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Vom Trip gen Galaxis zum großen Gatsby

"Lese-Schmankerl Häppchen, Buch und Plauderei" lockt am Sonntag einige hundert Literaturfans ins vhs-Gebäude

23.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Bringt seine Zuhörer auch mal zum Schmunzeln: vhs-Leiter Benno Bickel, der aus "Die Bafler" von Bohumil Hrabal liest.

Von Ute De Pascale

Schrobenhausen (SZ) "Don't panic" steht an einer Tür im vhs-Gebäude - nonstop geht es hier am Sonntag "per Anhalter durch die Galaxis". In rund sechs Stunden katapultieren mehr als zwei Dutzend Vorleser ihre Zuhörer mit Douglas Adams Roman einmal gen Weltall und zurück. Parallel laufen weitere Lesungen.

"Die Sanduhr bescheißt", stellt Günther Schalk, einer der Adams-Vorleser, fest. Exakt 15 Minuten stehen jedem von ihnen zur Verfügung, für round about sechs Seiten. Da fallen 30 Sekunden mehr schon ins Gewicht. "Don't panic", scheint Hans Kriss zu denken: "Ich hör' einfach 5378 Körner vor Schluss auf zu lesen." Klingt verrückt. Und passt damit wunderbar zu dem, was an diesem Sonntag im vhs-Haus los ist.

Wohl dem, der die herrlich abstruse Geschichte von Douglas Adams noch nicht kennt. Denn es gibt Science-Fiction, Satire, Witz und verrückte Charaktere bis die Ohren schlackern. Es geht um "etwas lässigere Zivilisationen am äußersten Ostrand der Galaxis". Und es geht um Arthur Dent, dessen Haus abgerissen wird. Für eine Hyperraum-Umgehungsstraße. Nur gut, wenn man einen besten Freund hat. Noch besser, wenn das ein Außerirdischer ist, der Bescheid weiß. Also nix wie weg von der Erde - schließlich soll die ja gesprengt werden. Was Dent auf seinem Trip gen Galaxis dann erfährt, macht nicht nur ihn klüger, sondern auch die Leser, beziehungsweise in dem Fall freilich die Zuhörer im vhs-Gebäude. Welch ein Timing: Just als im Buch die Rede von Dents Haus in Flammen ist, flimmert im vhs-Raum eine monströse Sonne über die Leinwand.

Sich von dem fantasiestrotzenden literarischen Meisterwerk zu trennen, fällt schwer. Doch es gibt ja an diesem Sonntag noch viel mehr zu entdecken. Gemütlich durchs vhs-Haus zu schlendern, in verschiedene Bücher hineinzuspitzeln, gelesen von unterschiedlichsten Leuten, macht enormen Spaß. Etwa bei Hans Kriss vorbeizuschauen, der Siegfried Lenz liest. Anna Schreyer, Helga Jüngling, Katrin Jacob, Lucia Pobitschka und natürlich E.M. Ascher haben eigene Werke mitgebracht. "Die Kinder aus Theresienstadt" stellt Patrick Boywitt vor und vhs-Leiter Benno Bickel Lektüre von Bohumil Hrabal.

Sind die einen ein wenig zaghaft unterwegs, gibt es durchaus auch Lesungen auf Hörbuchniveau, etwa Alexandra Schenke mit Fitzgeralds "The Great Gatsby". Die Kleinsten werkeln derweil an wunderschönen Schmetterlingen - Ulrike Halfmann und Sigrid Scheufler haben sich Basteleien zum Thema Buch ausgedacht. Und mit Margret Ehrmann geht's ins Reich der Märchen. Viel los war übrigens am Samstagabend im Pfarrsaal bei "Die Kraft des Wortes im Märchen", ebenfalls mit Margret Ehrmann und Gudrun Naughton (Bericht folgt).

Auch am Sonntag sind es viele, über den Tag verteilt mehrere Hundert, die die Lesungen besuchen - die einen gucken nur mal kurz vorbei, andere bleiben länger. Für sie alle gibt es im Erdgeschoss neben Lektüre-Schmankerl auch noch welche für den Gaumen.

Irgendwann tauscht Lesefestinitiatorin Heike Kielsmeier dann die Sanduhr der Adams-Leser gegen die zuverlässigere Wanduhr. Und, don't panic: Auch nach dem Trip gen ferne Galaxien steht das vhs-Gebäude am Sonntagabend noch. Und eine "Hyperraum-Umgehungsstraße" ist in Schrobenhausen auch nicht in Sicht.