Waidhofen
Irrungen und Wirrungen

Theatergruppe Waidhofen begeistert ihr Publikum bei der Premiere von "Kavalier am Steuer"

23.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

Es geht um Irrungen und Wirrungen, um Liebe und Zwist – beim Publikum kommt das Stück, das die Waidhofener Theatergruppe für die diesjährige Saison einstudiert hat, ausgezeichnet an - Fotos: De Pascale

Waidhofen (SZ) Mit einer lustig-verworrenen Geschichte rund um zwei Spezln lieferte die Theatergruppe Waidhofen ihrem Premierenpublikum im Schützenheim ein paar humorige Stunden Abstand vom Alltag. Auf dem Programm steht heuer der Dreiakter „Kavalier am Steuer“ von Maximilian Vitus.

Allein schon Namen wie Kracherlbäurin, d’ Kirchleitnerin oder da Dadlhuber verraten: Wir befinden uns mitten in einem ländlichen Schwank. Verdächtigungen gibt es, Streit, Liebeleien, Irrungen und Wirrungen – das volle Programm. Und mittendrin: die Spezln Emeran (Franz Xaver Nieser) und Ambros (Albert Finder). Beide leben sie im selben Haus. Doch nur einer der zwei hat das zweifelhafte Vergnügen, mit einer Gattin gesegnet zu sein. Denn mit Mena (Hilde Schwab) hat Emeran einen selten grantigen Hausdrachen an seiner Seite.

Lustig, wie Emeran vor ihr kuscht. Ihr widersprechen – „das Gefährlichste, das man tun kann“, weiß er. Und zu komisch, wenn er, leicht debil dreinschauend, einen seiner vielen Schenkelklopfer abliefert: „Wia i zu meim Buam kemma bin, is mia a Rästel.“ Doch auch andersrum hält sich die Begeisterung über die Ehe in Grenzen: „Mim Heiratn hat ma no nie was guat gmacht“, meint Mena trocken. Zu bärig auch, wie es Mena, die ja so gar nicht aufs Maul gefallen ist, stinkt, dass sie „ihr Mei hoitn muss“. Und Sohn Konrad (Jonas Bichler) sei ja mit 25 Jahren noch viel zu jung für Weibergeschichten. Übrigens: Wenn Mena wütend ist – also so gut wie immer – gibt es den Kaffee in der Schüssel.

Kein ländlicher Schwank ohne falsche Verdächtigungen: Emeran und Ambros sollen Wilderer sein? Die schmieden doch ganz andere Pläne. Weil der eine tagsüber arbeitet und der andere nachts, liegt der Gedanke nahe, dass man sich doch eigentlich ein Fahrrad teilen könnte. Mit Sprüchen wie „Lass mas heit auf d'Nacht kracha“ tragen sie allerdings nicht grade dazu bei, die Verdächtigungen zu entkräften. Und dann mascheln sie auch noch an verdächtigen Kugeln herum („Die Kugeln san ja rund!“ – „Hast du scho amoi viereckige g’seng“).

Das mit dem „Kavalier der Straße“ darf freilich nicht allzu wörtlich genommen werden. Denn es passiert „wunderbar-furchtbares“, wie es Emeran beschreibt. Unter anderem das: Er fährt die Kracherlbäurin schnurstracks über den Haufen – was schon mal vorkommen kann, wenn er sie einmal auf der linken, und dann gleich wieder auf der rechten Straßenseite sieht und doch einfach nur versucht, mittendurch zu fahren.

Es ist eine toll aufgelegte Truppe, die Regisseur Albert Finder in Waidhofen managt, dazu gehören auch Simone Wohlfarth, die als Kirchleitnerin kein gutes Haar an ihrem verstorbenen Ehemann lässt, und Sprüche loslässt wie: „Seit sechs Jahr hab i koa lebendiges Mannsbuid mehr aufg'weckt“. Oder Gemeindediener Dadlhuber (Hans Köpf), der mit seinem „okay“ alle zur Weißglut bringt. Dann Stephanie Schwertfirm in der Rolle der ebenso resoluten wie innig verliebten Tochter der Kracherlbäurin. Und wie er hintergründig-grübelnd die Augen verdrehen kann, das macht Alois Lebmeier (im Stück ist er Gastwirt und Gemeinderat Rubenbauer) keiner nach. Auch wenn viel von ihr die Rede ist, leibhaftig auf der Bühne erscheint die Kracherlbäurin (Bettina Braun) dann erst im dritten Akt – hinterlässt da aber einen bleibenden Eindruck. Das Publikum amüsiert sich unüberhörbar. Nicht zuletzt urkomischer Dialoge wegen: „A Depp bist!“ – „Ambros, wirf mir doch mei Gebrechen ned vor“. Und Ambros hat noch so manch weitere schlaue Weisheit auf Lager: „Ohne Geld zahlt es sich doch am leichtesten“.

Bühnenbild, Maske, Kostüme, dazu die Bewirtung im Schützenheim – wieder einmal hat die Waidhofener Theatergruppe ein durchdachtes Gesamtpaket auf die Beine gestellt. Und das gibt es so nicht oft bei Laien-Theateraufführungen: Schmissig begrüßt Helmut Bichler die Gäste musikalisch und hält sie auch während der ausgiebigen Pausen toll bei Laune. Für die Maske zeichnet übrigens Maria Gutmann verantwortlich, Emma Köpf fungiert als Souffleuse.

Während mit 120 Leuten bereits die Premiere gut besucht war, war die Veranstaltung am Samstag total ausverkauft. Für die Vorstellungen am kommenden Freitag und Samstag, 28. und 29. November, jeweils um 19.30 Uhr, gibt es noch Karten in der Raiffeisenbank Waidhofen.