte.

Auch wenn Schule nun mal immer mit „unangenehmem Lernen“ verbunden sei – „die Jahre am Gymnasium waren eine super Zeit“, findet Ferdinand Schmidt-Modrow. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er im G9 noch genug Zeit für Wahlfächer hatte. Und dann kommt er ins Sinnieren: „Was hab ich nicht alles gemacht. Schultheater, Chor, Schülerzeitung, Schülermitverantwortung“, ja sogar Schülersprecher war er. „Ich würde das alles nicht missen wollen“, resümiert Schmidt-Modrow. Gut möglich, dass ihm seine Erfahrungen am Schrobenhausener Gymnasium auch dabei nutzten: Am 2. Januar wird Schmidt-Modrow in der ARD-Serie „Die Dienstagsfrauen“ als Schuldirektor zu sehen sein.

Freilich habe er auch heute noch Bezug zu Schrobenhausen und besuche hin und wieder die Familie in Waidhofen. Dennoch: Die meisten Freunde sind jetzt in seiner Wahlheimat München. Wenn er denn mal in der Schrobenhausener Gegend auf der Piste ist, dann ist allerdings eines gebongt: „Ein Besuch beim Sig muss sein“. Jene Kneipe, in der er vor knapp zwei Jahren eine kleine Szene zum Conny-Leufer-Projekt „Lindenkeller“ beigesteuert hat. Es war die Zeit, in der der McDonalds-Spot mit Heidi Klum im Fernsehen rauf und runter lief. Entsprechend oft wurde er drauf angesprochen. Genervt hat ihn das zwar nicht, die Anspielung im SOB-Film auf den Spot sei ihm aber durchaus gelegen gekommen, meint Schmidt-Modrow schmunzelnd.

Wenn er nicht gerade auf einer Bühne oder vor einer Kamera steht, dann kurvt Ferdinand Schmidt-Modrow gern mal mit seiner Zündapp durchs geliebte München. Regelrecht ins Schwärmen gerät er, wenn er von dem knallgelben Roller erzählt: „So oft es geht, schmeiß' ich den an. Es ist einfach herrlich, diesen Zweitakt zu hören, zu spüren und zu riechen.“

Das Teil dürfte auch deshalb ziemlich praktisch sein, weil Ferdinand Schmidt-Modrow nach wie vor in einer Sechser-WG direkt in der Münchner Innenstadt lebt. In lockerer Reihe gibt's hier übrigens Wohnzimmerkonzerte. „Wenn ich jemanden höre, der unplugged Musik macht, frag ich, ob er mal Lust hätte, bei uns zu spielen.“ Auch selber macht er ab und zu Musik – ein bisschen Klavier, etwas mehr Gitarre – das entsprechende Rüstzeug hat er von den Musiklehrerinnen Elisabeth Altschäfl und Cora Krötz.

Mit seiner Entscheidung zur Schauspielerei ist er nach wie vor überglücklich, versichert Ferdinand Schmidt-Modrow, und zwar mit beidem gleichermaßen: dem Theater, bei dem an einem einzigen Abend ein ganzer Bogen gespielt werden müsse und er die Reaktionen des Publikums direkt mitbekomme, wie auch mit dem Drehen, denn auch das habe etwas „unheimlich Spannendes“.

Auch wenn er natürlich „nicht jeden Schmarrn“ spielen möchte, große Wünsche für eine bestimmte Rolle hat er nicht. „Weil mich einfach alles interessiert und weil irgendwo jede Rolle ihren Reiz hat.“ Klar gebe es auch bei der Schauspielerei Zeiten, in denen man denkt: „Ich könnt' alles hinschmeißen“, das aber seien allenfalls ganz kurze Momentaufnahmen, sagt Ferdinand Schmidt-Modrow.

Und der ungemein sympathische Künstler, der sich so gar nicht in welche Schublade auch immer stecken lässt, der sich irgendwo zwischen dem guten Kumpel von nebenan und einem gleichermaßen ausdrucksstarken wie sensibel wirkenden jungen Mann bewegt, ist auch reichlich beschäftigt: Gerade kommt er vom Sommertheater in Garmisch zurück, bei dem der Bayerische Rundfunk Nestroys „Lumpazivagabundus“ aufgezeichnet hat.

Dann bereitet er sich derzeit auf „Der Messias“ von Patrick Barlow in Eggenfelden vor, „ein eher lustiges Zwei-Mann-Stück“. Parallel laufen die Proben für „Der nackte Wahnsinn“ im Münchner Lustspielhaus.

In eine ganz besondere Zeit werden dann die Proben für ein Familienstück in Wunsiedel, wo er den kleinen Wikinger spielen wird, fallen: Schmidt-Modrows 30. Geburtstag. Vielleicht, so hofft er, lassen sich dazu ja ein paar Leute aus der Heimat mobilisieren. Denn seine Geburtstage, die feiere er wahnsinnig gern, gesteht er.

Ausgiebig feiern, dazu gibt’s auch heute Abend Grund, wenn Schmidt-Modrow den Landkreis-Preis überreicht bekommt – als allererster Preisträger überhaupt. Wie er wohl anreisen wird? Wer weiß, womöglich brettert ja heute eine knallgelbe Zündapp gen Neuburg . . .