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Und immer wieder der gekrönte Bär

Mechtild und Hans-Georg Hofmann haben hunderte Wasserzeichen auf Schrobenhausener Papierbögen dokumentiert

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Foto: Eleonore Wöhrle

Von Eleonore Wöhrle

Schrobenhausen (SZ) Papierbögen wurden in früheren Jahrhunderten von den herstellenden Papiermühlen mit Wasserzeichen gekennzeichnet. In den Schrobenhausener Archiven lassen sich für die Zeit von 1536 bis 1850 rund 500 unterschiedliche Zeichen nachweisen. Mechtild und Hans-Georg Hofmann haben sie dokumentiert.

In zahlreichen Archiven wurden die Hofmanns fündig. Sie werteten unter anderem die Schrobenhausener Ratsprotokolle aus, arbeiteten sich durch die Kirchenbücher von St. Jakob, der Frauenkirche, von St. Salvator, aber auch durch Kirchenrechnungen aus Waidhofen und Gerolsbach. Das Sandizeller Schlossarchiv wurde ebenso ausgewertet wie das Botenbuch der Schrobenhausener Firma Lindner (Estermann) mit Sitz am zentralen Lenbachplatz. Hans-Georg Hofmann hat rund 800 Zeichen mittels eines ausgetüftelten Verfahrens in Originalgröße farbgetreu abfotografiert. Die Ausbeute an unterschiedlichen Wasserzeichen umfasst vier dicke Aktenordner, die sich mittlerweile im Archiv der Stadt im Schrobenhausener Rathaus befinden.

Altes Papier wurde in zwei Arbeitsgängen hergestellt: Pflanzliche Gewebe wie Leinenlumpen oder Hadern wurden in ihre einzelnen Fasern zertrennt und aufgelöst und anschließend zu einem Papierbogen zusammengefügt. Das Papier wurde mit Hilfe des Schöpfsiebs oder einer Papierform, einem Geflecht von parallel laufenden Drähten, zusammengefügt. Schon früh begannen Papiermühlen ihre Ware mit Wasserzeichen zu kennzeichnen. Diese Zeichen sind in Papier durch unterschiedliche Papierstärken eingebrachte, mittels Lichtdurchlass erkennbare Bildmarken. Dazu wurde auf dem Drahtgeflecht des Schöpfsiebs ein dickerer Draht in Form eines Buchstabens oder eines Symbols befestigten.

Die Schrobenhausener Papiermühle war oft viele Jahrzehnte lang im Besitz einer Familie. Die Papierer, wie die Papierhersteller genannt wurden, bildeten ganze Dynastien. Auf die Familie Lang im 17. Jahrhundert folgten im 18. Jahrhundert die Riepls, Schmidts, Schusters und Albrechts und im 19. Jahrhundert die Familien Lutz und Leinfelder. Jede Papierer-Familie bevorzugte andere Motive. Neben einfachen, eher plumpen Zeichen finden sich vor allem in späteren Jahren aufwendige, fein ausgearbeitete Darstellungen. Die Motive sind vielfältig und reichen von Kronen, Sonnen, oft flankiert von den Initialen des jeweiligen Papierer-Namens, Pfeilen, Waagen, Posthörnern, kugelförmigen Gebilden und Herzen, teilweise von einem Kreuz gekrönt, bis zu komplizierten Bischofsdarstellungen. Besonders aufwendige Wasserzeichen finden sich auf Siegelpapier. Auf einem solchen Dokument aus Aichach aus dem Jahr 1816 sind zwei stehende Löwen, die ein gekröntes Wappen halten, zu sehen. Da Aichach keine eigene Papiermühle hatte, wurde das Siegelpapier möglicherweise im Kloster Thierhaupten geschöpft.

Ein Motiv zieht sich bei den Papierbögen der Schrobenhausener Mühle durch die Jahrhunderte: Immer wieder taucht der Bär auf, oft mit Krone und im Schrobenhausener Wappen - und bis auf wenige Ausnahmen schaut er immer nach rechts.