Schrobenhausen
Vier Forderungen an Bundespolitiker

Stephans Kampf um den Erhalt der Geburtsstation am Krankenhaus geht weiter

28.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Das Kreiskrankenhaus in Schrobenhausen. −Foto: SZ-Archiv

Schrobenhausen (SZ) Wenn die Geburtsstation am Schrobenhausener Krankenhaus wieder geöffnet werden soll, so Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU), müsse die Bundespolitik helfen. Darum werden im Wahlkampf vier Forderungen an alle Kandidaten gestellt. Das erklärte Stephan im Stadtrat.

Die Forderungen sind klar. Die Geburtshilfe soll in die Grund- und Regelversorgung der stationären Versorgung aufgenommen werden. Außerdem müssten alternative Finanzierungsmöglichkeiten für alle Bereiche der Grund- und Regelversorgung inklusive der Geburtshilfe entwickelt werden – außerhalb des DRG-Systems. Auch sogenannte Anreizsysteme, um Fachpersonal im ländlichen Raum zu gewinnen, sollten erprobt und etabliert werden. Damit zusammenhängend sollten flächendeckend und dezentral neue Hebammenschulen geschaffen werden. So könnten ausgebildete Hebammen durch Kooperationen mit den umliegenden Geburtsstationen in der Region gebunden werden.

Zusammen mit den 30 Bürgermeistern, die sich unter Stephans Führung zu einer Allianz für den Erhalt von Geburtsstationen an kleinen Krankenhäusern zusammengeschlossen haben, wurden diese Forderungen ausgearbeitet. Sie sollen nun an alle Bundestagskandidaten gehen. Stephan möchte, dass die Kandidaten zu diesen Positionen Farbe bekennen. Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat die vier Kernforderungen bekommen und soll sie in seinen Katalog zur Gesundheitsversorgung aufnehmen, wünscht sich Stephan.

Für Stephan ist das existenziell, denn „das Sterben der Geburtsstationen in ganz Deutschland nimmt seine Fortsetzung“. Nachdem die Geburtsstation in Schrobenhausen im November vergangenen Jahres dichtgemacht werden musste, seien immer mehr Kreißsäle in Bayern geschlossen worden, so Stephan. Jüngst in Bad Tölz und in Erding.

Mit den Forderungen sollen einige grundlegende Probleme auf Dauer beseitigt werden. Vor allem der Mangel an Fachpersonal – fehlende Hebammen und Gynäkologen – habe ja in Schrobenhausen dazu geführt, dass der Kreißsaal geschlossen werden musste. Aber auch die Vorgaben für Geburtsstationen, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss erarbeitet würden, machten es unmöglich, dass ein Krankenhaus wie Schrobenhausen noch eine Geburtsstation wirtschaftlich führen könne. Da sieht Stephan die Bundespolitik ganz besonders in der Pflicht, denn in dem Ausschuss sitze kein einziger Bundespolitiker. Wenn sich nichts ändere, so Stephan, „dann haben die kleinen Häuser sehr, scher schlechte Karten“.

Aber auch die Bezahlung von Leistungen auf den Geburtsstationen müsse auf eine andere Basis gestellt werden. Es könne nicht sein, erklärte Stephan, dass nach den geltenden DRG-Fallpauschalen eine normale – über Stunden dauernde – Geburt dem Krankenhaus nur halb so viel Geld einbringe wie ein Kaiserschnitt, der in der Regel nach 20 Minuten erledigt sei.

Stephan sieht keinen anderen Ausweg, als sich mit seinen Bürgermeisterkollegen auf den langen Marsch durch die bundespolitischen Instanzen zu machen: „Wenn sich nichts an der großen Politik ändert, wird das dazu führen, dass wir nie wieder unsere Geburtsstation öffnen können.“ Stephan blickte in eine düstere Zukunft für die Schrobenhausener Klinik und ähnliche Krankenhäuser. Die Vorgaben der Gesundheitspolitik seien schuld daran, dass „ein wirtschaftliches Arbeiten für die kleinen nicht mehr möglich“ ist.

In vier Wochen wird Stephan die vier Forderungen der Bürgermeister-Allianz auch im Bayerischen Landtag bei einer Fachtagung vorstellen. Und dann heißt es, so Stephan, „zunächst einmal abzuwarten, wie die Bundestagswahl ausgeht.“ Dann könne in einer weiteren gemeinschaftlichen Aktion der Allianz noch einmal ein Appell an die Regierungsparteien gerichtet werden, das Thema in dem zu verhandelnden Koalitionsvertrag zu verankern.