Strobenried
Wie viele Flüchtlinge verträgt ein 140-Einwohner-Ort?

Strobenrieder: Zehn Asylbewerber sind zu viel – Keine Busse, keine Beschäftigungsmöglichkeiten, kein Handyempfang

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Strobenried/Gerolsbach (bdh) Zehn oder gar 20 jugendliche Asylbewerber in einem 140-Einwohner-Ort wie Strobenried – das sei eindeutig zu viel, meinen Menschen in dem kleinen Dorf. „Wir stellen uns vor, fünf oder sechs Asylbewerber aufzunehmen“, schlug FW-Gemeinderat Georg Ottinger, selbst ein Strobenrieder, vor, „die könnten wir in unserem Ort auch integrieren.“

Das Landratsamt hat, wie bereits berichtet, vor, in der ehemaligen Gastwirtschaft Dafelmair vorerst zehn, später vielleicht auch 20 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren sind ohne Eltern oder Verwandte nach Deutschland geflohen. Bevor gestern Abend die Strobenrieder Bürger mit Vertretern des Landratsamts über dieses Thema sprachen (ausführlicher Bericht folgt), befasste sich der Gerolsbacher Gemeinderat bereits am Dienstagabend mit dem Thema und fasste den Beschluss, dem Landkreis vorzuschlagen, nur sechs jugendliche Flüchtlinge in Strobenried aufzunehmen. Zudem soll für eine Betreuung rund um die Uhr gesorgt werden, fordert die Gemeinde. Bisher ist laut Landratsamt lediglich vorgesehen, dass die jungen Menschen tagsüber Unterstützung beim Kochen, Waschen oder bei Behördengängen erhalten. Außerdem sollen sie die Berufsschule in Pfaffenhofen besuchen.

Strobenried, meinte FW-Gemeinderat Martin Winter, sei für die Unterbringung gerade jugendlicher Asylbewerber denkbar ungeeignet. Nach Schrobenhausen fahre nur an Schultagen regelmäßig ein Bus, nach Pfaffenhofen gar nicht. Es gebe so gut wie keine Beschäftigungsmöglichkeiten für die jungen Leute, zudem sei der Handyempfang äußerst schlecht – was die Flüchtlinge dann auch noch der Möglichkeit beraube, den für sie so wichtigen Kontakt mit ihren Freunden und Verwandten in der Heimat aufrechtzuerhalten.

In Ortschaften wie Wolnzach oder Scheyern möge die Integration der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge bisher gut geklappt haben, „aber jetzt müsst ihr euch mal die Einwohnerzahlen anschauen“, sagte Winter. Und Ottinger rechnete vor: 20 Asylbewerber – das seien 14 Prozent der Strobenrieder Einwohnerzahl. „Wir, die Strobenrieder, sind grundsätzlich nicht gegen Asylbewerber“, stellte Winter klar, aber man müsse die Anzahl schon so wählen, dass der Dorfgemeinschaft auch die Möglichkeit gegeben werde, diese Menschen zu integrieren.

„Wir teilen die Sorgen unserer Bürger“, versicherte Bürgermeister Martin Seitz, aber die Gemeinde selbst habe keine Eingriffsmöglichkeit. Für die Unterbringung der Asylbewerber – Minderjähriger ebenso wie Erwachsener – sei der Landkreis zuständig, der auch den Mietvertrag mit dem Besitzer des Gebäudes abschließe. Und der Landkreis sei angesichts der ständig steigenden Zahl an Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, gezwungen, jede passende Unterkunft, die ihm angeboten werde, zu nehmen. Im Gasthaus Dafelmair könnten generell sogar bis zu 50 Menschen untergebracht werden – dagegen habe er bereits vehement beim Landratsamt interveniert, versicherte Seitz.

Besser wäre es, die Flüchtlinge auf alle Gemeindeteile zu verteilen, meinte Rudi Lönner (CWG), doch er verstehe auch, dass das wohl wegen der Betreuung nicht möglich sei. Deutschland werde von Asylbewerbern überrollt, sagte Peter Wörle (CSU) – da müsse man gut aufpassen, dass die Stimmung in der Bevölkerung nicht kippe, mahnte er.

Und Jakob Buchberger (CSU) kritisierte ganz konkret, dass die Jugendlichen in Strobenried abends und nachts unbeaufsichtigt seien – das könne problematisch werden, schließlich seien sie ja noch in der Pubertät und zum Teil aus unterschiedlichen Kulturkreisen. „Ich kenne Studentenwohnheime. Die Leute sind 20 und die kommen auch aus unterschiedlichen Nationalitäten“, konterte Seitz, „auf die passt auch keiner auf.“