Waidhofen
Bleibt das Trafohäuserl stehen?

Landratsamt untersagt Gemeinde, die Kosten zu übernehmen

09.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:51 Uhr

Die Strahlung gemessen wurde am Diepoltshofener Trafohäuserl schon mehrmals. Überschreitungen von Grenzwerten wurden dabei nicht festgestellt, doch Heidelinde (r.) und Franz Mayr (3. v. r.) vermuten, hier sei manipuliert worden. Arch - foto: Stark

Waidhofen (bdh) Viel geredet wurde in der jüngsten Waidhofener Gemeinderatssitzung erneut über die Diepoltshofener Trafostation, die Anwohnerin Heidelinde Mayr als Ursache für ihre schweren gesundheitlichen Probleme vermutet. Der Satz, der die ganze Debatte zusammenfasste, kam von Herbert Ehrmeier: „Wir reden hier von etwas, das wir nicht verstehen.“ Damit meinte der BV-Gemeinderat weniger die technischen Hintergründe von elektromagnetischer Strahlung, Hochspannung und Niederfrequenz, von Ampere, Kilovolt und Mikrotesla, sondern die Elektrosensibilität, an der Heidelinde Mayr leide.

Im April 2010 hatte der Waidhofener Gemeinderat der von E.On beantragten Aufstellung des Trafokastens zugestimmt – gegen die Stimme von Herbert Ehrmeier, der damals unter anderem forderte, Bürgermeister Josef Lechner solle mit den betroffenen Anliegern persönlich reden. Das tat Lechner offenbar nicht, was ein Fehler gewesen sei, wie nun nicht nur Erich Dier (BV) sagte. Vielleicht sei es damit möglich, einen Versicherungsfall aus der Angelegenheit zu machen, hoffte Dier. Heidelinde Mayr und ihr Mann Franz pochen darauf, dass die Station verlegt wird. Die werde schließlich vornehmlich für die Einspeisung von Solarstrom benötigt, und sie selbst hätten auf dem Dach ihres Hauses überhaupt keine Fotovoltaikmodule. Doch die Verlegung ist mit hohen Kosten verbunden – nach einer Mitteilung von E.On allein 27 000 Euro für die Versetzung des Trafohäuserls; eine Kostenschätzung für die Verlegung der Kabel liege noch nicht vor, sagte Lechner.

E.On, so hatte das Unternehmen bereits mitgeteilt, wird diese Kosten nicht übernehmen, da Messungen (die Heidelinde Mayr als „manipuliert“ bezeichnete) keinen Hinweis darauf ergeben hätten, dass durch die Trafostation im Wohnhaus der Mayrs irgendwelche Grenzwerte überschritten würden. Auch die Gemeinde könne die Kosten nicht übernehmen, sagte nun Bürgermeister Lechner und verwies auf ein Schreiben des Landratsamts, das darauf hingewiesen habe, dass die Gemeinde, würde sie es tun, gegen den Grundsatz der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit verstoßen würde und rechtliche Folgen zu befürchten habe. Da ja alle Grenzwerte eingehalten würden, gebe es keine Handhabe gegen die Trafostation, für die E.On eine Genehmigung besitze.

Herbert Ehrmeier bezeichnete das als „unglaubliche Ignoranz“ des Landratsamts: Es sei doch unverkennbar, dass Heidelinde Mayr gravierende gesundheitliche Probleme habe.

Inzwischen hat Heidelinde Mayr beim Landratsamt Beschwerde gegen Josef Lechner eingereicht. Der habe auf ihren schriftlichen Antrag vom 28. Oktober 2011 auf Versetzung der Trafostation noch nicht reagiert. Lechner erklärte, dass sich der Gemeinderat erst dann wieder mit dem Thema befassen wollte, wenn genaue Zahlen von E.On vorliegen – die es bisher noch nicht gebe. Inzwischen, so Lechner weiter, bezweifle er, ob die Zahlen überhaupt noch benötigt würden – was man so verstehen konnte, dass der Bürgermeister keine Möglichkeit mehr sieht, das Trafohäuserl zu versetzen.

Handelt es sich hier einfach nur um das unglückliche Zusammentreffen, dass ausgerechnet eine Frau mit starker Elektrosensibilität eine Trafostation vor die Nase gesetzt bekommen hat? Dann würde der Hauptfehler in dieser Sache, auf den in der Sitzung immer wieder hingewiesen wurde, umso schwerer wiegen: dass Josef Lechner nicht vor der Aufstellung der Station mit der direkt davon betroffenen Familie Mayr geredet hatte. Das Landratsamt sage, er habe nicht fragen müssen, erklärte Lechner. Eine rechtliche Beurteilung des Bayerischen Gemeindetags, die die Gemeinde selbst angefordert habe, stehe noch aus.