Hohenwart
Vergangenheit und Gegenwart verknüpfen

Offizieller Festakt auf dem Hohenwarter Klosterberg für die Chronik der Marktgemeinde

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Die Ehrengäste mit den von Russer überreichten Geschenken: Ein Südtiroler Likör in einer weißblauen Tasche spannt den Bogen zwischen Hohenwart und ehemaligen Besitztümern in Südtirol, betonten (v.l.) Autor Ernst Petz, Laudator Professor Wilhelm Kaltenstadler, Hausherrin Paula Wagner, Kreisarchivpfleger Rudolf Kolbe, Verleger Josef Galli, Grafikerin Renata Baumann-Chybova, Autor Hans Perlinger und Hohenwarts Bürgermeister Manfred Russer. −Foto: Heidrun Budke

Hohenwart (SZ) Mit einem Festakt auf dem Klosterberg wurde am Freitagabend die Chronik der Marktgemeinde Hohenwart durch ihre Autoren Hans Perlinger und Ernst Petz der Öffentlichkeit übergeben. Unterstützer und Festredner Professor Wilhelm Kaltenstadler würdigte das Projekt.

Zahlreiche Ehrengäste, die zum Entstehen der Chronik beigetragen hatten, waren erschienen: um den Autoren ihre Achtung entgegenzubringen wie auch, um selbst deren Dank anzunehmen. So waren etwa neben den Festrednern die Grafikerin Renata Baumann-Chybova, der Verleger Josef Galli und Kreisarchivpfleger Rudolf Kolbe unter den rund 35 Gästen des Festaktes. Aber auch geschichtsinteressierte Bürger kamen und wurden von der Hausherrin Paula Wagner als "geschichtsliebende Gäste" begrüßt. Bürgermeister Manfred Russer dankte Wagner dafür, dass der Festakt in den Räumen auf dem Klosterberg stattfinden durfte, denn hier stehe quasi die Wiege der Marktgemeinde.

Russer stellte die Frage, warum eine Chronik in einer Gemeinde wie Hohenwart überhaupt benötigt werde und antwortete selbst: Zunächst wolle man natürlich das Interesse der Bewohner an ihrer Heimat wecken und darüber hinaus Neubürgern - "wir sind eine Zuzugsgemeinde" - die Möglichkeit geben, sich über Hohenwart zu informieren. "Ich hoffe", so Russer weiter, "dass die Gemeinschaft gestärkt wird."

Einig waren sich Russer wie auch Festredner Professor Kaltenstadler darin, dass die Chronik über die Regionalität hinaus in der Fachwelt Aufmerksamkeit geweckt habe. Kaltenstadler betonte, die Chronik finde bereits zum jetzigen Zeitpunkt große Beachtung. Hans Perlinger habe mit dem Werk bewiesen, dass "er kein Kirchturmhistoriker, sondern ein ernstzunehmender Wissenschaftler" sei. "Schon allein das gigantische Bildmaterial ist zu würdigen", betont Kaltenstadler.

Perlinger stellt in seiner Dankrede fest, die Chronik sei der vertreibenden Buchhandlung Schweiger in Hohenwart nahezu aus den Händen gerissen worden. Das sei Bestätigung für ihn und seinen Mitautoren Ernst Petz, dass sie "die richtige Mischung aus wissenschaftlicher Sachdarstellung und der Verwendung von Bildmaterial gefunden" hätten. Vor allem ist Perlinger aber die Handhabung der Chronik wichtig: "Wer glaubt, dass die Chronik lediglich die Geschichtskenntnisse der Bevölkerung von Hohenwart ergänzen will, der erkennt den wahren Wert der Chronik nicht." So weist er daraufhin, das Werk könne als Unterrichtsbegleitung in der Schule dienen, sogar Bauherren könnten von der bildlichen Darstellung der historischen Bauten profitieren. Auch die Denkmalpflege könne darauf zurückgreifen, wenn es um das Einpassen neuer Bauten in die historische Baumasse gehe. Nicht zuletzt sei die Marktchronik ein Lehrbeispiel dafür, dass Hausnamen einer Gemeinde bis in die Einöden ausfindig gemacht werden können. Einen Schwerpunkt in der Bedeutung der Chronik sieht Perlinger auch in der Möglichkeit, sie als Grundlage für politische Entscheidungen zu nutzen, denn "sie zeigt anhand der dargestellten langen geschichtlichen Entwicklungsstränge, welchen nachhaltigen Einfluss politische Entscheidungen auf ein Gemeinwesen im positiven wie im negativen Sinne haben können".

