Schrobenhausen
Ursula Poznanski und Arno Strobel lasen in Schrobenhausen

Die Bestsellerautoren begeisterten 50 Zuhörern

26.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:01 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Sob liest" stellten die beiden erfolgreichen Thriller-Autoren Ursula Poznanski und Arno Strobel vor rund 50 Zuhörern ihr neuesten Buch "Invisible" vor und unterhielten ihr Publikum dabei erstklassig im Konzertsaal der Maria-Ward-Schule in Schrobenhausen.

Der Konzertsaal: Meterhohe Bleiglasfenster, stuckverzierte Decke mit glitzernden Kristall-Lüstern, schwere, dunkelrote Samtvorhänge, honigfarbener Holzboden - das ganze Ambiente strahlt gediegene Feierlichkeit aus. Doch heute Abend wird hier Blut fließen und - noch viel wichtiger - es wird gelacht werden. Herzhaft und aus vollem Halse. Und das ist den beiden Autoren vorne auf der Bühne zu verdanken. Ursula Poznanski und Arno Strobel, beide seit Jahren sehr erfolgreiche Schriftsteller, die mit ihren Jugendbüchern und Thrillern immer wieder die Bestsellerlisten bestücken. Seit vielen Jahren mit ihren eigenen Werken und nun, schon seit geraumer Zeit auch als Autorenduo. Dabei war den beiden eigentlich klar, dass so etwas nicht funktionieren kann. Schon beim ersten Kennenlernen auf einer Verlagsfeier tauschten sie sich über ihre Arbeit aus und stellten übereinstimmend fest, dass "sie nie, wirklich niemals ein Buch mit irgendeinem anderen Autoren gemeinsam schreiben könnten". Und so startete das erste gemeinsame Projekt auch mehr als Experiment, um zu beweisen "irgendwann kommt der Punkt, da scheitert das Ganze, da geht's nimmer weiter", erklärt Poznanski um dann hinzu zu fügen, dass man das Geschriebene dann "doch irgendwie zum Wegwerfen zu schade" fand und so gleich ein Buch daraus gemacht habe. Mittlerweile sind es drei geworden, drei Thriller, die Poznanski und Strobel gemeinsam verfasst haben.

Dazu die unzähligen Bücher, die jeder einzeln geschrieben hat, da "hat man was zu schleppen, wenn man die alle zusammen nimmt", erklärt Heike Kielsmeier, Organisatorin des Schrobenhausener Lesefestes, die sich freut, die zwei in der beschaulichen Spargelstadt begrüßen zu können. Und bei diesem Stichwort sind die Autoren auch schon dabei - die Spargelstadt habe ihren Namen nicht umsonst, der Spargel hier, den haben sie bereits probieren dürfen und nun schwärmen sie in den höchsten Tönen von dem Edelgemüse und Poznanski überlegt laut, "wieviel Kilo davon wohl in den Kofferraum passen", bevor sie und Strobel beginnen, aus dem gemeinsamen Buch vorzulesen.

Aber wie genau funktioniert denn die Zusammenarbeit an einem Roman, will einer der Zuhörer später wissen. Schließlich liegen die Wohnorte der beiden, Wien und Trier, nicht gerade in unmittelbarer Nachbarschaft. Theoretisch ist das schnell erklärt. Die Handlung, Szenenabfolge, das Gerüst wird bei einem persönlichen Treffen geklärt, jeder bekommt seine Kapitel zugeteilt, dann wird geschrieben und die Ergebnisse per Mail ausgetauscht. "Und wenn dann der Punkt kommt, an dem was nicht passt und wir das ausdiskutieren müssen, dann machen wir das. Dann diskutieren wir hin und her. Streiten uns. Wägen ab. Und schließlich machen wir es so wie Ursula es will", berichtet Strobel lächelnd.

Wie genau so eine Auseinandersetzung der beiden Autoren im Alltag aussieht, zeigen sie freimütig ihrem Publikum. Sie haben einen für sie typischen Mailwechsel mitgebracht, aus dem sie den Zuhörern gerne vorlesen. Daran "können Sie sehen, wie das genau funktioniert", sagt er und sie murmelt hinterher "und was ich alles mitmachen muss".

Grob gesagt geht es in dem Mailwechsel darum, dass sich Daniel Buchhholz, die fiktive, von Arno Strobel in den gemeinsamen Büchern geschriebene Romanfigur über Nina Salomon, Poznanskis Figur, beschwert. Sie solle sich besser anziehen, lässt Strobel Poznanski in der Mail wissen, sein Daniel leide unter deren legerer, abgerissener Kluft und droht damit, ihr sonst selbst eine Bundfaltenhose und Blümchenbluse auf den Leib zu schreiben. Poznanski kontert. Und lässt Strobel im nächsten, von ihr geschriebenen Kapitel einfach hängen, indem sie es mit den Worten enden läßt: Und da klingelte es an der Tür. Auf seine Rückfrage per Mail, wer denn da vor der Tür stünde, schließlich müsse er weiter schreiben, folgt ihre trockene Antwort: "Keine Ahnung. Ist doch Dein Kapitel."

Es ist dieser Wechsel zwischen liebevollen Neckereien und fachkundigen Infos, die den Abend so unterhaltsam machen. Wenn die beiden aus ihrem neuen Buch "Invisible" lesen, einem Thriller aus der Welt der digitalen Medien, könnte man eine Stecknadel fallen hören.

Atemlos und voller Konzentration lauschen die Zuhörer den beiden Autoren, die eindringlich und mitreißend aus den ersten Kapiteln ihren Buches vorlesen, das gleich zu Beginn mit einem spektakulären Mordfall aufwartet. Um dann, im Abschluß, wieder locker und souverän aus dem Nähkästchen zu plaudern. Von den ersten Gehversuchen als Autor beispielsweise - "Ich habe Liebesbriefe für meine Freunde geschrieben, die das nicht selber konnten. Das hat auch funktioniert. Zumindest zuerst. Er ist dann mit ihr zusammen gekommen. Das hielt so lange, bis die Diskrepanz von geschriebenem Wort zu Alltagsverhalten zu groß wurde", erzählt Strobel lachend. Oder von den eigenen Büchern, wie die Reihe um die Kommissare Wenninger und Kaspary, von der Poznanski bereits vier Bände veröffentlicht hat. Und auf deren Fortsetzung die Fans noch eine Weile warten müssen, denn derzeit arbeitet die Autorin an einem ganz neuen Projekt.

Ein gutes Team ist das da vorne auf der Bühne, das bereitwillig die zahlreichen Fragen der interessierten Zuhörer beantwortet. Nur eine Frage haben sie selber an die Schrobenhausener. "Wenn wir gewusst hätten, wie gut der Spargel hier schmeckt, wir wären ja schon viel früher gekommen", schwärmen sie am Ende des Abends und wollen wissen, woran das denn liege, "warum schmeckt der hier so anders, so gut, so besonders" wollen sie wissen. Das kann ihnen aus dem Publikum an diesem Abend leider keiner so recht beantworten. Aber vielleicht kommen sie ja nochmal wieder. Zur Spargelzeit. Mit einem neuen Buch und unzähligen Anekdoten im Gepäck.

Sylke Baumann-Zielke