Schauen, staunen, lachen

Der Faschingsumzug der Schromlachia begeistert am Sonntag tausende Besucher

26.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Großartige Verkleidungen: Auch am Straßenrand gab es unter den Zuschauern jede Mange zu sehen.

Schrobenhausen (SZ) Was für eine Party! Das war garantiert einer der größten, wildesten, lautesten und lustigsten Umzüge der letzten Jahrzehnte im Schrobenhausener Land. Die Wagenbauer hatten sich richtig Mühe gegeben, und die Schromlachia als Veranstalter auch.

Wo kann man Trump und Putin knutschen sehen, nebenbei Pokémons jagen, Lucky Luke zum Geburtstag gratulieren, mit Asterix und Obelix feiern und gleichzeitig den Abgesang aufs Steingriffer Schloss und die Geburtsstation im Kreiskrankenhaus anstimmen? Unglaublich, was hier alles los ist. Hier fahren die Superhelden aus Amerika durch die Stadt, denen allmählich die Puste ausgeht, weil ein Blondschopf mit orangefarbener Haut ihnen allen die Show stiehlt. Hier beben die Böden, wackeln die Wände, wuseln die Kinder auf der Jagd nach Süßigkeiten.

Es gibt alles im Überfluss. Und die Großen kriegen auch was ab, gern in flüssiger Form - auch hier hat die Schromlachia für alles gesorgt. Die Organisation ist so perfekt, dass einem kaum auffällt, wie mustergültig diese Veranstaltung vorbereitet worden ist. So viele Menschen an den Straßen, diese Riesenparty auf den Wagen - und alles läuft völlig entspannt ab.
 

Die Wagen kommen aus der ganzen Region, von Junkenhofen bis Weidorf, von Ruppertszell bis Hohenried. Es sind wieder etliche Bauwagen, die sich unheimlich reingehängt haben, die sich Gedanken gemacht haben, um ihre Ideen zu realisieren, und auch keine Kosten und Mühen. Die Geschichte mit der Pokémon-Jagd kommt aus Berg im Gau; da hat der Bauwagen tatsächlich einen eigenen Lkw-Auflieger gekauft, der in den nächsten Jahren einfach immer wieder neu gestaltet wird.

Oder die Gachenbacher, die eine Nasa-Raumfähre gebaut haben, die es in sich hat. Hinten, in den Triebwerken flackert es rot, und wenn innen drin jemand auf den Knopf drückt, dann geht's ab: Die Nebelmaschine schlägt das Donaumoos locker, und das Donaumoos kann Nebel machen.

Es ist wie immer die Mischung, die es macht. Zwischen den riesigen Ungetümen flattern ein paar Weidorfer Schmetterlinge, die "trinken den Nektar, am liebsten von der Sektbar". Kann man machen.

Und der Bauwong Sandizell bedauert Bürgermeister Stephan, spricht ihn mit seinem Spitznamen an: "Charly, wir hätten dir so gern ein Schloss gebaut!" - durchgestrichen ist es, das Schloss, weil sich das halt keiner leisten kann, ein Schloss als Rathaus. Wahrscheinlich kann sich Schrobenhausen nicht einmal ein saniertes Rathaus leisten.

Ums städtische Geld geht es mehrfach, auf den Wagen. "Die Gangster der Schromlachia liefen den Zaster fürs städtische Pflaster", teilen die Organisatoren mit.

Oder: "De Fruchtblosn is jetzt platzt - i glab, des wird jetzt knapp - bis a Neiburg is no weit - weil die Schromhausa as Goid für a Hebamma reid", klagt eine werdende Mama auf dem Wagen des Edelshausener Bauwongs, und ganz viele sind als Babys verkleidet. Das ist so zwar eher ein alternativer Fakt, weil die Finanzierung der Hebammen keine Sache der Schrobenhausener ist - entscheidend ist aber: Man kann hier keine Kinder mehr kriegen, und das macht die Menschen nicht glücklich.

Nicht glücklich, das scheinen auch die Stadträte von proSob zu sein, Georg Berger, Jakob Mahl und Christian Spreitzer. Wenn sie - als Minderheit mit drei Sitzen - im Stadtrat schon nichts zu sagen haben, dann machen sie eben Politik per Faschingswagen und veräppeln ihre Kollegen (und sich) als "entscheidungsfreudigsten Stadtrat Europas". Ihr Motto: "Schaun mer mal, dann segn mer schon".

Also gut, schaun mer mal, dann segn mer schon, ob beim nächsten Faschingsumzug in zwei Jahren auch die anderen Listen mit eigenen Wagen am Start sind. Wenn proSob recht hat, wohl eher nicht, weil sie sich dann auch dazu nicht entschließen können.

Nach gut zwei wilden Stunden kehrt wieder etwas Ruhe ein, in der Stadt. Aber der Fasching tobt weiter, in der Stadthalle, wo Jürgen Kreuzer und sein Schromlachia-Team mit der nächsten Party aufwarten. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.