Diese Liste ergänzte Bürgermeister Manfred Russer im an die Reden anschließenden Gespräch um die Idee, man könne die Chronik auch als Geschenk an Hochzeitspaare in der Gemeinde übergeben. Mitautor Petz betonte bei dieser Gelegenheit, wie wichtig ihm persönlich der Dank an die Hohenwarter Bürger sei, denn ohne deren außergewöhnliche Bereitschaft, Bilder aus dem eigenen Familienfundus zur Verfügung zu stellen, wäre die Chronik in dieser Art nie entstanden. Eine wahre Flut von Fotos sei bei ihm und Perlinger eingegangen, die leider nicht alle hätten berücksichtigt werden können. So wundert es nicht, dass Perlinger neben der Bitte, aus der Chronik den von ihm genannten Nutzen zu ziehen, vor allem einen Wunsch hat: dass die Bürger "viel Freude an dieser Chronik haben" und er hofft, dass er und Petz "einen bescheidenen Beitrag zur Verknüpfung von Vergangenheit mit der Gegenwart geleistet haben".

AKRIBISCHE FEINARBEIT

Schon auf den ersten Blick ist die Chronik ein beeindruckendes Werk: gute viereinhalb Zentimeter dick, mehr als zweieinhalb Kilogramm schwer - da hat der Nutzer richtig was in der Hand. Der Einband ist angemessen gestaltet, denn er schafft eine Brücke zwischen Moderne und Altertum und gibt einen Hinweis auf das, was den Leser erwartet. Das moderne Weiß des Kartons wirkt klar, die goldene Schrift sowie der an antiken Papyrus erinnernde Rücken lassen an vergangene Zeiten denken. Die Bilder-Bordüre am unteren Rand ist ein Vorgeschmack auf die Vielzahl von Fotos, die im Inneren auf den Betrachter warten. Beherrscht wird die Vorderseite vom Wappen des Marktes Hohenwart und dem Titel "Ein Klostermarkt in seinen Ortsteilen".

Im Innern stellt die Chronik die Geschichte des Marktes Hohenwart von 1074 bis 2012 dar. In ganzen sechzehn Kapiteln zeigen Perlinger und Petz anschaulich die Entwicklung von Hohenwart durch die Jahrhunderte. Die Zeitleiste in Kapitel 15 erstreckt sich über mehr als 20 Seiten. Durch die übersichtliche Gestaltung in Jahreszahl, Vorgang und Quelle lässt sich dieser Teil der Chronik für das schnelle Nachschlagen von Ereignissen bestens nutzen. In den anderen Kapiteln wird die Geschichte des Marktes nach Themengebieten dargestellt; so geht es natürlich um Burg und Kloster, um die Pfarrei, aber auch um den wirtschaftlichen Markt, die Landwirtschaft und die Schulsituation. Über die Betrachtung der Kriege 1870 - 1871 und der beiden Weltkriege gelangt das Werk schließlich zum Leben im modernen Bayern und zur neuesten Zeit. Ein besonders beachtenswertes Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung der Haus- und Hofnamen - hier zeigt sich deutlich, mit welcher akribischen Feinarbeit das Werk erstellt wurde.

Großen Anteil an diesem Entstehen hat - neben den Bürgern, die einen guten Teil des vielfältigen Bildmaterials zur Verfügung gestellt haben - Ernst Petz, Kämmerer des Marktes Hohenwart. Gefragt, wie der dazu gekommen sei, sich so intensiv mit der Geschichte des Ortes zu befassen, erzählt er lächelnd: "Als in den 80er-Jahren der damalige Bürgermeister Ludwig Ade um Hilfe bei der Ordnung des Marktarchives gebeten hat, sind alle einen Schritt nach hinten getreten. Nur ich bin stehen geblieben." Bei einem zufälligen Treffen von Hans Perlinger und Petz sei es dann laut Bürgermeister Manfred Russer zu der Idee gekommen, eine Chronik über Hohenwart zu erstellen - zumal Perlinger bereits ohnehin ein Forschungsprojekt über Märkte in Bayern plante.

Mit Bürgermeister Russer stand ein Förderer zur Seite, durch dessen Fürsprache im Rat die Chronik zu 100 Prozent durch die Marktgemeinde finanziert wurde. Aus diesem Grund wird das Heimatbuch zu einem Preis verkauft, der die Arbeit und den Aufwand in keiner Weise widerspiegelt und vermutlich kaum die Druckkosten deckt. Zweck dieser Finanzierung ist die Grundidee, eine Chronik für den Bürger zu erstellen, die auch im Alltag ihren Nutzen findet. Hans Perlinger formuliert als Widmung: "Eine Chronik will die Vergangenheit aufarbeiten, um die Gegenwart zu meistern und einen Blick in die Zukunft zu wagen."

Zu beziehen ist das Werk im Buch- und Schreibwarenladen Schweiger in Hohenwart zum Preis von 39,90 Euro.